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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0401
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400

VI Vertiefungen

sem aufgehängt worden - dies aber primär, weil er den englischen König
zuvor beleidigt hattet Stärker als die möglichen Vergehen des Bastards steht
hier also der Zorn des beleidigten Königs im Mittelpunkt.
Jean Juvenal versucht einerseits, das Morden Vaurus' als Racheakt nach
dem Tod Bernards von Armagnac 1418 zu erklären, für den er dann durch
Heinrich hingerichtet worden sei A Andererseits beruft er sich auf Gerüchte,
nach denen sowohl Heinrich wegen der Hinrichtung eines so edlen Adligen
kritisiert, als auch Vaurus' willkürliche Exekutionen armer Leute vorgewor-
fen wurden (für die dieser nun eine göttliche Strafe erhalten habe).94 Während
die Opfer in den armagnakischen Berichten zumeist als „arme Leute" benannt
wurden, werfen die burgundischen Chronisten Vaurus vor, er habe reihen-
weise Engländer und Bourguignons an ,seinem' Baum hinrichten lassen.^ Der
Bastard von Vaurus wird damit zu einem Leind der eigenen Partei stilisiert,
seine Praxis des massenhaften Hängens politisiert und seine Hinrichtung
durch Heinrich V. als Racheakt legitimiert.
Deutlich negativer wird die Person Vaurus' bei dem pro-burgundisch ar-
gumentierenden Autor des Livre des Trzzizisons de France envers (a Maison de
Bonrgogne skizziert. Diesem zufolge habe Vaurus es gemocht, nach dem Essen
unter dem Baum voller Leichen zu spazieren, was ihn zu einem „großen Ty-
rann von entsetzlicher Schiechtheit"^ mache. Durch die Benennung individu-
eller Verhaltensmuster wird der Bastard nun stärker als Person diffamiert. Es
sind nicht Motive wie Rache für seinen ermordeten Herrn oder Hass auf die
Partei des politischen Gegners, die ihn antreiben - sein Verhalten offenbart
vielmehr eine seiner Person inhärente Grausamkeit.
Es ist dieses Darstellungsmuster, dem auch der Bourgeois de Paris mit sei-
nem stark symbolisch auf geladenen Bericht folgt, der das Verhalten Vaurus'

92 EZ Zr/ZsZ prMdrr H MMg nrZ^rr, HM dri?ors & MZnMZx, ZrparZ %rZirr OM MowwoZZ Z'nrZirr Voras, rZ rsZoZZ poar
re par P dZZ ZwsZnrd i/ nuoZZ JdZZ prMdrr pZasrars pourrs ZaZwarrars. /lprrs re par Zr roi/ EZran/ raZ JdZZ
prMdrr Zr ZwsZnrd & Vgroas, ZZ Zai//ZsZ rsZHcZa'rr soM rsZHMdnrZ sar sn poZZrZMr; rZ/aZ per Zr roaroax pa'ZZ
nuoZZ H /Mi/ poar Zrs uZZZnZMrs pnroZZrs par Zai/ eZ ses gras HuoZrMZ dZZrs HM roi/ EtrMri/ rZ HMX EMgZrz. Me-
moires de Pierre de Fenin, S. 175, siehe auch S. 172f.
92 Juvenal des Ursins, Histoire, S. 563.
94 /h'Msi romZarM pa'ZZ/asZ unZZZHMZ Zionaur d'nrnirs, eZ par naraMS dZsoZrMZ par ,re M'rsZoZZ pns Za'rM ZioMO-
rnZdruirMZ JdZZ n MM sZ unZZZHMZ Pot/, roninir Ze roZ dMMgZrZrrrr, d'nuoZr JdZZ woarZr MM sZ unZZZHMZ Zionaur
d'nrnirs, eZ grMZZZ Ziownir, poar rHMse d'nuoZr sZ Zoi/nanirMZ srrui/ soM soaurrnZM SrZgMrar/ OM dZsoZZ
HMSsZ par ,ZedZZ BnsZnrd SHMS rHMse eZ SHMS rnZsoM, nuoZZ piL woarZr eZ peMdre pZMsZeMrs gras, ZHMZ
pnaurrs ZnZioMrrars par HMZres, pnrZnMZ par r'rsZoZZ MMe paMZZZoM dZuZMr s'ZZ rsZoZZ pMMZ de pnrrZZZr worZ
ronaur ZZ JnZsoZZ woarZr Zes HMZres/ Juvenal des Ursins, Histoire, S. 563. Siehe auch die Chronique
du Religieux, Bd. 6, S. 450, die Vaurus als schändlichen Mann' darstellt, der arme Bauern habe
töten lassen. Gilles le Bouvier berichtet lediglich kommentarlos, dass der Bastard von Vaurus
gehängt worden sei, Les chroniques du Roi Charles VII, S. 98f.
92 Jean de Wavrin, Recueil, Bd. 2, S. 404 und 406; Monstrelet, Chronique, Bd. 4, S. 96; Chronique
de Jean le Fevre, Bd. 2, S. 54; Chastellain, Oeuvres, Bd. 1, S. 305.
92 Er ZmsZnrd dr VHMrM, soaurrniM CHppitHiMr dr Zn uZZZr, ZrparZ pnr sn grHMd Zi/MMMir rZ oaZZmigrasr WHM-
unZsZZr nuoZZ doMMr n Mom n MMg grHMZ nrZirr pai/ rsZoZZ Z?ors dr Zn uZZZr ,Z'nrZirr dr VHMrM', rZ Zn HuoZZJnZZ
prMdrr ZHMZ dr ZnZioMrrars rZ dr MinrrZiHMS par r'rsZoZZ orrrar n uroZr rZ MirZswrs n Zr rrrordrr, rnr panMd
ZZ nuoZZ prZs soM rrpns, roninir Jb^Z MoZdrs Ziownirs n nZZrr rZmssZrr oa uoZZrr, ZZ prrMoZZ soM pZnZsZr n nZZrr
drsoaZis rrZ nrZirr, rZ JnZsoZZ ZZZrrpars prMdrr X oa Xii ZaZioarrars oa MinrrZiHMS, MMrpiZs pZMS, naZZrrpiZs
moiMS. QMHMd Zr roi/ EtrMrZ rM/aZ Zp/ormrs, ZZ Zr/ZsZ prMdrr ZoMZ HM pZMS ZmaZZ. Le Livre des Trahisons,
S. 168 (§129).
 
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