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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0031

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Herrschaftsantritts sind durch eigenständige Arbeit erforscht worden: die Altarset-
zung in Frankfurt durch Fritz Rieger, das Königslager durch Karl Schellhass und an-
dere, die Verwendung der Insignien durch Jürgen Petersohn, das sich an die Krönung
anschließende Mahl durch Albert Huyskens und die Reise zur Krönung durch Otto
Volk/" Für Frankfurt sind außerdem die organisatorischen Hintergründe der Wahl be-
reits vor längerer Zeit aufgearbeitet worden/" während die musikalische Ebene der
Krönung in Aachen jüngst von Eric Rice behandelt wurde/" Für eine Einordnung der
Wahl- und Krönungsrituale in den größeren Zusammenhang der Herrschersakralität
sind schließlich die verschiedenen Arbeiten von Franz-Reiner Erkens zu nennen/" wo-
bei auch Frantisek Graus' mahnende Studie über »Mittelalterliche Vorbehalte gegen die
Sakralisierung der Königsmacht« nicht übersehen werden sollte/^

2.3 Quellen

Nach der Präsentation der wichtigsten Forschungsliteratur sollen im Folgenden die für
diese Arbeit zentralen Quellen vorgestellt und charakterisiert werden. Die Vielzahl der
überlieferten Zeugnisse lässt sich dabei im Wesentlichen in zwei Gruppen einteilen:
normativ-präskriptive und narrativ-deskriptive Texte/ ' Erstere entstanden zeitlich vor

Die deutschen Königswahlen und das Geld.
70 RiEGER, Altarsetzung; ScHELLHAss, Königslager; PETERSOHN, »Echte« und »falsche« Insignien; PE-
TERSOHN, Über monarchische Insignien; HuYSKENS, Krönungsmähler; VOLK, Von Grenzen unge-
stört. Zur Krone siehe außerdem OTT, Krone und Krönung; OTT, Die Frühgeschichte von Krone
und Krönung, zur Kleidung KEUPP, Wahl des Gewandes, passim.
71 BECKMANN, Frankfurt a. M. als Schauplatz von Reichs- und Wahltagen.
72 RicE, Music and Ritual, S. 221-258, jedoch ohne die handschriftliche Überlieferung des Ordo
heranzuziehen. Vgl. außerdem für Wahl und Krönung ZAK, Fürstliche und städtische Reprä-
sentation in der Kirche, S. 243-247. Zeitweise sang der Herrscher bei der Krönung persönlich
das Evangelium - ein Thema, zu dem Hermann Heimpel die maßgebliche Studie vorlegte
(HEiMPEL, Königliche Evangeliumslesung bei königlicher Krönung).
73 ERKENS, Der Herrscher als gotes drüt; ERKENS, Sol ZMsfz'cz'e und regz's rcgzzzzz HcazAzs; ERKENS, Vica-
rius Christi; ERKENS, Der pz'zz Dez ozdz'zzaü'ozze zvx; ERKENS, Anmerkungen über die Sakralität des
Reiches.
74 GRAus, Vorbehalte.
75 SCHENK, Zeremoniell und Politik, S. 82 mit Anm. 13 schlägt als dritte Kategorie »beratende (>de-
liberative<) Texte« vor, die sich von normativen Texten durch ihren »fehlenden >Soll-Charakter<«
und von narrativen Texten durch die Absicht, »Ratschläge und Verhaltensregeln am Beispiel
des Dargestellten für die Zukunft fruchtbar zu machen« unterscheiden. Schenk muss allerdings
zugeben, dass derartige Differenzierungen in der Praxis kaum eindeutig zu treffen sind, wes-
halb im Folgenden diese Art von Texten nicht als eigene Kategorie behandelt wird. Richtig ist
jedoch, dass sie als gleichsam abgemilderte Spielart eines normativen Textes betrachtet werden
kann, wie auch, dass genuin narrative Texte nachträglich einen präskriptiven Charakter anneh-
men können (siehe zum Beispiel unten, Kapitel 5.14.4). In diesem Sinne wohnt jedem narrativ-
deskriptiven Text ein normatives Potential inne. JACKSON, Vive le Roi!, S. 24 spricht als dritte Ka-
tegorie neben Ordo und Beschreibung von einem »directory«, das zumeist für die konkrete
Anwendung eines Ordo erstellt werde und daher vor allem aus Handlungsanweisungen (Ru-
briken) bestehe. Diese Art von Text scheint jedoch eher in Frankreich und England und nicht im
römisch-deutschen Reich verbreitet gewesen zu sein.
 
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