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https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0264
21 Formen kollektiver Gewalt
263
geflohen waren 3^ Die zweite Option war demnach, in befestigten Orten oder
Wäldern Schutz zu suchen 3^ Schließlich gab es drittens die - allerdings ris-
kante - Möglichkeit, Widerstand zu leisten. Die Unsicherheit auf dem Land
und auf den Reiserouten muss tatsächlich so prekär gewesen sein, dass die
lokale Bevölkerung immer häufiger selbst zur Gewalt griff.^ Entsprechend
rechtfertigten sich 1373 einige Bauern aus Muscourt (Dep. Aisne) für die Tö-
tung dreier vermeintlicher Plünderer damit, dass diese sonst ungestraft ge-
blieben wären, „weil in jener Zeit kaum Gerechtigkeit geübt wurde.Tat-
sächlich bekam die Obrigkeit das Problem der Plünderer für nahezu ein Jahr-
hundert kaum in den Griff und erlaubte der Bevölkerung bereits 1355, sich
eigenmächtig gegen Plünderer zu wehren.^?
Es sind unzählige Beispiele überliefert, in denen Einzelpersonen oder klei-
ne Gruppen sich spontan gegen Krieger wehrten: So tötete Jehan Suhart 1423
einen Plünderer, der nachts in sein Haus eingedrungen war^s und Robin
Boyer brachte 1415 mit einigen Freunden aus Rache zwei vaLTs um 3^ Gegen-
reaktionen der taktisch und waffentechnisch überlegenen Krieger blieben
natürlich nicht aus: Weil Jean de la Ferte-Fresnel mit seinen Knappen auf dem
Weg durch das Dorf Lyre (heute La Vieille-Lyre, Dep. Eure) von einigen Be-
wohnern angegriffen und gedemütigt worden war, nahm er später die Mög-
lichkeit wahr, sich zu rächen, und verletzte dabei einen Mann so schwer, dass
243 Par ^Moi/ i/coMÜ pm/s /MroMf, poMr L p/MS graMdo parfL, foMS pordMS of fMdaNfos, s; MOM HMpros des
FoMMOs udLs of^rrforosoos. Ff M'oM pouoLMf p/MS soM^h'r of pai/or Ls graMS frdws t?M'dz auofoMf aooMS-
fMwos de Furor pour foMrs appaffs. (...) S; ne se spwoLMf, Ls pouros faFoMroMrs, od Foufor, ne aLr d
SHMUofo, of M'osfoLMf ddLs ne soMsooMrus de md sofgMour, de ^Mof^uo parf; ^M'd/Msf. Monstrelet,
Chronique, Bd. 5, S. 39. Siehe auch Quicherat, Redt, S. 359 (ad a. 1358).
244 Typisch für das ländliche Frankreich im 14. und 15. Jahrhundert sind daher festungsartig
verstärkte Kirchen, die der umliegenden Bevölkerung im Notfall als wehrhafter Zufluchtsort
dienten; siehe dazu z. B. die Schilderungen der Chronique dite de Jean de Venette, S. 154,196,
228-230.
245 (...) PgM MCCCFFX t?Mo Moz OMMomis foMoLMf of oooMpofoMf OM Mosfro Roi/HMWo pfusfoMrsyrrforossos of
proMoLMf goMS H rHMCOM d moffoioMf a wort ofA^soLMf ü?Mf do pfusfoMrs HMfros WHMÜ t?M0 MMlz LFoM-
rour Mo HMfros suFgoz do Mosfro dff Roi/gMwo M'osoLMf adoMf oo pm/s OM Moz dfz OMMomfs osfoLMf dor
soMrowoMf. Foffro do rowissfoM für Jean le Jeusne, 1375, Paris, AN, JJ 107, fol. 10 (Nr. 11). Siehe
auch Chronique dite de Jean de Venette, S. 240-242; Chronique du Religieux, Bd. 4, S. 456.
246 Ff fors Ls dis SMppF'cHMfs uoaMS ^MojMsfLo osfoff HMdff fomps pofffowoMf oxoroo (...) Foffro do romissioM
für Bewohner aus Muscourt, 1373, Paris, AN, JJ 104, fol. 88' (Nr. 207); siehe Verweis bei Wright,
Knights, S. 92f. Siehe auch die Aussage eines Bewohners von Senlis um 1412: OM sauoif FfoM tp;o
oo s'osfoff dM roi/, of ^M'd Mojdfsoff rdsoM MojMsfLo of t?M'd so goMuorMoff per oojHMÜ frdsfro. Paris,
AN,Z^,M.336''.
247 Siehe S. 15, Anm. 25, S. 98, Anm. 43, sowie S. 120 und 220.
248 Foffro do roMu'ssioM für Jehan Suhart, Juli 1423, Paris, AN, JJ 172, fol. 166' (Nr. 324), ediert in den
Actes de la chancellerie, Bd. 1, S. 41-43. Ähnlich: Foffro do roMMSsioM für Jehan Beufvon, Septem-
ber 1425, JJ 173, fol. 115' (Nr. 229), ediert ebd., Bd. 1, S. 256-259; Foffro do romissioM für Guillot de
la Croix, September 1425, JJ 173, fol. 110' (Nr. 216), ediert ebd., Bd. 1, S. 259; Foffro do romissioM
für Jouhan Daboville, Oktober 1425, JJ 173, fol. 119' (Nr. 238), ediert ebd., Bd. 1, S. 262-264;
Foffro do roMMSsioM für Jehannot Coignee, Juni 1427, JJ 173, fol. 340" (Nr. 702), ediert ebd., Bd. 2,
S. 40f.
249 Foffro do roMÜssioM für Robin Boyer, Juli 1415, Paris, AN, JJ 168, fol. 183 (Nr. 282), ediert bei
Roch, Guerres, S. 59f.
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geflohen waren 3^ Die zweite Option war demnach, in befestigten Orten oder
Wäldern Schutz zu suchen 3^ Schließlich gab es drittens die - allerdings ris-
kante - Möglichkeit, Widerstand zu leisten. Die Unsicherheit auf dem Land
und auf den Reiserouten muss tatsächlich so prekär gewesen sein, dass die
lokale Bevölkerung immer häufiger selbst zur Gewalt griff.^ Entsprechend
rechtfertigten sich 1373 einige Bauern aus Muscourt (Dep. Aisne) für die Tö-
tung dreier vermeintlicher Plünderer damit, dass diese sonst ungestraft ge-
blieben wären, „weil in jener Zeit kaum Gerechtigkeit geübt wurde.Tat-
sächlich bekam die Obrigkeit das Problem der Plünderer für nahezu ein Jahr-
hundert kaum in den Griff und erlaubte der Bevölkerung bereits 1355, sich
eigenmächtig gegen Plünderer zu wehren.^?
Es sind unzählige Beispiele überliefert, in denen Einzelpersonen oder klei-
ne Gruppen sich spontan gegen Krieger wehrten: So tötete Jehan Suhart 1423
einen Plünderer, der nachts in sein Haus eingedrungen war^s und Robin
Boyer brachte 1415 mit einigen Freunden aus Rache zwei vaLTs um 3^ Gegen-
reaktionen der taktisch und waffentechnisch überlegenen Krieger blieben
natürlich nicht aus: Weil Jean de la Ferte-Fresnel mit seinen Knappen auf dem
Weg durch das Dorf Lyre (heute La Vieille-Lyre, Dep. Eure) von einigen Be-
wohnern angegriffen und gedemütigt worden war, nahm er später die Mög-
lichkeit wahr, sich zu rächen, und verletzte dabei einen Mann so schwer, dass
243 Par ^Moi/ i/coMÜ pm/s /MroMf, poMr L p/MS graMdo parfL, foMS pordMS of fMdaNfos, s; MOM HMpros des
FoMMOs udLs of^rrforosoos. Ff M'oM pouoLMf p/MS soM^h'r of pai/or Ls graMS frdws t?M'dz auofoMf aooMS-
fMwos de Furor pour foMrs appaffs. (...) S; ne se spwoLMf, Ls pouros faFoMroMrs, od Foufor, ne aLr d
SHMUofo, of M'osfoLMf ddLs ne soMsooMrus de md sofgMour, de ^Mof^uo parf; ^M'd/Msf. Monstrelet,
Chronique, Bd. 5, S. 39. Siehe auch Quicherat, Redt, S. 359 (ad a. 1358).
244 Typisch für das ländliche Frankreich im 14. und 15. Jahrhundert sind daher festungsartig
verstärkte Kirchen, die der umliegenden Bevölkerung im Notfall als wehrhafter Zufluchtsort
dienten; siehe dazu z. B. die Schilderungen der Chronique dite de Jean de Venette, S. 154,196,
228-230.
245 (...) PgM MCCCFFX t?Mo Moz OMMomis foMoLMf of oooMpofoMf OM Mosfro Roi/HMWo pfusfoMrsyrrforossos of
proMoLMf goMS H rHMCOM d moffoioMf a wort ofA^soLMf ü?Mf do pfusfoMrs HMfros WHMÜ t?M0 MMlz LFoM-
rour Mo HMfros suFgoz do Mosfro dff Roi/gMwo M'osoLMf adoMf oo pm/s OM Moz dfz OMMomfs osfoLMf dor
soMrowoMf. Foffro do rowissfoM für Jean le Jeusne, 1375, Paris, AN, JJ 107, fol. 10 (Nr. 11). Siehe
auch Chronique dite de Jean de Venette, S. 240-242; Chronique du Religieux, Bd. 4, S. 456.
246 Ff fors Ls dis SMppF'cHMfs uoaMS ^MojMsfLo osfoff HMdff fomps pofffowoMf oxoroo (...) Foffro do romissioM
für Bewohner aus Muscourt, 1373, Paris, AN, JJ 104, fol. 88' (Nr. 207); siehe Verweis bei Wright,
Knights, S. 92f. Siehe auch die Aussage eines Bewohners von Senlis um 1412: OM sauoif FfoM tp;o
oo s'osfoff dM roi/, of ^M'd Mojdfsoff rdsoM MojMsfLo of t?M'd so goMuorMoff per oojHMÜ frdsfro. Paris,
AN,Z^,M.336''.
247 Siehe S. 15, Anm. 25, S. 98, Anm. 43, sowie S. 120 und 220.
248 Foffro do roMu'ssioM für Jehan Suhart, Juli 1423, Paris, AN, JJ 172, fol. 166' (Nr. 324), ediert in den
Actes de la chancellerie, Bd. 1, S. 41-43. Ähnlich: Foffro do roMMSsioM für Jehan Beufvon, Septem-
ber 1425, JJ 173, fol. 115' (Nr. 229), ediert ebd., Bd. 1, S. 256-259; Foffro do romissioM für Guillot de
la Croix, September 1425, JJ 173, fol. 110' (Nr. 216), ediert ebd., Bd. 1, S. 259; Foffro do romissioM
für Jouhan Daboville, Oktober 1425, JJ 173, fol. 119' (Nr. 238), ediert ebd., Bd. 1, S. 262-264;
Foffro do roMMSsioM für Jehannot Coignee, Juni 1427, JJ 173, fol. 340" (Nr. 702), ediert ebd., Bd. 2,
S. 40f.
249 Foffro do roMÜssioM für Robin Boyer, Juli 1415, Paris, AN, JJ 168, fol. 183 (Nr. 282), ediert bei
Roch, Guerres, S. 59f.