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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0418

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Wenzel (1376)

403

Karl IV. teilte der Stadt mit, dass er mit den bei ihm weilenden Kurfürsten übereinge-
kommen sei, seinen Sohn Wenzel an Pfingsten in Frankfurt einmütig zum König zu
wählen, um danach in Kürze in Aachen zur Krönung zu erscheinen.'""" Dieser beab-
sichtigten einmütigen Königswahl noch zu Lebzeiten des Kaisers waren längere Ver-
handlungen vorausgegangen, die im Folgenden kurz resümiert werden sollen. An-
schließend werden die Wahlhandlungen selbst näher betrachtet, um schließlich die
Krönung zu behandeln. Zwischen Wahl und Krönung schiebt sich eine Betrachtung der
päpstlichen Rolle bei Wenzels Königserhebung ein, wobei hier die Bedeutung der Ap-
probation für Wahl und Krönung beleuchtet werden soll.

5.10.1 Vorverhandlungen: Karls IV. Bemühungen um eine
einmütige Königswahl seines Sohnes
An den Vorgängen der Jahre 1346 bis 1349 hatte sich gezeigt, dass die Wahl nicht mehr
zwangsläufig als gemeinsame Wahlhandlung aller Kurfürsten, sondern auch als Sum-
mierung der Einzelkuren verstanden und gehandhabt werden konnte.'""' Um die ein-
mütige Königswahl seines Sohnes zu gewährleisten, bemühte sich Karl daher, Wahlver-
sprechen für alle Stimmen zu erhalten, bevor er schließlich zur Einberufung des
Wahltags schritt. Die Forschung hat den hierzu notwendigen Verhandlungen mit den
Kurfürsten schon früh ihre besondere Aufmerksamkeit zu Teil werden lassen. Da durch
die Münsteraner Dissertation »Die Wahl Wenzels von Luxemburg zum Römischen Kö-
nig 1376« von Wilhelm Klare die Vorgänge umfassend aufgearbeitet worden sind, kann
sich die folgende Darstellung auf die wesentlichen Schritte beschränken.""""
Für die Behandlung der einzelnen Kurstimmen ist es aufschlussreich, die Situa-
tion der 1370er Jahre mit Karls eigener Königswahl 1346 zu vergleichen: Die böhmische
Kurstimme war in beiden Fällen gesichert, 1346 durch Karls Vater Johann, 1376 durch
den Kaiser selbst. Auch die Gewinnung der sächsischen Stimme war relativ unproble-
matisch, da Herzog Wenzel dem Kaiser für dessen Unterstützung im Kampf um das
Herzogtum Lüneburg zu Dank verpflichtet und außerdem um die Behauptung seines
Wahlrechts gegen die Herzoge von Sachsen-Lauenburg bemüht war."""" Auf den erzbi-
schöflichen Stühlen in Köln und Trier wiederum saßen mittlerweile zwar andere Geist-
liche, doch die Vorgehensweise war ähnlich - beide mussten mit umfassenden Verspre-
chungen gewonnen werden.""""

1240 KRAus, Unbekannte Quellen, Nr. 1, S. 196, vom 25. April 1376. Zum Nürnberger Hoftag vgl.
KLARE, Wahl Wenzels, S. 236f., ohne Kenntnis dieses Schriftstücks. Bis auf Wenzel von Sachsen
und Kuno von Trier dürften alle Kurfürsten in Nürnberg zugegen gewesen sein.
1241 Vgl. oben, Kapitel 5.9.4 sowie SCHUBERT, Königswahl und Königtum, S. 280f.
1242 KLARE, Wahl Wenzels, S. 47-92. Für einen kommentierten Literaturüberblick siehe ebd., S. 1-9,
wobei die Arbeiten von LiNDNER, Wahl Wenzels, LiNDNER, Geschichte des deutschen Reiches,
Bd. 1, S. 17-44 und LiES, Wahl Wenzels, hier eigens hervorgehoben werden sollen. Siehe außer-
dem die Darstellungen bei SpEvÄCEK, Karl IV., S. 163-175 und STOOB, Kaiser Karl IV., S. 384-390
sowie zur Wahlhandlung selbst WEizsÄCKER, Rense als Wahlort, S. 26-43.
1243 RTA1, Nr. 25 mit Anm. 1 sowie Nr. 26.
1244 Ebd., Nr. 3 und 4 (Trier) sowie 10 und 11 (Köln). Die Versprechungen für Kunos Neffen Friedrich
von Köln fielen im Vergleich zu Trier geringer aus. Sie waren vornehmlich finanzieller Natur
 
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