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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0410

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Karl IV. und die Goldene Bulle (1346-1356)

395

dest die Reichskrone mit zu ihrer Krönung führte. In jedem Fall markierte der Erhalt
der Reichsinsignien für Karl einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur allgemeinen An-
erkennung seines Königtums, so dass ihm nun ein baldiger Romzug möglich schien.'^"
Möglicherweise muss auch die Aachener Krönung Annas von Schweidnitz als Vorbe-
reitung hierfür gesehen werden, denn weniger als ein Jahr später brach Karl IV. auf, um
in Rom gemeinsam mit seiner Frau die Kaiserkrone zu empfangen

5.9.9 Zusammenfassung
Als sich die Mehrheit der Kurfürsten im Frühjahr des Jahres 1346 auf Aufforderung des
Papstes schließlich entschloss, einen Gegenkönig gegen den exkommunizierten Kaiser
Fudwig IV. aufzustellen, herrschte eine gewisse Unsicherheit über das angemessene
Vorgehen. Da eine Königswahl in oder vor Frankfurt wohl zu gefährlich war, musste
hierfür ein anderer Ort gefunden werden: der Baumgarten bei Rhens, »wo die Kurfürs-
ten sonst wegen Reichsangelegenheiten gewohnt sind zusammenzukommen«. Jene Ab-
weichung von der Tradition war jedoch bedenklich und nicht gerade legitimitäts-
fördernd, weshalb offenbar bewusst unklar gelassen wurde, dass in Rhens nicht nur
Vorverhandlungen, sondern auch bereits die Wahl selbst stattfinden sollte. Auch die
Wahlanzeigen folgen diesem Muster, in ihnen erscheint die Königswahl zumeist weni-
ger als zuvor gefasster Plan, sondern eher als zufällige Folge der kurfürstlichen Ver-
sammlung.
Der mittels jener Schreiben zu rekonstruierende Ablauf der Wahl orientierte sich
an älteren Formen, doch wurde ebenfalls auf die besondere Situation des Jahres 1346
Rücksicht genommen. Die päpstliche Approbation, die zu langen Auseinandersetzun-
gen zwischen Kaiser und Kurie geführt hatte, wurde zwar nicht explizit erbeten, dem
Anspruch des Papstes aber durch die Abwandlung des Wahlrituals Rechnung getra-
gen: Nicht nur entfiel die Stimmabfrage, die den Kandidaten zum zu erwählenden Kö-
nig benannte (zpszzm ziomzzizzpzmMS zu Rozrzzzzzorzzzrz regem dzgczzdzzzrz), sondern auch der Kür-
spruch, mit dem einer der Kurfürsten die Wahl vollzog (cfzgo). Folglich unterblieb auch
die anschließende, mit dem Singen des Te Deum verbundene Bestätigung durch alle
Kurfürsten (elecfzoziem approhapzmüs), stattdessen wurde die Wahl noch vor ihrer An-
nahme durch den Gewählten verkündet. Statt der Altarsetzung wurde dem neuen Kö-
nig offenbar ein Reichsbanner übergeben, unter dem Karl bei Crecy in die Schlacht ritt.

1220 Siehe Karls Brief an die Stadt Florenz vom Frühjahr 1350: VolMZZZMS au hm ad rzesfras perrvzzire zzofi-
fias, t?Mod dlMsfris PMdoUcMs marc/zz'o BrazzdiFzzrgezzsis, prizzceps et armzzcMlMS zzoshr FarissizzzMS, fofaF'hr
zzoFiscMzz: esf cozzcordafus. Qm' marc/zz'o die dozzzizzico zzzzper preferdo izz razzzis paizzzarzzzzz zzosfre ceisdzz-
dizzi Präge reh'^rzMS sacri Fzzzperii presezzfardf. Pf t?Mia zzos, sopdis ozzzzzz'Fzzs reFediozzz'Fzzs ef IdiFMs Ala-
zzzazzie, ac prizzcipiFus, cozzzdz'Fzzs aft?Me Farozzz'Fzzs zzosfris ef sacri Fzzzperii/ideiz'FHs ef rzassadis ad zzosfrazzz
oFediezzfiazzz dUizza^arzezzfe ciezzzezzfia iazzz redMch's, CMn'az?: gezzeralezzz izz ocfarza izzsfazzfis pascFe izz Nzzrezz-
Ferg sohzzzzder celeFrare decrerdzzzMs. Pf eadezzz curia celeFrafa izzfezzdizzzzzs ad zzrFezzz Rozzzazzazzz, zzozz oF-
sfazzfz'Fzzs ^zzdzHsczzzz^zze zzegofiis deo dzzce, dirigere ac dz'spozzeregresszzs zzosfros (MGH Const. 10, Nr. 69,
S. 53).
1221 Bei Karls Krönung in Mailand war Anna noch nicht zugegen gewesen, sie traf erst in Pisa mit
ihrem Mann zusammen: RzzzperaforJ Uff Pisas, t?zzazzz F'Fere FaFrn'f, ef z'Fi expecfardf Mxorezzz szzazzz
(Chronicon Regiense, Sp. 77; vgl. WmDER, Itinerar und Politik, S. 191).
 
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