Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vogtherr, Thomas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Reichsabteien der Benediktiner und das Königtum im hohen Mittelalter: (900 - 1125) — Mittelalter-Forschungen, Band 5: Stuttgart, 2000

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30326#0167

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1. Das SfrnYmm im allgemeinen

Regelmäßige Leistungen der Reichskirche sowie der königlichen Grundherr-
schaften an den Hof zur Versorgung werden mit dem Begriff Scruzünw mgz's be-
zeichnet. Sie finden sich in voller Ausprägung in den Quellen seit der Mitte des
11. Jahrhunderts, gehen in der Sache schon auf frühere Zeiten zurück und haben
ihre Ursprünge vermutlich in der Karolingerzeit'.
Die Servitialleistungen dürften, rechtlich gesehen, zweierlei Ursprung haben:
Zum einen erwächst die generelle Pflicht zur Gastung des Herrschers - wie immer
sie im Detail auch verwirklicht worden sein mag - aus der lehnrechtlichen Pflicht
zu consPüuü H durch den Lehnsträger. Diese rechtliche Begründung wird
seit dem Investiturstreit so konkretisiert, daß die Regalienbelehnung als Vorausset-
zung der Pflicht zum Servitium regis angesehen wird. Gelegentlich wird diese
Pflicht mit den aus karolingischer Zeit überlieferten dona azzzuzalzh der Reichsklöster
in Verbindung gebracht. Jedoch wird dabei übersehen, daß diese dotM aus Pferden,
Edelmetallen oder Luxusgegenständen bestanden haben, nicht jedoch aus Natura-
lien und sonstigen Gegenständen des täglichen Bedarfs^. Eine allgemeine Pflicht der
Untertanen zur Gastung des Herrschers und zur Gestellung von Fuhren bestand
schon im antiken Römischen Reiche
Zum anderen aber dürfte die Servitienpflicht allgemein auf eigenkirchenrecht-
liche Vorstellungen des frühen und hohen Mittelalters zurückzuführen sein*. Da-
nach hatte der Herrscher durch seine grundherrlichem bzw. eigenkirchenherrli-
chem Rechte gegenüber Tafelgütern bzw. Reichskirchen einen Anspruch auf
materielle Leistungen, der an der tatsächlichen Ausgestaltung des Servitium regis
zu einem zentralen Herrscherrecht des frühen und hohen Mittelalters vermutlich
entscheidenden Anteil besaß.

1 Wichtigste Literatur: HEUSINGER, Servitium regis; BRÜHL, Fodrum; METZ, Servitium regis; DERS.,
Quellenstudien; PEYER, Gastfreundschaft, S. 146-168; BERNHARDT, Servitium Regis; BERNHARDT,
Kingship; GÖLDEL, Servitium regis (dazu: Rez. KÖLZER, in: DA 53,1997, S. 627-629).
2 Vgl. zur Sache HEUSINGER, Servitium regis, S. 27-36; BRÜHL, Fodrum, S. 197. - Noch 937 erlegt Otto I.
dem Mauritiuskloster Magdeburg eine jährliche Abgabe von einem Pferd, einem Schild sowie
einer Lanze oder zwei Fellen als Anerkennung für das MMaALmEam des Königs auf (MGH DD
0114); ähnlich schon Ludwig der Deutsche 854 für Sankt Gallen: sMahriMS gEazn, af aaaaaE'az üaig
dona aosfrg sergnifaE agwz'aaf, sz'caf & cgfgn's aioaasfgräs, a? gsf caNU ^ao caza scaE's gf laacgzs (MGH
DD LD 70).
3 Uber die antiken Wurzeln dieses Rechtes vgl. HiLTBRUNNER, Herberge, Sp. 612ff.
4 Statt anderer sei für die commanis opim'o zitiert: HEUSINGER, Servitium regis, S. 64-66. - Ohne nach-
vollziehbare argumentative Grundlage abweichend: GÖLDEL, Servitium regis, S. 34f.
 
Annotationen