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Weber, Ines [Hrsg.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Ein Gesetz für Männer und Frauen: die frühmittelalterliche Ehe zwischen Religion, Gesellschaft und Kultur — Mittelalter-Forschungen, Band 24,2: Ostfildern, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.34906#0001
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Auf einer breiten Quellenbasis der normativen
Texte des frühen Mittelalters, näherhin der
Konzilien und Kapitularien, der Bußbücher,
der Leges und derFormuiae, untersucht diese
Studie den Akt der Eheschließung sowie die
ehelichen Vergehen. Unter Anwendung der
Methoden der kulturwissenschaftlichen Medi-
ävistik löst die Autorin die Ehe des frühen Mit-
telalters aus den älteren rechtsgeschichtlichen
sowie feministischen Forschungszusammen-
hängen heraus und verortet sie im gesell-
schaftlichen Kontext des frühen Mittelalters.
Dabei zeigt sich, dass der Eheabschluss-ver-
gleichbar mit anderen Kontrakten - ein für
diese Zeit typischer Vertragsschluss ist, der-
mit den entsprechenden Kommunikations-
strategien unterlegt - auf dem Konsens aller
Beteiligten beruht und somit die Ehefrau
ebenso ins Geschehen mit einbezieht wie die
Verwandten der Brautleute. Verstöße gegen
diesen konsensuell ausgestalteten Eheab-
schluss zwischen vier gleichberechtigten Par-
teien gelten als eheliche Delikte, sodass
sowohl der Ehebruch als auch der Inzest und
selbst die Buße in einem neuen Licht erschei-
nen. Begründet wird zum einen religiös, und
zwar mit jenen biblischen Texten, die die
Gleichheit der Geschlechter vor Augen haben.
Zum anderen spielen die sozialen, ökonomi-
schen, erb- und besitzrechtlichen Bedingun-
gen für die Ausgestaltung der Ehe eine erheb-
liche Rolle. Gesellschaftliche wie religiöse
Argumente beziehen sich wechselseitig aufei-
nander und werden auf diese Weise den früh-
mittelalterlichen Lebensbedingungen ange-
passt. Am Ende wird so das Verhältnis der
Geschlechter, aber auch der Generationen
zueinander neu strukturiert.
Im zweiten Band stellt die Autorin die Quellen
mit deutscher Übersetzung zusammen, die für
die Untersuchung der Ehe und der Eheschlie-
ßung im frühen Mittelalter relevant sind, und
schafft damit eine wertvolle Grundlage für
Forschung und Lehre.
 
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