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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0280

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Zwischenfazit (13. Jahrhundert)

265

5.6 Zwischenfazit:
Die Herrschererhebungen der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts

Die fünf behandelten Herrschererhebungen der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts
zeigen fünf sich wesentlich voneinander unterscheidende Kontexte, was besonders für
die Vorgänge bei der Krönung in Aachen von Bedeutung war. Im Folgenden sollen zu-
nächst die einzelnen Herrschaftsantritte kurz Umrissen werden, um dann auf die Ent-
wicklung der Wahl und vor allem des Krönungsrituals näher einzugehen.
Wilhelm von Holland war von einem Teil der deutschen Fürsten als Gegenkönig
erhoben worden und musste sich seine Herrschaft zuerst militärisch erkämpfen, wozu
als eines der ersten und wichtigsten Ziele die Einnahme der Stadt Aachen zählte. Als
die Stadt nach langen Monaten der Belagerung schließlich aufgeben musste, war dieses
Vorhaben erreicht, doch dürfte die anschließende Krönung wohl kaum besonders freu-
dig oder feierlich begangen worden sein, bildete sie doch eher den Anfang und nicht
den Abschluss der Durchsetzung des neuen Königtums.
In gewisser Weise gilt dies auch für Richard von Cornwall, der im Anschluss an
seine an Christi Himmelfahrt erfolgte Krönung mit Nachdruck die Niederwerfung der
Anhänger des anderen Thronprätendenten Alfons von Kastilien verfolgte. Zuvor hatte
er jedoch seine Krönung in Aachen unter friedlichen und ungestörten Umständen fei-
ern können, wie der König selbst nicht müde wurde zu betonen. Die in diesem Zusam-
menhang entwickelte große Prachtentfaltung des reichen englischen Grafen sollte seine
Macht und Stärke demonstrieren und einen würdigen Rahmen seines Herrschaftsan-
tritts in Deutschland bilden. Dennoch waren die Krönungen in Aachen für die beiden
Herrscher keine Selbstläufer, sondern stets erst der Auftakt für den Kampf um allge-
meine Anerkennung.
Anders im Falle des Habsburger Grafen Rudolf, der sogar schon vor seiner eigent-
lichen Wahl von den oberrheinischen Städten königlich (udMf rex) aufgenommen wurde
und dem bereits am Wahlort Frankfurt alle Kurfürsten einen feierlichen Empfang berei-
teten. Rudolfs Herrschaftsantritt sorgte sicherlich wegen der vielfach als königslos
wahrgenommenen Zeit der vorangehenden Jahrzehnte für großes Interesse und Zu-
spruch bei den Zeitgenossen. Entscheidend war jedoch die persönliche und mit großem
Aufwand betriebene Beteiligung der wichtigsten Fürsten des Reichs an den verschiede-
nen Etappen des Herrschererhebungsprozesses, von der Wahl in Frankfurt über das
Geleit nach Aachen und der dortigen Krönung, dem Krönungsmahl und der doppelten
Hochzeit zweier Kurfürsten mit Rudolfs Töchtern.
Für Rudolfs Nachfolger Albrecht von Nassau trifft dies hingegen nur teilweise zu,
denn das große Gefolge der Kurfürsten bei der Wahl diente hier eher der militärischen
Absicherung und Untermauerung der Wahlentscheidung. Wie schwach und wenig bin-
dend der in Frankfurt gefundene Konsens über den vom Erzbischof von Köln ins Spiel
gebrachten Kandidaten war, zeigt die Weigerung des Pfalzgrafen und des Herzogs von
Sachsen persönlich an der Krönung teilzunehmen ebenso deutlich wie das bestenfalls
sehr eingeschränkt durchgeführte Geleit zum Krönungsort durch die übrigen Kurfürs-
ten: Hatte zwei Jahrzehnte zuvor der Wille nach einer ordnungsgemäßen und feierli-
 
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