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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0347

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332

Herrschererhebungen des Spätmittelalters

So war Ludwig umso glücklicher, den Straßburgern außerdem mitteilen zu können,
dass ihm selbst mehrere Städte die Treue geschworen und die Stadt Nürnberg ihn non
nt /tospes, sed nt rcx poczns Ronmnorn/n aufgenommen habeA'^ Als der Glanz der Krönung
langsam zu verschwinden begann, bedurfte es offenbar anderer Rituale, die aus einem
einfachen Herzog einen echten König machten, sei es die Zurschaustellung der Reichs-
insignien, sei es der feierliche Empfang durch eine der wichtigsten Reichsstädte.^

5.8.6 Zusammenfassung
Die Herrschererhebung des Jahres 1314 unterschied sich von den vorangehenden nicht
nur in ihrem Ergebnis, sondern auch in ihrer Vorgeschichte: Von Beginn an standen
sich zwei feindliche Lager gegenüber, die mit Nachdruck die Wahl ihres Kandidaten
betrieben. Ähnlich wie 1257 verging nach dem Tod Heinrichs VII. mehr als ein Jahr, bis
die Kurfürsten zu einer Neuwahl zusammentraten. Für die Zwischenzeit sind jedoch
im Gegensatz zu der vorherigen Doppelwahl vielfältige Bemühungen der Kurfürsten
greifbar, ihrem Kandidaten eine Mehrheit bei der anstehenden Wahl zu verschaffen.
Als nach mehreren Vorbesprechungen, die zweimal im bereits zur Traditionsstätte er-
klärten Rhens stattfanden, absehbar wurde, dass eine Kandidatur des Kaisersohns Jo-
hann von Böhmen gegen die Anhänger Friedrichs von Habsburg nicht durchzusetzen
war, entschied man sich im Mainzer-luxemburgischen Lager für die Wahl des bayeri-
schen Herzogs Ludwig.
War eine einmütige Wahl so zumindest wieder in die Nähe des Möglichen gerückt,
so waren sich beide Seiten dennoch bewusst, dass eine Doppelwahl mit anschließenden
Kämpfen um das Königtum der deutlich wahrscheinlichere Ausgang der Frankfurter
Wahlhandlungen sein würde. Wie bei keiner anderen Herrschererhebung sind daher
bereits im Vorfeld umfassende Bemühungen der Kandidaten greifbar, nicht nur mög-
lichst viele Stimmen, sondern auch einen möglichst großen Anhang zu gewinnen und
diesen in Form von bewaffneten Truppen mit zum Wahlort zu führen.^ Diese un-
sichere Lage bedingte es ebenfalls, dass bei den verschiedenen Vorverhandlungen ganz
explizit von einer »Krönung in Eintracht oder in Zwietracht« gesprochen wurde und

ten Ludwig hierüber einen Brief geschrieben (sz'cMf Eüoro ocsüv uoMs misse dodarauf), der nicht
mehr erhalten ist.
864 Ebd.,S.219,§2.
865 Zu diesen Maßnahmen gehörte auch, dass der Erzbischof von Mainz im Mai 1315 anordnete,
dass in seiner Diözese eine Messe gelesen werden sollte, in der nicht nur für die Wahl eines gu-
ten Papstes, sondern auch für das Wohlergehen König Ludwigs (serenz'ssz'mMm dominum uosfrum,
dominum Lodom'cum Romauorum rogom sompor augusfum) gebetet werden sollte (Regesten der
Mainzer Erzbischöfe, Bd. 1,1, Nr. 1767 S. 326, § 11 mit Anm. 10).
866 Eine gewisse Ausnahme bildeten hier die Herzoge von Sachsen-Lauenburg, denen es vor allem
um die Sicherung ihrer Kurstimme ging. Aus einer Übereinkunft mit dem Markgrafen von
Brandenburg geht hervor, dass sie beabsichtigten, mit sechs Rittern, drei Kaplänen und insge-
samt mit einem nicht sechzig Pferde übersteigenden Anhang zu erscheinen (MGH Const. 5,
Nr. 9, S. 7), was gegenüber den für das Jahr 1292 überlieferten zehn Rittern, zwei Kaplänen und
acht Knappen keine wesentliche Veränderung darstellt. Die Bestimmungen erfolgten aller-
dings zu einem Zeitpunkt, als die Doppelwahl noch keineswegs absehbar oder unausweichlich
erschien. Der für die Kosten zu erstattende Betrag fiel letztendlich aber dennoch deutlicher ge-
ringer aus als bei den anderen Fürsten (siehe oben, Anm. 746).
 
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