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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0250

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Adolf von Nassau (1292)

235

Adolf von Nassau fand den Tod in der Schlacht, und so triumphierte schließlich doch
der mittlerweile zum Gegenkönig erhobene Albrecht von Habsburg im Kampf um das
Königtum.

5.4.4 Zusammenfassung
Die Erhebung Adolfs von Nassau zum römisch-deutschen König war in gewisser Weise
eine Überraschung, denn nach dem Tod Rudolfs von Habsburg erschien zuerst dessen
Sohn Albrecht als der wahrscheinlichste Nachfolger. Gewisse Bedenken der Kurfürsten
verhinderten jedoch eine schnelle und einmütige Wahl. Dies gab dem Kölner Erzbischof
die Möglichkeit, einen eigenen Kandidaten aufzustellen, der ihm hierfür weitreichende
Versprechungen machen musste. In diesem Zusammenhang wurde bereits auch die
Krönung des neuen Königs berührt, Adolf verpflichtete sich gegenüber dem Erzbischof,
ihn erst nach der Erfüllung aller Abmachungen um diese zu ersuchen.
Als schließlich die übrigen Kurfürsten auf den Kandidaten des Kölners ein-
schwenkten, konnte auch die Opposition des Pfalzgrafen die Wahl Adolfs nicht mehr
verhindern. Über die genauen Vorgänge in Frankfurt schweigen die historiographi-
schen Quellen ebenso wie über die mehrere Monate dauernden Vorverhandlungen, die
erst durch Urkundenfunde ins rechte Licht gerückt werden konnten.^ Bereits wenige
Tage nach der Wahl erfolgten die üblichen Vergütungen der Wähler, wobei die bei Ru-
dolf von Habsburg zum ersten Mal fassbare Erstattung der Kosten, die unmittelbar mit
der Wahl in Zusammenhang standen, später auch in konkreten Zahlen auf die Krönung
ausgeweitet wurden.^
Ein besonders ausgeprägtes Interesse, an der Krönung teilzunehmen scheint bei
den Kurfürsten allerdings nicht bestanden zu haben, denn neben dem Pfalzgrafen, der
sich für Albrecht von Habsburg als neuen König eingesetzt hatte, blieb der Herzog von
Sachsen den Feierlichkeiten fern und begab sich ohne den Umweg über Aachen zurück
in seinen Herrschaftsbereich.^ Doch auch die übrigen Kurfürsten wichen von dem bei
Rudolf geübten Herkommen, den König feierlich von Frankfurt nach Aachen zu gelei-
ten, ab. Stattdessen lassen die nur lückenhaft erschließbaren Itinerare ein sehr unab-
hängiges Agieren der Beteiligten in dem mit mehr als zwei Monaten relativ langen Zeit-
raum zwischen Wahl und Krönung erkennen.

354 LoRENz, Über die Wahl des Königs Adolf von Nassau, S. 233 urteilte hart, aber treffend über die
Zuverlässigkeit der Chronisten bezüglich Adolfs Wahl: »Und so gibt uns im Grunde die gerin-
gere und dürftigere Erzählung der Urkunde [des Mainzer Erzbischofs über die Wahl am 5. Mai,
A.B.] auch hier mehr als die Mittheilungen der Schriftsteller darbieten, welche die Zeiten und
Stadien der Verhandlungen nicht kennen, und unter dem Schlagworte der Wahl alles zusam-
menfassen, was ihnen eben über die Ereignisse von neun Monaten bekannt geworden ist....« So
deutet zum Beispiel die Cronica S. Petri Erfordensis moderna, S. 304 die Wahl Adolfs als Erfül-
lung der Prophezeiung, dass Gott die Königreiche nach seinem Willen vergebe und so die Nied-
rigsten erhöhe (Dan 4,14).
355 Dass im Anschluss an die Wahl die Kurfürsten ihrerseits vom König ihre Lehen empfingen,
wird durch die Quellen zwar nicht eindeutig gesagt, aber doch zumindest nahegelegt.
356 Sechs Jahre später zog er hingegen zusammen mit Albrecht von Habsburg nach Aachen (siehe
unten, Kapitel 5.5.3).
 
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