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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0140

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Spätmittelalterlicher Ordo (>Aachener Ordo<)

125

aufbewahrt wurde.'"' Die Zuordnung zu einer der bekannten Handschriften dürfte
aufgrund des Inhalts und der Kürze des Textes schwierig ausfallen, doch liefert die Ab-
schrift in jedem Fall den Beweis, dass einst auch am Krönungsort selbst eine Hand-
schrift des Krönungsordo vorhanden war.'Sind hiermit bereits auf der Ebene der
Handschriften zahlreiche Anhaltspunkte für die tatsächliche Verwendung des Ordo
gegeben, so sollen im Folgenden seine Entstehungszeit und -umstände näher beleuchtet
werden.

4.4.2 Kurze Geschichte der Datierungen
Für die Entstehung des spätmittelalterlichen Ordo wurden in der Forschung zunächst
noch verschiedene Daten diskutiert. Bald vollzog sich jedoch eine Verengung auf das
Jahr 1309, eine Datierung die sich noch in Publikationen der jüngsten Zeit findet,^ ob-
wohl seit 1989 der Schlüssel zur Revision dieser von einer vagen Vermutung zur schein-
bar gesicherten Tatsache gewandelten Annahme bereitlag. Bevor die Argumente für
eine Neudatierung des Ordo vorgestellt werden/^ soll zunächst eine kurze Geschichte
der Datierungsversuche präsentiert werden, da diese sowohl für den Umgang mit litur-
gischen Texten im Allgemeinen und den Krönungsordines im Besonderen als auch für
die Arbeitsweise des Historikers generell ein anschauliches wie mahnendes Beispiel
darstellt.
Als Georg Heinrich Pertz den spätmittelalterlichen >Aachener< Ordo 1837 heraus-
gab, brachte er ihn ohne weitere Begründung mit der Krönung Rudolfs von Habsburg
im Jahr 1273 in Verbindung. Der Gedanke, der unausgesprochen der Pertz'schen Zuord-
nung zugrunde gelegen haben dürfte, wurde in der Folgezeit mehrfach aufgegriffen:
Aufgrund der Erweiterung der an den König gerichteten Fragen und der Änderung des
Eides'"" wurde immer wieder eine Entstehung des gesamten Ordo oder zumindest der

171 Ebd., f. 2r: ExfracfMS Azzfz'^zzz'ssz'zzzz Lzhrz Rz'üzaiz's z'zz Arc/zzüz'o Cacsarcac Baszlz'cac B. A4. Vz'rgz'zzz's Atyzzzs-
grazzczzsz's assczrafz, z'zz post sokzzzzz'a zzzzctz'ozzz's H corozzatz'ozzz's Rcgz's Rozzzazzorzzzzz, & corozzatz'ozzo Ro-
gz'zzao cozztz'zzozztzzr sctpzczdza = HzMz'cH =.
172 Vgl. hierzu das Zitat von Odilo Gatzweiler über die »Handschriften des Aachener Krönungsri-
tus (deren übrigens in Aachen selbst keine erhalten ist)« (oben, Anm. 151).
173 Vgl. zum Beispiel DoTZAUER, Überlegungen zur Goldenen Bulle Kaiser Karls IV., S. 173 (»von
1309«); MÜLLER, Königskrönungen in Aachen, S. 53 (»wahrscheinlich 1309«); GussoNE, Ritus,
Recht und Geschichtsbewußtsein, S. 40 (»wahrscheinlich zur Krönung Heinrichs VII. 1309«);
SEMMLER, Weihe des deutschen Königs, S. 133 (»1309«); BoESELAGER, Salbung und Krönung, S. 338
(»wahrscheinlich anlässlich der Krönung von Heinrich VII. ... 1309«, danach »von 1309« oder
»1308/09«); RoGGE, Die deutschen Könige im Mittelalter, S. 104 (Verweis auf unterschiedliche Da-
tierungen, dann »Ordo von 1309«); RoGGE, »Tum quia regalis unctio in anima quicquam non
imprimit ...«, S. 43 (»Krönungsordo, der für die Krönung und Salbung von Heinrich VII. 1309
angelegt worden war«); KEUPP, Wahl des Gewandes, S. 250 (»Ordo der Aachener Königskrönung
Heinrichs VII. ... 1309«). ERKENS, Königskrönung und Krönungsordnung, diskutiert zwar im
Anhang die Probleme dieser Datierung (S. 52), kommt aber zu dem Schluss, dass »die Entste-
hung des Ordo mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit wohl doch in das Jahr 1309 fällt, auf je-
den Fall aber ist sie ganz allgemein für die Zeit um 1300 anzunehmen«. Dementsprechend
spricht er teilweise von dem »Ordo von wahrscheinlich 1309« (S. 39, S. 51) oder auch einfach
»von 1309« (S. 50)
174 Siehe unten, Kapitel 4.4.3 und 4.4.4.
175 Siehe unten, Anm. 304 und 306.
 
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