Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vogtherr, Thomas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Reichsabteien der Benediktiner und das Königtum im hohen Mittelalter: (900 - 1125) — Mittelalter-Forschungen, Band 5: Stuttgart, 2000

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30326#0019

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zur Entwicklung des Forschungsstandes

»Reichsabtei und König« ist die 1968 abgeschlossene und zwei Jahre später
erschienene Dissertation von Hans-Peter Wehlt betitelt, in der es ihm um die Bedeu-
tung von benediktinischen Reichsklöstern als Königs- und Kaiserpfalzen ging. Fest-
stellungen zu dieser Frage setzen jedoch die detaillierte Beschreibung des Verhält-
nisses der einzelnen Abteien zu den Herrschern des Mittelalters voraus. So war es
nur konsequent, wenn Wehlts Arbeit am Beispiel der Abteien Lorsch, Hersfeld, Sta-
blo-Malmedy und Fulda monographische Beschreibungen des gesamten Problem-
kreises der Beziehungen dieser Klöster zu den hochmittelalterlichen Kaisern und
Königen lieferte: Das Servitium regis und sonstige Reichsdienste, die Königsaufent-
halte und königlichen Privilegierungen, das Verhältnis zum Papst und Aspekte der
Baugeschichte sind die Sachbereiche, zu denen Wehlt Aussagen machte.
Dagegen blieben andere Probleme außerhalb des Rahmens seiner Arbeit: Über-
legungen über die Entwicklung der inneren Struktur der Konvente fehlten ebenso
wie eine Analyse des in jüngster Zeit so bedeutend gewordenen Feldes der Memo-
rialquellen und ihrer Auswertung. Aspekte der Wirtschaftsentwicklung der Klöster,
der Ausbildung einer eigenen Ministerialität und der Auseinandersetzungen mit
den Klostervögten wurden lediglich am Rande berührt. Damit war die Zielrichtung
von Wehlts Arbeit im Kern verfassungsgeschichtlich. Sie stellt eines der wesentli-
chen Ergebnisse der von Wehlts Doktorvater Walter Schlesinger maßgeblich mitbe-
triebenen Pfalzenforschung der ersten beiden Jahrzehnte der Nachkriegszeit dar, ist
jedoch nur am Rand ein Beitrag zur Kirchengeschichte im allgemeinen oder zur
hochmittelalterlichen Geschichte der Benediktiner im besonderen.
Wehlts Arbeit deckte eine seit langem bestehende Lücke der verfassungs- und
kirchengeschichtlichen mediävistischen Forschung auf: Arbeiten über die Gesamt-
heit der dem Reich gehörenden Abteien des hohen Mittelalters zählen bis jetzt zu
den seltenen Ausnahmen einer sich im wesentlichen monographisch betätigenden
reichen Historiographie zur Geschichte einzelner Klöster, einzelner Klosterland-
schaften, einzelner Reformverbände oder einzelner Herrscher und der »Klosterpo-
litik« ihrer Zeit.
Um so mehr schien es geboten, den von Wehlt an vier Beispielen behandelten
Problemkreisen mit einem auf die Reichsabteien des hohen Mittelalters insgesamt
erweiterten Blick erneut nachzugehen. Die starke Hinwendung zu Fragestellungen
aus der Pfalzenforschung, die bei Wehlt zu konstatieren ist, wird durch eine allge-
meine Betrachtung der das Reich und die Reichsabteien in Beziehung zueinander
setzenden Rechte und Pflichten zu ersetzen sein. Dennoch aber wird Wehlts Arbeit
für die Entwicklung des Fragenkataloges der vorliegenden Arbeit ihren Vor-
bildcharakter über weite Strecken behaupten können. Der Versuch, dem Verhältnis
 
Annotationen