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Standortbestimmungen
net werden kann. Den Abschluss der Arbeit bildet eine Zusammenfassung, in der die
Befunde außerdem in den größeren zeitlichen wie geographischen Rahmen eingeord-
net und weiterführende Aspekte aufgezeigt werden.
Eine Betrachtung der Krönungsordines kann auf mindestens zwei Ebenen erfol-
gen: So lassen sich zum einen die einzelnen Gebete, Segnungen und Formeln bei der
Insignienübergabe hinsichtlich ihrer Aussagen und ihrer Bewertung des Königs und
des Königtums untersuchen. Zum anderen können die vollzogenen Handlungen und
Gesten, also die Performanz des Krönungsakts und die hierbei vermittelten Botschaf-
ten sowie die tragenden Akteure und die Verortung des Geschehens im Raum in den
Blick genommen werden. Im Ordo selbst sind beide Ebenen direkt aufeinander bezo-
gen, indem die visuell wahrnehmbaren Handlungen durch auditive Elemente begleitet
und erläutert und gleichzeitig die Formeln und Gebete durch die durchgeführten Akte
untermalt und verdeutlicht werden.
Die Forschung hat die Krönungsordines meist zur Untersuchung der politischen
Ideengeschichte herangezogen, wie zum Beispiel Carl Erdmann, Percy Ernst Schramm
oder Walter Ullmanrü" Bereits Erdmann hat in Anlehnung an Schramm jedoch auch
auf die Grenzen der Quellengattung hingewiesen: Weder dürfe man die Entstehung ei-
nes Ordo mit einer bestimmten Krönung zusammenbringen, noch seien die im Einzel-
fall vorgenommenen Änderungen »für die Dauer auf dem Pergament« festgehalten
worden.'"" Dass es zu keinen größeren Veränderungen gekommen sei, deutet Erdmann
als mangelnde Bezugnahme auf die »politische Wirklichkeit«, auf die der Ordo selbst
keinen besonderen Einfluss gehabt habe.'"' Diese Warnungen vor einer nur geringen
Reichweite und interpretativen Belastbarkeit der Ordines, die auch Janet L. Nelson be-
kräftigt hat,'"" scheint zu einer gewissen Skepsis gegenüber diesen Quellen geführt zu
haben. Ihr Inhalt wurde zumeist nur noch im größeren Kontext der allgemeinen politi-
schen Entwicklungen behandelt/"^ oder es wurden einzelne Stellen herausgegriffen
und im Stile eines >wie es der Krönungsordo formulierte< zur Illustration herange-
zogen."°4
99 ERDMANN, Forschungen zur politischen Ideenwelt, S. 52-82; SCHRAMM, Krönungen in Deutsch-
land, S. 266-274, in der Neufassung SCHRAMM, Ablauf der deutschen Königsweihe, S. 81-87 un-
ter der Überschrift »Die >Königstheorie< des >Mainzer Ordo«<; ULLMANN, Souveränitätsgedanke.
Siehe außerdem Dümc, Ausgangspunkt, KÖLMEL, Regimen christianum, S. 87-107 oder ScmEF-
FER, Mediator cleri et plebis, S. 353-355. Zu den französischen Ordines des 9. Jahrhunderts siehe
z. B. SpRENGLER, Gebete der Krönungsordines.
100 ERDMANN, Forschungen zur politischen Ideenwelt, S. 53.
101 Vgl. ebd., S. 61-63, das Zitat S. 61 und ähnlich S. 63: »Keine unmittelbare Verfügung über die
staatliche Wirklichkeit stellt der Ordo dar, aber eine literarische Autorität; er war nur ein >Buch<,
aber eines von besonderem Gewicht.«
102 NELSON, The Rites of the Conqueror, z. B. S. 119: »This means, I think, that Contemporary rele-
vance was not a consideration in the minds of liturgists and that >standard< texts usually contin-
ued to be copied out, and presumably used, without anyone's worrying about their precise apt-
ness.«
103 FRIED, Politik der Ottonen im Spiegel der Krönungsordnungen.
104 Vgl. z. B. ERKENS, Vicarius Christi, S. 13-15, Anm. 54, 55 und 61; WEiNFURTER, Idee und Funktion
des »Sakralkönigtums«, S. 100; WEiNFURTER, Investitur und Gnade, S. 122f.
Standortbestimmungen
net werden kann. Den Abschluss der Arbeit bildet eine Zusammenfassung, in der die
Befunde außerdem in den größeren zeitlichen wie geographischen Rahmen eingeord-
net und weiterführende Aspekte aufgezeigt werden.
Eine Betrachtung der Krönungsordines kann auf mindestens zwei Ebenen erfol-
gen: So lassen sich zum einen die einzelnen Gebete, Segnungen und Formeln bei der
Insignienübergabe hinsichtlich ihrer Aussagen und ihrer Bewertung des Königs und
des Königtums untersuchen. Zum anderen können die vollzogenen Handlungen und
Gesten, also die Performanz des Krönungsakts und die hierbei vermittelten Botschaf-
ten sowie die tragenden Akteure und die Verortung des Geschehens im Raum in den
Blick genommen werden. Im Ordo selbst sind beide Ebenen direkt aufeinander bezo-
gen, indem die visuell wahrnehmbaren Handlungen durch auditive Elemente begleitet
und erläutert und gleichzeitig die Formeln und Gebete durch die durchgeführten Akte
untermalt und verdeutlicht werden.
Die Forschung hat die Krönungsordines meist zur Untersuchung der politischen
Ideengeschichte herangezogen, wie zum Beispiel Carl Erdmann, Percy Ernst Schramm
oder Walter Ullmanrü" Bereits Erdmann hat in Anlehnung an Schramm jedoch auch
auf die Grenzen der Quellengattung hingewiesen: Weder dürfe man die Entstehung ei-
nes Ordo mit einer bestimmten Krönung zusammenbringen, noch seien die im Einzel-
fall vorgenommenen Änderungen »für die Dauer auf dem Pergament« festgehalten
worden.'"" Dass es zu keinen größeren Veränderungen gekommen sei, deutet Erdmann
als mangelnde Bezugnahme auf die »politische Wirklichkeit«, auf die der Ordo selbst
keinen besonderen Einfluss gehabt habe.'"' Diese Warnungen vor einer nur geringen
Reichweite und interpretativen Belastbarkeit der Ordines, die auch Janet L. Nelson be-
kräftigt hat,'"" scheint zu einer gewissen Skepsis gegenüber diesen Quellen geführt zu
haben. Ihr Inhalt wurde zumeist nur noch im größeren Kontext der allgemeinen politi-
schen Entwicklungen behandelt/"^ oder es wurden einzelne Stellen herausgegriffen
und im Stile eines >wie es der Krönungsordo formulierte< zur Illustration herange-
zogen."°4
99 ERDMANN, Forschungen zur politischen Ideenwelt, S. 52-82; SCHRAMM, Krönungen in Deutsch-
land, S. 266-274, in der Neufassung SCHRAMM, Ablauf der deutschen Königsweihe, S. 81-87 un-
ter der Überschrift »Die >Königstheorie< des >Mainzer Ordo«<; ULLMANN, Souveränitätsgedanke.
Siehe außerdem Dümc, Ausgangspunkt, KÖLMEL, Regimen christianum, S. 87-107 oder ScmEF-
FER, Mediator cleri et plebis, S. 353-355. Zu den französischen Ordines des 9. Jahrhunderts siehe
z. B. SpRENGLER, Gebete der Krönungsordines.
100 ERDMANN, Forschungen zur politischen Ideenwelt, S. 53.
101 Vgl. ebd., S. 61-63, das Zitat S. 61 und ähnlich S. 63: »Keine unmittelbare Verfügung über die
staatliche Wirklichkeit stellt der Ordo dar, aber eine literarische Autorität; er war nur ein >Buch<,
aber eines von besonderem Gewicht.«
102 NELSON, The Rites of the Conqueror, z. B. S. 119: »This means, I think, that Contemporary rele-
vance was not a consideration in the minds of liturgists and that >standard< texts usually contin-
ued to be copied out, and presumably used, without anyone's worrying about their precise apt-
ness.«
103 FRIED, Politik der Ottonen im Spiegel der Krönungsordnungen.
104 Vgl. z. B. ERKENS, Vicarius Christi, S. 13-15, Anm. 54, 55 und 61; WEiNFURTER, Idee und Funktion
des »Sakralkönigtums«, S. 100; WEiNFURTER, Investitur und Gnade, S. 122f.