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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0145
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144

IVI Problematisierungen

und begierig waren, ihm [dem Herzog] gegen all seine Feinde zu dienen/""
Während Basin dem Reichsheer wegen seines traurigen Anblicks nur die
Flucht oder eine blutige Niederlage zutraute, war für Monstrelet die Ordnung
und Ausrüstung der Burgunder Ausdruck ihrer Siegeschancen. Froissart
wiederum beschrieb die verschiedenfarbig gekennzeichneten Abteilungen
des 1382 vor Roosebeke versammelten flämischen Heeres derart ausführlich,
dass die Buntheit und Uneinheitlichkeit der verschiedenen Städte und Herr-
schaften einen Eindruck der Unordnung geben musste. Während er bei der
französischen Heeresaufstellung von „Ordnung" (ordonnance) sprach, billigte
er den Flamen lediglich einen „Zustand" (esfaf) zu/' Beim Vergleich der Viel-
falt mit der Einheit hatte unter Aspekten der militärischen Ordnung die Ein-
heit klar den Vorrang. An der Spitze des Heeres, so der Trädogne Qnzeref von
1461, könne es nur einen Heerführer geben, da sich unter zweien sofort Neid
entwickeln würde, aus dem wiederum Zwietracht entstehe/^ Die Erwähnung
der militärischen Unordnung war damit das narrative Signal für die kom-
mende Niederlage im Kampf/3

Die Ordnung des Krieges
Aus der Tradition des n/sh/m heraus wurde der Krieg als Angelegen-
heit der Fürsten betrachtet, die wegen ihrer souveränen Stellung als einzige
einen legitimen Krieg führen durften. Gründe, Ausführung und Organisation
von Kriegen wurden daher grundsätzlich personalisiert gedacht: So sei 1378
der Krieg „zwischen dem König von Frankreich und dem König von Na-
varra" ausgebrochen und der Herzog von Lancaster und andere haben im
selben Jahr „Krieg gegen den König und sein Reich" geführt/^ Der Hundert-
jährige Krieg war aus dieser Warte primär ein Krieg zwischen dem französi-
schen und dem englischen König/5 Diese Personalisierung findet ihren Nie-

3° Tond/bL Ldd dne de Bonrgongno, onfro Pondn'so cf Mo:donc,/;'sf niedre fons ses gens en dafaide ponr
Ls ueoir fond a nne/oü en ordonnance comme s'dz enssenf esfe deuanf ienrs aduersaires. Et esfod en
nne dede /deine an dessondz d'nne monddgne. Eai/nede edose/nd mond /daisanfe a ueoir, car d auod
granf nowdre de gens mond Men daddiez ef des;'rans de ie seruir confre Ions ses ennends. Monstrelet,
Chronique, Bd. 3, S. 214.
3i Froissart, Chroniques (liv. I & II), S. 918f. (11,85-86), siehe auch S. 925f. (11,89). Vgl. dazu Pastou-
reau, Formes [1983], bes. S. 66-71. Wieder abgedruckt in Pastoureau, Formes [1986].
33 Pons, Traite inedit, S. 165. Michel Pintoin lieferte dazu ein passendes exem/dum, indem er aus-
führlich den Streit zweier Führer eines gascognischen Heeres 1406 schilderte, Chronique du
Religieux, Bd. 3, S. 408-410.
33 Siehe z. B. Froissart, Chroniques (liv. I & II), S. 575f. (1,276-277); Chronique du Religieux, Bd. 2,
S. 396-398; Philippe de Commynes, Memoires, Bd. 1, S. 23f (1,3).
34 En Pan md frois eens soäanfe du* dnd, commen^a gnerre ende ie roi/ de Franco cf ie roi/ de Nauarre.
Chronique des quatre premiers Valois, S. 265. En Jäisanf gnerre nofoirewenf confre ie Roi/ cf son
roi/anme. Chronique des regnes, Bd. 2, S. 350. Siehe auch ebd., Bd. 2, S. 67f.; Chronique des
quatre premiers Valois, S. 172; Monstrelet, Chronique, Bd. 2, S. 165; Basin, Louis XI, Bd. 2,
S. 350.
35 Chronique des regnes, Bd. 2, S. 67f. und 350f.; Monstrelet, Chronique, Bd. 2, S. 165.
 
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