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Weinfurter, Stefan; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Päpstliche Herrschaft im Mittelalter: Funktionsweisen - Strategien - Darstellungsformen — Mittelalter-Forschungen, Band 38: Ostfildern, 2012

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Leiverkus, Yvonne: Die invasio apostolice sedis des Konstantin. Das Papsttum nach der sogenannten „Pippinischen Schenkung“
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https://doi.org/10.11588/diglit.34754#0028

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YVONNE LEIVERKUS

Die invasio apostolice sedis des Konstantin
Das Papsttum nach der sogenannten „Pippinisehen Schenkung"

Anfang August des Jahres 768 ereignete sich in Rom ein Aufsehen erregendes
Schauspiel: Der Papst ritt im Damensitz durch die Stadt, an seinen Füßen hingen
schwere Gewichte. Das Ziel seines Rittes war das Kloster S. Saba auf dem Aventin;
dort sollte er eingesperrt werden1. Wie kam es dazu, dass ein gewählter und kon-
sekrierter Papst, der 13 Monate unangefochten seinen Pontifikat ausübte, taufte,
weihte und Synoden abhielt2, nun als Spottgestalt der Öffentlichkeit preisgegeben
wurde? Die Verhöhnung seiner Person und seine Einweisung in ein Kloster machte
und macht dem Beobachter von damals und von heute klar: Dieser Papst wurde
seines Amtes enthoben. Wir haben es hier mit Konstantin II. zu tun, der 768 und
nochmals 769 als invasor apostolice sedis3 abgesetzt wurde. Der Vorwurf seiner Geg-
ner war in den Umständen seiner Wahl zu suchen, sie hielten sie eindeutig für un-
rechtmäßig. Die Konkurrenten Konstantins II. um die päpstliche Würde waren der
erfolglose Philipp, ein Mönch des Klosters St. Vitus in Rom, und der römische
Presbyter Stephan (III.), der als Sieger aus den Wirren um den Papstthron hervor-
ging-
Was führte nun zum offenbar ersten Fall konkurrierender Papstherrschaft
nach dem fränkisch-päpstlichen Bündnis in der Mitte des 8. Jahrhunderts? Und
welche Bedeutung hat die Erhebung Konstantins II. für die weitere Papstge-
schichte? Diese Fragen können beantwortet werden, indem wir zunächst die poli-
tisch-historischen Rahmenbedingungen für das Papsttum der späten 760er Jahre
beleuchten (I), vor diesem Hintergrund die Erhebung Konstantins eingehend be-
trachten (II) und anschließend untersuchen, welche Konsequenzen die Zeitgenos-
sen aus dem Fall Konstantins ziehen, wobei die Synode und das Papstwahldekret
von 769 im Mittelpunkt stehen (III).

1 Vita Stephani III, in: L'abbé Louis Duchesne, Le Liber pontificalis. Texte, introduction et com-
mentaire, 3 Bde., Paris 1886-92,1957, Bd. II, 1, S. 471. Liber pontificalis im folgenden LP.
2 ...fecit praedictus Constantinus, apostolicae sedis invasor, ordinationem presbiterorum seu dia-
conorum, presbiteros VIII, diaconos 7777; sed et episcopos in ipsius anni circulo et unius mensis fecit per
diversa loca numero Vili., Vita Stephani III (wie Anni. 1), in: LP II, 1, S. 469.
3 Vita Stephani III (wie Anni. 1), in: LP II, 1, S. 471.
 
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