ANDREAS BÜTTNER
Der Weg
zur Krone
RituaLe der Herrschererhebung im
spätmitteLaLterLichen Reich
Politische Wiilensbiidung war im Mittelalter
zumeist mit einer rituellen Inszenierung der
gefundenen Entscheidungen verbunden.
Der Herrschererhebung kam dabei besondere
Bedeutung zu: In den vollzogenen Ritualen
spiegelte sich die Ordnung des Reichs, die so
bei jedem Herrschaftsantritt erneuert und
bekräftigt wurde. Die Beteiligung der Fürsten
brachte ihre Partizipation an der königlichen
Herrschaft zum Ausdruck: Als sich im späteren
Mittelalter der Kreis der Königswähler auf die
sieben Kurfürsten verengte, bedeutete dies
gleichzeitig die Perpetuierung ihrer heraus-
gehobenen Stellung als „Säulen des Reichs".
Wie die politische Ordnung blieben auch die
Rituale keineswegs statisch. Ihre Veränderun-
gen in Gesamtkomposition und Teilakt lassen
sowohl auf der Ebene der normativen Texte als
auch für die konkrete Durchführung einen
umfassenderen Wandel erkennen. Neuschaf-
fung, grundsätzliche Modifikation und situa-
tionsgebundene Aktualisierung bilden die
Spielarten dieser Entwicklung. In diesem Span-
nungsfeld von Konstanz und Dynamik verän-
derte sich auch die Bewertung der einzelnen
Ritualsequenzen, was sich besonders in einem
zunehmenden Bedeutungsgewinn der Wahl
gegenüber der Krönung äußerte.
THORBECKE