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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0373

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358

Herrschererhebungen des Spätmittelalters

rituelle Inszenierung seiner Königsherrschaft bedacht gewesen zu sein: Neben den
vielfach berichteten feierlichen Empfängen in den Städten """ ist für den Regalienemp-
fang des Straßburger Bischofs explizit überliefert, dass Karl hierbei im vollen Ornat auf-
trat, mit einer goldenen Krone auf dem Kopf und Zepter und Reichsapfel in den Hän-
den."""" Auch in Basel, wohin sich der König im Anschluss begeben hatte, fiel er nicht
nur durch sein albernes Auftreten beim Tanz mit den dortigen Frauen auf,"""" sondern
inszenierte sein Königtum erneut auf besondere Weise: Am Weihnachtstag verlas er
während der Messe persönlich das Lukasevangeliums, »In jenen Tagen erließ Kaiser
Augustus den Befehl...«, das blanke Schwert in den Händen haltend."""^ Alle konnten
und sollten sehen, wer der neue Augustus im Reich war.

5.9.4 Auseinandersetzung mit den Wittelsbachern und ihren Gegenkönigen
Auf seinem sich anschließenden Zug den Rhein hinauf huldigten dem König die Städte
Speyer, Worms, Erfurt und Mainz, und auch die 24 Mitglieder des Schwäbischen Städte-
bundes versprachen nun, Karl als ihren König anzuerkennen."""" Doch nicht alle Städte
traten nach dem Tod des Kaisers auf Karls Seite über, und gerade die Stadt Frankfurt

gleichzeitig auch zusichern, durch niemanden gedrängt werden zu können, einen König emp-
fangen zu müssen, Mz an die sfHwf, daz in andere des n'cdes siede, o&ede oder yt/dene Mz Mjy uns, por
enipdangen und ingeiaszen /:aw (MGH Const. 8, Nr. 332, S. 378, § 7 und § 2 [Zitat]). Vgl. zu den Vor-
gängen auch die Karls Königtum ablehnend gegenüberstehende Chronica de ducibus Bavariae,
S. 170: Aud/fa HMfen: morfe z'mperafon's RonMMMn: aspz'raws ad regnHmyeshnaNi Rahsponam, nM dono-
rifice SHScepfns esf. Recepü's arden: z'Mden: rdcfMadLMS z'w NnrnizeAcd ei alias regni czüüaies prospere esi
prq/i?cfMS. Linde n:ox regen: se scripsii RomaMHm. Qnodn:odo anien: pei nM ani tyMawdo sen a ^niLns eiec-
ford?HS sii eiecins, nnntynan: poini iem'ier experiri.
1010 Vgl. z. B. Heinrich von Diessenhofen, Chronik, S. 61-63.
1011 Matthias von Neuenburg, Chronik, c. 95, S. 239: Sictyne Arge nt ic receptns donorifice, ipsnn: epis-
copnn: in gradiLns ecciesie, z'wdMfMS regaiiLns insigniis, daLens coronan: anrean: in capite ac pon:nn: et
sceptrnn: in n:anii?HS, de snis regaiiLns prestito siLi /:on:agio soden:pniter inrzestzüit. Die heute in Wien
aufbewahrten Reichsinsignien wurden Karl hingegen erst 1350 nach seiner Einigung mit den
Wittelsbachern ausgehändigt (siehe unten, Anm. 1220).
1012 Matthias von Neuenburg, Chronik, c. 97) S. 245: Rex tyMotyne enn: mzd:'crd?HS BasidensiLMS in coreis
saü's/afMos gestns dadedat.
1013 Ebd.: ln die sancto tyMotyne natzüitatis Domini commMwz'cafMs/Mz'f iegit^ne in missa aita rzoce, dadens in
n:ann epaginatnn: giadinn:, ewangeiinn:: >Rxiit edietnn: a& Augusto Cesare<. Siehe auch Heinrich von
Diessenhofen, Chronik, S. 62: Et ididen: in n:atntinis iegit iectionen: sextan:, ^nan: imperator dadet
legere coran: papan: sowie mit Bewertung dieses Aktes Konrad von Megenberg, Yconomica, 1.11,2,
c. 17) S. 83-85. Vgl. allgemein HEiMPEL, Königlicher Weihnachtsdienst, zu Basel 1347 besonders
S. 132-134 und 148-157. Siehe außerdem ScHWEDLER, Schwertmesse, besonders S. 250f., jedoch
fälschlich mit der von Konrad von Megenberg übernommenen Formulierung, Karl sei »damals
nur König von Böhmen und gewählter römischer König gewesen«. Auch später ist ein solcher
Weihnachtsdienst für Karl IV. vielfach belegt (siehe umfassend HEiMPEL, Königlicher Weih-
nachtsdienst, S. 157-169 sowie speziell zu 1377 ScHWEDLER, Schwertmesse, S. 247-249).
1014 Vgl. WERUNSKY, Geschichte Kaiser Karls IV., Bd. 2, S. 103-106, dazu jetzt auch das Schreiben der
Stadt Esslingen an Aachen (KRAus, Vorgeschichte der Krönung Karls IV., Nr. 5, S. 72f.). Vor allem
die Berichte bei Matthias von Neuenburg, Chronik, c. 97-98, S. 246f. zeigen, dass Karls Anerken-
nung und Aufenthalt in Speyer, Worms und Mainz nicht immer vollkommen bedingungslos
beziehungsweise problemlos verliefen. Der Schwäbische Städtebund hatte sich am 22. Oktober
1347 Vorbehalten, mehrheitlich über die Anerkennung eines cAmaü'y gewählten römischen Kö-
nigs zu entscheiden (MGH Const. 8, Nr. 286, S. 341, § 1) und war noch am 14. Dezember mit dem
Markgrafen Ludwig von Brandenburg ein Bündnis eingegangen (ebd., Nr. 423).
 
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