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Vogtherr, Thomas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Reichsabteien der Benediktiner und das Königtum im hohen Mittelalter: (900 - 1125) — Mittelalter-Forschungen, Band 5: Stuttgart, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.30326#0242

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6. Mönche und Abte als Bischöfe

Mönche im Bischofsamt steilen im ostfränkisch-deutschen Reich nur eine kleine
Gruppe innerhalb des gesamten Episkopates dar. In den Jahren von 919 bis 1122
sind lediglich 54 Benediktiner aus Reichsabteien zu Bischöfen promoviert worden.
Angesichts einer Gesamtzahl von 526 Bischöfen', die im gleichen Zeitraum im Reich
amtierten*', handelt es sich also nur um ein Zehntel der Bischöfe. Der weitaus größere
Teil der Bischöfe dieses Zeitraumes stammte hingegen aus den Kreisen des Welt-
klerus bzw. der regulierten Chorherren.
Angesichts der kaum mehr überschaubaren Literatur zu hochmittelalterlichen
Bischofswahlen im allgemeinen^ sowie zu einzelnen Kirchenprovinzen bzw. Bis-
tümern* mutet es überraschend an, daß das Phänomen der benediktinischen
Mönchsbischöfe bisher nicht umfassend untersucht worden isP. Eine solche Un-
tersuchung hat zu fragen, warum und wie Mönche zu Bischöfen wurden, ob bei
ihrer Auswahl Gedanken der monastischen Reformbewegungen des hohen Mittel-
alters eine Rolle gespielt haben, sowie schließlich, in welchen Bistümern Mönchs-
bischöfe auffallend häufig vertreten sind. Angesichts der insgesamt geringen Zahl
der Mönchsbischöfe wird sich eine statistische Auswertung der Ergebnisse jedoch
verbieten.
Unter Konrad I. hatten noch zwei herausragende Gestalten der spätkarolingi-
schen Reichskirche als Mönchsbischöfe amtiert: Abt Hatto von Reichenau (888-913),

1 Die Summe ergibt sich aus der Addition der 164 Bischofserhebungen zwischen 919 und 1002
(FiNCKENSTEiN, Bischof, S. 194-272) und der 362 Promotionen zwischen 1002 und 1125 (ZlELlNSKl,
Reichspiskopat, S. 16f.), unter denen sich 44 antikönigliche Bischöfe des Investiturstreits befin-
den.
2 Der Einfachheit halber werden für die Zwecke dieser Erhebung dieselben maximal 45 Bistümer
berücksichtigt, die auch ZlELlNSKl, Reichsepiskopat, S. 8-10, seinen statistischen Erhebungen zu-
grundelegte: die Kirchenprovinzen Mainz (mit 16 Bistümern), Köln (6), Trier (4), Salzburg (7),
Hamburg-Bremen (4), Magdeburg (6) sowie die Bistümer Basel und Cambrai.
3 FiNCKENSTEiN, Bischof [zu 919-10561; ZlELlNSKl, Reichsepiskopat 1002-1125. - Dadurch weitge-
hend überholt, wenngleich für manche Einzelheiten weiterhin einschlägig: LAEHNS, Bischofswahl
936-1056; GERDES, Bischofswahlen 953-975; BEYER, Bischofs- und Abtswahlen 1056-1076; BONIN,
Besetzung 1077-1105.
4 PELSTER, Stand und Herkunft Köln; SiMON, Stand und Herkunft Mainz; MARUNi, Trierer Bischofs-
wahlen; FISCHER, Personal- und Amtsdaten Salzburg; HERMANN, Stand und Herkunft Hamburg-
Bremen; SCHAEFERS, Personal- und Amtsdaten Magdeburg.
5 Ansätze bei ZlELlNSKl, Reichsepiskopat, S. 126-134; FiNCKENSTEiN, Bischof, S. 62-65.
 
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