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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0123

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108

Krönungsordines

4.2 Der Mainzer Ordo und der Krönungseid des 11. Jahrhunderts

Der Mainzer Ordo sollte bis ins 14. Jahrhundert der einzig maßgebliche Text für die
Krönungen im römisch-deutschen Reich bleiben. Im Verlauf des 11. Jahrhunderts
wurde allerdings eine Erweiterung vorgenommen: In den Handschriften taucht nun
ein Krönungseid auf, den der König nach seiner Thronsetzung zu leisten hatte.
Es ist das Verdienst Eduard Eichmanns, diese Weiterentwicklung des Mainzer
Ordo herausgearbeitet zu habenDen Ausgangspunkt bildete für ihn ein Schreiben
Friedrichs I. an Papst Eugen III. vom März 1152, in dem er von seiner Krönung in Aa-
chen berichtet und dabei auch eine^brTmda pro/esszonzs erwähnt.^ Eichmann gelang der
Nachweis, dass jener der Eid zugrunde liegt, der in einigen Handschriften des
Mainzer Ordo nach der Thronsetzung eingefügt wurde (Pro/esszo regzs ante connw
deo ci clero %c popülo).^ Ihm waren insgesamt vier Handschriften bekannt, die den Eid
enthalten: Sie stammen alle aus dem 12. Jahrhundert, mindestens eine von ihnen sogar
aus dessen erster Hälfte.^ Als weiterer Textzeuge ist hierzu die Handschrift der British
Library, Ms. Add. 17004 zu ergänzen/^ die entweder in der ersten Hälfte des 11. Jahr-
hunderts für Köln oder in der zweiten Hälfte desselben Jahrhunderts für Bamberg oder
Köln angefertigt wurde und relativ bald nach ihrer Entstehung nach Amiens, einem
Suffraganbistum von Reims, gelangte.^

73 EicHMANN, Die »formula professionis« Friedrichs I.
74 MGH D F I. 5, S. 11. Vgl. hierzu EicHMANN, Die »formula professionis« Friedrichs I., S. 137-141
sowie zur Frage der Autorschaft die Edition der Urkunde, S. 9f.
75 Für eine weitergehende Überlegung, die die Beeinflussung durch eine zweite Vorlage annimmt,
vgl. ZATSCHEK, Wibald von Stablo, S. 494f., anknüpfend an ScHREUER, Krönungszusagen, S. 367-
369.
76 Vgl. EicHMANN, Die »formula professionis« Friedrichs I., S. 139f. Die Handschrift Bamberg,
Staatsbibliothek, Msc. Lit. 55 ist auf um 1170 zu datieren, doch dürfte ihr eine ältere Vorlage aus
der Zeit des Heiligen Otto zugrunde liegen (vgl. SucKALE-REDLEFSEN, Die Handschriften des
12. Jahrhunderts der Staatsbibliothek Bamberg, S. 58f.). Bei der Angabe von EicHMANN, Die »for-
mula professionis« Friedrichs I., S. 140, die Handschrift Bamberg, Staatsbibliothek, Msc. Lit. 52
sei ein Pontifikale aus dem 17. Jahrhundert, muss es sich um einen Druckfehler handeln, richtig
wäre das 12. Jahrhundert (ANDRiEu, Les Ordines Romani du haut moyen äge, Bd. 1, S. 39).
77 Siehe bereits ELZE, Königskrönung und Ritterweihe, S. 334, Anm. 5. BouMAN, Sacring and crow-
ning war diese Handschrift noch unbekannt, weshalb er den ersten Nachweis ins 12. Jahrhun-
dert datierte (S. 36, Anm. 3; S. 146).
78 Zur Datierung und Zuschreibung vgl. ANDRiEu, Les Ordines Romani du haut moyen äge, Bd. 1,
S. 145f. Aufgrund der Namensnennung am Ende des EvuM (HenwMWWo) dachte Andrieu entwe-
der an Bischof Hermann I. von Bamberg (1065-1075) oder Hermann II. von Köln (1036-1056). Da
ihm unter anderem die Schrift eher in die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts zu passen schien,
neigte er ersterem zu, weshalb die Forschung den Entstehungsort in der Regel mit einem Frage-
zeichen versehen als Bamberg angibt (vgl. zuletzt KAY, Pontificalia, Nr. 327 S. 64). LAPiDGE, The
origin of CCCC 163, S. 19 wies allerdings auf die in der Litanei genannten Heiligen (Gorgonius
und Walburga) hin, was seiner Meinung nach eher für Köln sprechen würde. Denkbar wäre
dabei auch eine Entstehung unter Hermann III. von Köln (1089-1099), so dass eine erneute Prü-
fung der einzig von Andrieu vorgenommenen paläographischen Einstufung geboten erscheint.
Gegen die Spätdatierung nach Köln könnte allerdings sprechen, dass die Handschrift dann in
sehr kurzer Zeit nach Amiens gelangt wäre, wo sie sich bereits zu Beginn des 12. Jahrhunderts
befand. BRÜCKMANN, Latin Manuscript Pontificals and Benedictionais, S. 421 gibt zur möglichen
Zuschreibung nach Köln statt des 11. fälschlich das 12. Jahrhundert an. Möglicherweise war es
gerade diese Handschrift, die entscheidenden Einfluss auf die französischen Krönungsordines
 
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