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Weinfurter, Stefan; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Päpstliche Herrschaft im Mittelalter: Funktionsweisen - Strategien - Darstellungsformen — Mittelalter-Forschungen, Band 38: Ostfildern, 2012

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Leiverkus, Yvonne: Die invasio apostolice sedis des Konstantin. Das Papsttum nach der sogenannten „Pippinischen Schenkung“
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https://doi.org/10.11588/diglit.34754#0029

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28

Yvonne Leiverkus

I
Dem folgenreichen Bündnis zwischen dem Papsttum und den Franken des Jahres
754 ging zunächst einmal die Entfremdung und schließlich die Loslösung des Bi-
schofs von Rom von der Gewalt des Basileus voraus. Bis dahin war der Papst ein
Reichspatriarch, der nach seiner Wahl die Bestätigung des oströmischen Kaisers
oder seines höchsten Beamten im Westen bedurfte, dem Exarchen von Ravenna4.
Heftige Angriffe von außen, seit dem 7. Jahrhundert der Ansturm der Muslime,
rasch aufeinanderfolgende Thronwechsel und rivalisierende Gruppierungen
geißelten das byzantinische Reich. An eine effektive Verwaltung im italischen
Raum war nicht zu denken. So sahen sich bereits Gregor I. (590-604) und auch Gre-
gor II. (715-731) verstärkt in die Rolle des politischen Führers der Stadt und des rö-
mischen Dukates gedrängt5 - und dazu gehörte nach Ansicht der Römer vor allen
Dingen die Aufgabe der Nahrungsmittelversorgung der Stadt6. Selbständig trat
Gregor I. der langobardischen Bedrohung Roms und des Patrimonium Petri7 durch

4 Benedikt II. (684-685) bat Kaiser Konstantin IV. (654-685) um Verzicht auf die Bestätigung
durch die kaiserliche Person (unter Justinian I. (527-565) eingeführt), da dies zu sehr langen
Wartezeiten bis zur Konsekration führen konnte. Die Wahlanzeige wurde nun an den Exarchen
von Ravenna hinausgeschickt. Vita Benedicti II, in: LP 1,2, S. 363. Vgl. dazu Albert Werming-
hoff, Verfassungsgeschichte der deutschen Kirche im Mittelalter, Leipzig/Berlin 21913, S. 35f.;
Lranz Xaver Seppelt, Geschichte der Päpste von den Anfängen bis zur Mitte des zwanzig-
sten Jahrhunderts 2: Die Entfaltung der päpstlichen Machtstellung im frühen Mittelalter, Mün-
chen 21955, S. 75ff.; L'abbé Louis Duchesne, Les premiers temps de l'état pontifical, Paris 1911,
S. 21f.; Max Heimbucher, Die Papstwahlen unter den Karolingern, Augsburg 1889, S. 14f.;
Charles Bayet, Les élections pontificales sous le Carolingièns au VIIIe et IXe siècle (757-885),
in: Revue historique 24,1884, S. 49-91, S. 67f.
5 Vgl. dazu Bernhard Schimmelpfennig, Das Papsttum von der Antike bis zur Renaissance,
Darmstadt 52005, S. 89; Erich Caspar, Geschichte des Papsttums. Von den Anfängen bis zur
Höhe der Weltherrschaft, 2 Bde., Tübingen 1933, Bd. 2: Das Papsttum unter byzantinischer
Herrschaft S. 471ff. und 438ff.; Duchesne, Les premiers temps de l'état pontifical (wie Anni. 4),
S. 3ff., 22ff., 25ff.; Peter Partner, The Lands of St. Peter. The Papal State in the Middle Ages
and the Early Renaissance, London 1972, S. 4ff.; Ottorino Bertolini, Roma e i Longobardi
(Istituto di Studi Romani), Rom 1972, S. 18f.
6 Vgl. Raimund Hermes, Die stadtrömischen Diakonien, in: Römische Quartalschrift für Alter-
tumskunde und Kirchengeschichte 91,1996, S. 1-120, S. 9; Jean Durliat, De la ville antique à
la ville Byzantine. Le problème des subsistances (Collection de l'école française de Rome 136),
Rom 1990, S. 66f.
7 Das Papsttum wurde Ende des 6. Jahrhunderts zum größten Grundbesitzer im italischen
Raum. Zunächst gab es Besitzungen in verschiedenen Teilen des Römischen Reiches; jedoch
aufgrund arabischer, slawischer und fränkischer Einfälle und die schwierige Anbindung an die
verstreuten Gebiete konzentrierte sich der Besitz im großen und ganzen auf Mittel- und Süd-
italien sowie auf Sizilien. Bescheidener Besitz befand sich noch in der Provence sowie in Istrien
und Dalmatien. Vgl. zur Bewirtschaftung des Grundbesitzes des hl. Petrus Erich Caspar, Ge-
schichte des Papsttums (wie Anm. 5 ), Bd. 1: Von den Anfängen bis zur Höhe der Weltherr-
schaft S. 333; Schimmelpfennig, Das Papsttum (wie Anm. 5), S. 66f.; Partner, The Lands of
St. Peter (wie Anm. 5), S. 6ff. Zur Bedeutung der Patrimonien für die Lebensmittelversorgung
und die päpstliche Stadtherrschaft vgl. Thomas L. X. Noble, The Republic of St. Peter. The
Birth of the Papal State, 680-825 (Middle Ages), Philadelphia 1984, S. 231ff.; zusammenfassend
Llorian Hartmann, Hadrian I. (772-795). Prühmittelalterliches Adelspapsttum und die Lö-
sung Roms vom byzantinischen Kaiser (Päpste und Papsttum 34), Stuttgart 2006, S. 44ff.
 
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