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Vogtherr, Thomas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Reichsabteien der Benediktiner und das Königtum im hohen Mittelalter: (900 - 1125) — Mittelalter-Forschungen, Band 5: Stuttgart, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.30326#0154

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3. Markt-, Münz- und Zollrechte der
Reichsklöster

Die Bedeutung von Markt-, Münz- und Zollrechten ist im Zusammenhang der
Entstehung des Städtewesens im Ostfränkisch-Deutschen Reich ebenso evident wie
als Teil einer gezielten wirtschaftlichen Förderung der Empfänger dieser Rechte
durch die hochmittelalterlichen Herrscher'. Dabei kommt der ottonisch-salischen
Zeit eine besondere Rolle bei der Entwicklung des Städtewesens zu: Zum einen ent-
stehen in vorher nicht mit Städten besiedelten Landschaften, etwa in Sachsen, sol-
che Zentren neu. Zum anderen läßt die Vergabe von Rechten zur Gründung bzw.
zum Besitz solcher Zentren in besonders signifikanter Weise die Förderung geistli-
cher Institutionen durch die damaligen Herrscher erkennen.
Es ist diese Koinzidenz, die der Vergabe von Markt-, Münz- und Zollrechten an
geistliche Empfänger im 10.-12. Jahrhundert eine besondere Bedeutung zukommen
läßt. Gleichzeitig wird durch die planmäßige Vergabe solcher Rechte an Glieder der
Reichskirche die Voraussetzung dafür geschaffen, den Kirchen auch künftig das
Servitium regis abverlangen zu können. Die Gewährung von Markt-, Münz- und
Zollrechten an geistliche Empfänger steht auf diese Weise in einem engen Zusam-
menhang mit der Servitialpflicht der Reichskirche und kann als Anzeichen für eine
zunehmende Intensivierung königlicher Herrschaft über die Reichskirche angese-
hen werden.
Nur wenige solcher Verleihungen von Markt, Münze und Zoll zugunsten ost-
fränkischer Reichsklöster stammen schon aus karolingischer ZeitT Diese Urkunden

1 Grundlegend für den hier behandelten Zeitraum: SCHWINEKÖPER, Königtum und Städte. - Dane-
ben heranzuziehen: Studien Städtewesen; SCHLESINGER, Vorstufen; Vor- und Frühformen 1-11.
2 Hierzu wie auch zu den Nachweisen im allgemeinen: HARDT-FRIEDRICHS, Markt, S. 26-31 (freilich
weder fehlerfrei noch lückenlos). - Die einschlägigen echten Urkunden für Reichsabteien - teils
auch lotharingische - ergingen an Corvey (833: BÖHMER-MÜHLBACHER* 922; 900: MGH DD LK 6),
Echternach ([768-814]: BÖHMER-MÜHLBACHER^ verl. Urk. 133; 819: ebd. 693), Fulda (836: BÖHMER-
MÜHLBACHER2 954; 850: MGH DD Lo I 111), Herford (vor 911: BÖHMER-MÜHLBACHER* verl. Urk.
198), Honau ([748/751]: MGH DD Merov. 105; 781: MGH DD Karol. 1137), Hornbach (814: BÖH-
MER-MüHLBACHER* 533; 833: MGH DD Lo 117; 865: MGH DD Lo II 24), Kempten (837: MGH DD
LD 24; 859: ebd. 36; 889: MGH DD A 47), Kornelimünster (817: BÖHMER-MÜHLBACHER^ verl. Urk.
227; 821: ebd. 734), Lorsch (858: MGH DD LD 89), Münster im Gregorienthai (843: MGH DD Lo
I 72; 896: MGH DD Z 6), Murbach (816: BÖHMER-MÜHLBACHER^ 623; 878: MGH DD Lf 10), Prüm
(763: MGH DD Karol. 119; 844: MGH DD Lo I 85; 861: MGH DD Lo 1116; 919: BöHMER-MüHLBA-
CHER* 1966), Stablo ([652/653]: MGH DD Merov. 23; 744: MGH DD Merov. 97; 814: BÖHMER-MÜHL-
BACHER' 546; 873: MGH DD LD 147), Werden (877: MGH DD LJ 6; 888: MGH DD A36; 898: MGH
DDZ 19).
 
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