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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0059

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Früh- und Hochmittelalter

aller relevanter Belege und Ereignisse gehen, durchaus aber um eine Evaluation und
gegebenenfalls auch Neubewertung bestehender und scheinbar feststehender Ansich-
ten.

3.1 Wahl und Thronfolge

Die Königswahl und die mit ihr zusammenhängenden Aspekte zählen zu einem der
meistbearbeiteten Themen der deutschen Mediävistik. Schon 1944 hatte Heinrich
Mitteis in seiner Studie »Die deutsche Königswahl. Ihre Rechtsgrundlagen bis zur Gol-
denen Bulle« einleitend festgestellt: »Jahrzehntelang galt das Schrifttum über diesen
Gegenstand als unübersehbar, weiteres Bemühen als aussichtslos, das Thema als er-
schöpft.«^ Gerade durch Mitteis' eigene Arbeit erfuhr der Untersuchungsgegenstand
erneut eine besondere Zuwendung der Forschung, so dass Ulrich Schmidt rund vierzig
Jahre später hinzufügen musste: »Mehr denn je scheint es ausgeschlossen zu sein, alle
Arbeiten, die sich direkt oder auch nur am Rande mit Problemen des Königswahlrechts
im weitesten Sinne beschäftigen, auch nur annähernd vollständig zu überblicken.«^
Dieses starke Anwachsen des Schrifttums hatte auch zur Folge, dass selbst grund-
legende Arbeiten bei späteren Nachdrucken mehrfach um Nachträge ergänzt werden
mussten, um dem Fortschreiten der Forschung zumindest ansatzweise Rechnung zu
tragend
Schmidts Feststellung, die Fiteratur zu diesem Themenkomplex sei kaum mehr zu
überschauen, kann auch zwei Jahrzehnte später nur bestätigt und bekräftigt werden. Es
hat allerdings den Anschein, als ob sich der Fokus seit dieser Zeit leicht in Richtung
Spätmittelalter verschoben hat, so dass jetzt vor allem die Entstehung des Kurfürsten-
kollegs ins Blickfeld rücktet In diesem Zusammenhang erschienen in den letzten Jah-
ren auch Arbeiten, die sich vor allem um eine Zusammenfassung der bisherigen For-
schungsergebnisse bemühten/ Dies belegt einerseits die seitdem gemachten
Fortschritte, signalisiert andererseits aber wohl auch eine langsam eintretende Sätti-
gung. Eine »Fösung des Fundamentalrätsels in der Entwicklung der deutschen

3 Mi i i Lis, Die deutsche Königswahl, S. 11.
4 ScHMiDT, Königswahl und Thronfolge, S. 1.
5 Siehe z. B. SCHLESINGER, Karolingische Königswahlen, zuerst erschienen 1958, mit Nachträgen
von 1963 und 1974, die insgesamt dreieinhalb Seiten umfassen.
6 Vgl. schon im Jahr 1990 REULiNG, Entwicklung der Wahlformen, S. 270 über den Zeitraum nach
1198 und die Beschränkung des Wahlrechts auf einzelne Fürsten: »Um welchen Personenkreis
es sich dabei handelte und in welcher Form dieser seine Vorrechte im Vollzug der Wahl wahr-
nahm, sind Fragen, die gerade in jüngster Zeit wieder in den Mittelpunkt der Königswahlfor-
schung getreten sind.«
7 ERKENS, Kurfürsten und Königswahl; ERTL, Alte Thesen und neue Theorien. Dazu die Diskus-
sion zwischen WoLF (Rez.), Erkens, Kurfürsten und Königswahl, und ERKENS, Vom historischen
Deuten und Verstehen. Bereits 1915 war von BucHNER, Zur neuesten Literatur über die Entste-
hung des Kurfürstenkollegs, eine Zusammenfassung der Forschungslage unternommen wor-
den.
 
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