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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0028

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Forschungsüberblick

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tion und Sichtweise sind der zeitliche Wandel, die verschiedenen Ebenen, die Kontext-
gebundenheit und die Diskursivität des Rituals entgegen zu stellend^

2.2 Forschungsüberblick

Die Herrschererhebung mit ihren zentralen Bestandteilen Wahl und Krönung hat wie
wohl kaum ein anderes Thema die Aufmerksamkeit der historischen Forschung auf
sich gezogen. Eine vollständige Auflistung der Fülle an übergreifenden Untersuchun-
gen und detaillierten Einzelstudien ist von vornherein zum Scheitern bestimmt, zu
ausufernd wäre eine solche Darstellung. Stattdessen sollen im Folgenden einige zent-
rale Werke vorgestellt werden, während weitere relevante Arbeiten später an entspre-
chender Stelle angeführt und behandelt werden.
Die Struktur des römisch-deutschen Reichs bedingte es, dass die Kaiserkrönung
in der Regel das vorrangige Interesse der Forschung auf sich zog: Für sie existiert nicht
nur eine moderne Edition der Krönungsordines,^ sondern auch eine umfassende zwei-
bändige Arbeit, die dem Ritual und seinen einzelnen Bestandteilen für das gesamte
Mittelalter nachgehtA Auch die Krönungen in Norditalien sind bereits Gegenstand ei-
gener Untersuchungen geworden,^ ebenso wie die Weihen der Kaiserinnen und Köni-
ginnen.^ Zuletzt wurde den Krönungen der böhmischen Herrscher eine eigene Studie
gewidmet,^ und für Frankreich liegen, ähnlich wie für England,^ eine moderne Edi-

43 Vgl. RuDOLPH, Kontinuität und Dynamik, mit ähnlichem Ansatz für den Vergleich dreier neu-
zeitlicher Krönungen: »Die Fragen, die an die Quellen zu stellen sind, lauten also: Was sind
überhaupt rituelle, was zeremonielle, was rechtliche Elemente der Herrschererhebung?« (S. 381).
Wie diese methodischen Vorüberlegungen im Folgenden gewinnbringend angewandt und um-
gesetzt werden, bleibt jedoch unklar, wenn auf S. 397 resümiert wird, »dass trotz einiger Ände-
rungen primär zeremonieller Natur der rituelle Grundbestand der Krönungsmesse erhalten
blieb« - gerade auf den Empfang der Kommunion während der Messe musste Maximilian II. ja
beispielsweise verzichten (S. 394). An welchen Stellen der Krönung das Reich »als rituelle« und
in welchen hingegen als »zeremonielle Gemeinschaft« lebendig wurde, bleibt ebenso offen.
44 Elze (Hg.), Ordines.
45 EicHMANN, Kaiserkrönung; siehe auch die Zusammenfassung des Themas bei ZuG lucci, Le in-
coronazioni imperiali. Einen Sonderfall des Themas widmete Michail Bojcov eine eigene Stu-
die: Bojcov, Wie der Kaiser seine Krone aus den Füssen des Papstes empfing.
46 MEiNHOLD, Forschungen; HAASE, Königskrönungen in Oberitalien; KROENER, Wahl und Krö-
nung; EicHMANN, Zur Geschichte des lombardischen Krönungsritus; ELZE, Ordines für die Kö-
nigskrönung in Mailand.
47 KRULL, Salbung und Krönung; WiNTERSiG, Zur Königinnenweihe; WoLF, Königinnen-Krönun-
gen; NELSON, Early Medieval Rites of Queen-Making; ZEY, s; rvwenf Romam....
48 BERNiNG, »Nach alltem löblichen Gebrauch«. Zum Mittelalter siehe S. 34-59. Siehe jetzt außer-
dem den Sammelband KuTHAN/SMiED (Hg.), Korunovacni räd ceskych krälü, sowie mehrere Bei-
träge in NoDL/SMAHEL (Hg.), Rituäly, ceremonie e festivity.
49 Siehe z. B. SCHRAMM, Geschichte des englischen Königtums; RicHARDSON, The Coronation in
Medieval England; BuRDEN, Rituals of Royalty; SiPONG, Coronation. Zur Edition der Ordines
siehe BRÜCKMANN, English coronations, sowie GARNETT, The Third Recension of the English
Coronation ordo.
 
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