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Mofus rerMm femporHÜMm - Aufbruch in eine neue Zeit (1138-1159)
Darüber hinaus war den geistlichen Anhängern Konrads III. noch etwas ande-
res gemeinsam: Alle waren sie erst nach dem Wormser Konkordat zum Bischof er-
hoben worden, Embricho von Würzburg als frühester schon 1127, die anderen so-
gar erst in den dreißiger JahrenA Bedenkt man, daß 1137/38 zudem die Bistümer
Freising, Basel, Merseburg, Brandenburg und Osnabrück vakant geworden waren A
so gewinnt man den Eindruck, als habe hier ein regelrechter >Generationswechsel<
stattgefunden. Demgegenüber mutet Konrad von Salzburg, der schon seit 1106 sein
Amt ausübte, wie ein >Relikt< aus einer anderen Zeit an; und obwohl er selbst Weg-
bereiter dieses neuen Bischofstyps gewesen war, entsprach er ihm nur noch wenig:
Als strenger Reformer mit seinen radikalen Forderungen, etwa nach dem Verzicht
auf das Hominium, vertrat er vielmehr Ideale, die inzwischen veraltet erscheinen
mußten^. Die Geschmeidigkeit, mit der die jüngeren Mitglieder des Episkopats ihre
Interessen als Territorialherren mit ihren Aufgaben als Reichsfürsten in Einklang
brachten, war Konrad, der seinen Prinzipien stets treu blieb, auch wenn ihm aus sei-
ner starren, unnachgiebigen Haltung persönliche Nachteile erwuchsen, nicht zu ei-
gen. Wie sich dieser Wandel innerhalb des Episkopats auf die Herrschaft des Stau-
fers auswirkte, wird noch zu zeigen seinA
Aber nicht nur innerhalb der Geistlichkeit war eine andere Generation mit
neuen Vorstellungen herangewachsen; auch der neue König gehörte einer anderen
Generation an als sein über sechzigjährig verstorbener Vorgänger, selbst wenn er in-
zwischen schon weit über vierzig Jahre alt war. 1093 geboren, also fast zwanzig
Jahre jünger als Lothar von Süpplingenburg, erlebte er wohl erst die Regierungszeit
Heinrichs V. politisch bewußt mit und stand dabei zumeist auf der kaiserlichen
Seite. Während der Herrschaftszeit Lothars III. befand er sich dagegen lange Jahre
in der Opposition, und so verwundert es kaum, wenn er, nachdem er nun selbst zur
Krone gelangt war, sich von seinem Vorgänger abzuheben und eigene Akzente zu
setzen suchteH
Daß die geistlichen Reichsfürsten immer noch Sorge für die Eintracht von Kir-
che und Reich trugen, konnte bereits gezeigt werden. Doch wie stand es mit dem
Herrscher? Auffallend selten begegnet der Begriff der coTrconü'a in seinen Urkun-
den^, und nur einmal wird er in einem ähnlichen Sinn gebraucht, in dem er
während der Regierungszeit Lothars III. so häufig verwendet wurdeA Statt dessen
klingt im Schreiben Konrads III. an den Salzburger Erzbischof bereits ein anderes
Motiv an, das die Idee der conconü'a ccclgsz'ae H regln allmählich ablösen sollte und
das Grundstürzende des Wandels, der sich innerhalb einer Generation vollzogen
65 Albero von Trier 1131, Werner von Münster 1132, Rudolf von Halberstadt 1136, Arnold von Köln
und Adalbert von Mainz 1138.
66 Vgl. LuBiCH, Beobachtungen, S. 324.
67 Ebd., S. 328.
68 Vgl. unten S. 161ff.
69 ENGELS, Die Staufer, S. 33, stellt fest: »Gleich zu Beginn seiner Herrschaft war Konrad III. dar-
auf bedacht, aus welchen Gründen auch immer, Maßnahmen seines Vorgängers rückgängig zu
machen.«
70 DD K III. 11, 57, 65,101, 208,244.
71 Bezeichnenderweise in dem oben besprochenen Schreiben an Erzbischof Konrad von Salzburg,
D K III. 11. Zur Verwendung des Begriffs in der Zeit Lothars III. vgl. oben S. 107f.
Mofus rerMm femporHÜMm - Aufbruch in eine neue Zeit (1138-1159)
Darüber hinaus war den geistlichen Anhängern Konrads III. noch etwas ande-
res gemeinsam: Alle waren sie erst nach dem Wormser Konkordat zum Bischof er-
hoben worden, Embricho von Würzburg als frühester schon 1127, die anderen so-
gar erst in den dreißiger JahrenA Bedenkt man, daß 1137/38 zudem die Bistümer
Freising, Basel, Merseburg, Brandenburg und Osnabrück vakant geworden waren A
so gewinnt man den Eindruck, als habe hier ein regelrechter >Generationswechsel<
stattgefunden. Demgegenüber mutet Konrad von Salzburg, der schon seit 1106 sein
Amt ausübte, wie ein >Relikt< aus einer anderen Zeit an; und obwohl er selbst Weg-
bereiter dieses neuen Bischofstyps gewesen war, entsprach er ihm nur noch wenig:
Als strenger Reformer mit seinen radikalen Forderungen, etwa nach dem Verzicht
auf das Hominium, vertrat er vielmehr Ideale, die inzwischen veraltet erscheinen
mußten^. Die Geschmeidigkeit, mit der die jüngeren Mitglieder des Episkopats ihre
Interessen als Territorialherren mit ihren Aufgaben als Reichsfürsten in Einklang
brachten, war Konrad, der seinen Prinzipien stets treu blieb, auch wenn ihm aus sei-
ner starren, unnachgiebigen Haltung persönliche Nachteile erwuchsen, nicht zu ei-
gen. Wie sich dieser Wandel innerhalb des Episkopats auf die Herrschaft des Stau-
fers auswirkte, wird noch zu zeigen seinA
Aber nicht nur innerhalb der Geistlichkeit war eine andere Generation mit
neuen Vorstellungen herangewachsen; auch der neue König gehörte einer anderen
Generation an als sein über sechzigjährig verstorbener Vorgänger, selbst wenn er in-
zwischen schon weit über vierzig Jahre alt war. 1093 geboren, also fast zwanzig
Jahre jünger als Lothar von Süpplingenburg, erlebte er wohl erst die Regierungszeit
Heinrichs V. politisch bewußt mit und stand dabei zumeist auf der kaiserlichen
Seite. Während der Herrschaftszeit Lothars III. befand er sich dagegen lange Jahre
in der Opposition, und so verwundert es kaum, wenn er, nachdem er nun selbst zur
Krone gelangt war, sich von seinem Vorgänger abzuheben und eigene Akzente zu
setzen suchteH
Daß die geistlichen Reichsfürsten immer noch Sorge für die Eintracht von Kir-
che und Reich trugen, konnte bereits gezeigt werden. Doch wie stand es mit dem
Herrscher? Auffallend selten begegnet der Begriff der coTrconü'a in seinen Urkun-
den^, und nur einmal wird er in einem ähnlichen Sinn gebraucht, in dem er
während der Regierungszeit Lothars III. so häufig verwendet wurdeA Statt dessen
klingt im Schreiben Konrads III. an den Salzburger Erzbischof bereits ein anderes
Motiv an, das die Idee der conconü'a ccclgsz'ae H regln allmählich ablösen sollte und
das Grundstürzende des Wandels, der sich innerhalb einer Generation vollzogen
65 Albero von Trier 1131, Werner von Münster 1132, Rudolf von Halberstadt 1136, Arnold von Köln
und Adalbert von Mainz 1138.
66 Vgl. LuBiCH, Beobachtungen, S. 324.
67 Ebd., S. 328.
68 Vgl. unten S. 161ff.
69 ENGELS, Die Staufer, S. 33, stellt fest: »Gleich zu Beginn seiner Herrschaft war Konrad III. dar-
auf bedacht, aus welchen Gründen auch immer, Maßnahmen seines Vorgängers rückgängig zu
machen.«
70 DD K III. 11, 57, 65,101, 208,244.
71 Bezeichnenderweise in dem oben besprochenen Schreiben an Erzbischof Konrad von Salzburg,
D K III. 11. Zur Verwendung des Begriffs in der Zeit Lothars III. vgl. oben S. 107f.