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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0215

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Herrschererhebungen des Spätmittelalters

als lobende Übertreibungen der englischen Chronisten abzutun. Doch lieferte gerade
die Krönung Wilhelms von Holland die Kontrastfolie, vor der die Feierlichkeiten, die
Richard neun Jahre später zur Zurschaustellung seines Reichtums und seiner Macht
entfaltete, umso heller glänzen konnten und mussten.'^ Nach deren Abschluss verblieb
der König noch einige Zeit in Aachen, '^ wo er Belehnungen und Privilegienbestätigun-
gen vornahm,'^ um dann wie geplant wenige Tage später nach Köln weiterzuziehen
und mit der militärischen Durchsetzung seiner neu erlangten Herrschaft zu begin-
nen.^

5.2.4 Zusammenfassung
Die Krönung Richards von Cornwall fand in einem anderen und gleichzeitig ähnlichen
Kontext wie die seines Vorgängers Wilhelm von Holland statt: Zwar war Richard an-
ders als Wilhelm nicht zu Lebzeiten eines noch regierenden Herrschers zum König ge-
wählt worden, doch war er seit der Wahl Alfons' von Kastilien ebenfalls nicht der ein-
zige erwählte römisch-deutsche König. Die besondere Betonung der großen Feierlichkeit
sowie des ordnungsgemäßen Ablaufs seiner Herrschererhebung in Aachen, und zwar
beim Einzug, bei der eigenen Weihe und der seiner Frau sowie beim Ritterschlag seines

mähler, S. 38), ist nicht einsichtig, zudem 1257 überhaupt erst der zweite Beleg (nach 936!) für die
Abhaltung eines solchen Festmahls vorliegt (ebd., S. 37f.). Die Nachricht über ein aus dreihun-
dert Schüsseln bestehendes Mahl übernahm HuYSKENS, Krönungsmähler, S. 39 von KESSEL/
RHOEN, Beschreibung und Geschichte der karolingischen Pfalz, S. 82, Anm. 3, doch ist in dessen
Quelle hierfür (Matthäus Paris) davon nicht die Rede.
162 Auch LEMCKE, Beiträge zur Geschichte König Richards von Cornwall, S. 28 und DENHOLM-YouNG,
Richard of Cornwall, S. 92 gehen von der Glaubwürdigkeit der Angaben aus. Vgl. ebenfalls die
Reimchronik Robert Gloucesters (Ex Roberti Gloucestrenis chronico rhythmico, S. 667): TA' cd
Richard of Corzzwaz'io ... zzzado so zzoHo/osfo, f/zaf of ado dzaf zzzo wzzsfo /'s was dzo n'c/zosfo and dzo moste.
Dass es mancher Geschichtsschreiber bei der Wiedergabe der Ereignisse nicht immer ganz so
genau nahm, zeigt gleichzeitig aber auch derselbe Thomas Wykes, der die Ritterweihe nicht am
folgenden Tag, sondern im direkten Anschluss an die Krönung von dem auf dem Karlsthron
sitzenden gekrönten König vornehmen ließ: Cozzzpfofo soiozzzzzz'for corozzafz'ozzz's qffz'cz'o, rox rogz'o oo-
MMsfafMS dz'adozzzafo gion'osMS offzzfgozzs, z'zz f/zrozzo Karod zzzagzzz /zonorzfz'co codocafMS, domzuMZ?: Tfourz-
czzzzz/z'fzHZz: suum zzzz'fz'fz'ao (Thomas Wykes, Annales historiae Anglicanae, S. 116f.). Aus der erst im
Anschluss berichteten Krönung der Königin und dem Abhalten nur eines Festmahls ergibt
sich, dass Thomas Wykes in seiner Darstellung die zwei Tage dauernden Feierlichkeiten auf ei-
nen Tag verkürzte.
163 Manche der mit ihm aus England gekommen Großen schickte Richard unmittelbar nach seiner
Krönung wieder zurück: Spocz'zdos t?MOsdam, t?MOS do Angda soczzz?: addzzxz'f, zzf JacoFum do Azzdz'-
f/zofoz/o, of Sfop/zazzMm do C/zoz/zzdzzz'f, of aiz'os szhz /amz'iz'aros, cozzsz'darz'z szzz do Afomazzzzz'a sfafz'm z'zz
Azzgiz'am romz'sorzzzzf (Annales de Dunstaplia ad a. 1257) S. 203). Dass sich die beiden namentlich
Genannten tatsächlich in Richards Gefolge befanden, beweist die bei LEMCKE, Beiträge zur Ge-
schichte König Richards von Cornwall, S. 24 zitierte Liste der mit Richard nach Deutschland
abgereisten Adeligen. Etwas später, nämlich erst gegen Ende September, lässt Matthaeus Pari-
siensis. Chronica maiora, Bd. 5, S. 653 Richards Sohn Heinrich und die englischen Adeligen zu-
rückkehren, doch orientierte er sich hinsichtlich der Zeitangabe wohl an dem vom König ge-
währten Urlaub.
164 RI V,l,2 Nr. 5297-5302.
165 Ex Mathei Parisiensis Cronicis Maioribus, S. 373: Ef scz'afz's, t?Mod ad pozzfocosfoz?: apzzd Coiozzz'az?: of
z'zzdo frazzs/orozzzMS zzos czzzz: oxorcz'fzz nosfro szzpor arc/zz'opz'scopzzzz: Troporozzsoz?:. In der Tat war der Kö-
nig bereits am 24. Mai, drei Tage vor Pfingsten, in Köln (RI V/l,2 Nr. 5303).
 
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