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Lorke, Ariane; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Contr.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0335
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VI Kirchenreformer in der Mitte des 11. Jahrhunderts

vermochte.1665 Von dort zurückgekehrt, entzog er sich dem Konflikt zwischen
seinem Bruder, Herzog Gottfried von Lothringen, und dem Kaiser durch einen
Rückzug in das Inselkloster Tremiti, zumal ihn Viktor II. als Anhänger Heinrichs
III. von seinem Amt als Bibliothekar entbunden hatte.1666 Nach Heinrichs Tod
erreichte Viktor eine Versöhnung mit der Reichsregierung und strebte nach Goez
eine stärkere Zusammenarbeit mit den Canusinem an, was für Friedrich die
Erhebung zum Abt von Montecassino und zum Kardinalpriester von S. Griso-
gono zur Folge hatte.1667 Nur widerwillig (Topos?) stimmte Friedrich nach dem
Tode Viktors II. im Juni 1057 seiner raschen und ohne Zustimmung der Kaiserin
Agnes vollzogenen Konsekrierung zum Papst Stephan IX. zu, wohl, um dem
stadtrömischen Adel zuvorzukommen.1668 Nach der Vorbereitung durch Viktor
lehnte sich das Papsttum fortan an den nunmehr „bestimmenden Faktor in Ita-
lien", das Markgrafenehepaar, an.1669 Stephan kämpfte wie seine Vorgänger
gegen Simonie und Nikolaitismus und für die Schlichtung der patarenischen
Auseinandersetzungen in Mailand.1670 Für letzteren Zweck setzte er den rheto-
risch begabten Eremiten Petrus Damiani ein, indem er ihn zunächst zum Kar-
dinalbischof von Ostia erhob1671 und damit in seinen engsten Beraterkreis ein-
band, um ihn anschließend mit einer Legation nach Mailand zu beauftragen.1672
An weiteren Maßnahmen hinderte ihn sein baldiger Tod Ende März 1058.
VI.2.1.7 Viktor II., Bischof Gebhard von Eichstätt
Die Nachfolge des im April 1054 verstorbenen Papstes Leo trat nach länger
währenden Verhandlungen einer der maßgeblichen Berater Heinrichs III. an, der
1042 zum Eichstätter Bischof promovierte Regensburger Domkanoniker Geb-
hard.1673 Seine Klosterpolitik ist wohl mit derjenigen Papst Clemens' II. zu ver-

1665 Chron. monast. Casinensis, S. 333f.
1666 Ebd., S. 337.
1667 Ebd., S. 336, Z. 1-12; S. 351, Z. 26f. Vgl. E. Goez, Beatrix 1995, S. 150.
1668 Chron. monast. Casinensis, S. 352f. VgL R. Schieffer, Stephan IX. 1997.
1669 T. Schmidt, Alexander II. 1977, S. 72. Vgl. E. Goez, Beatrix 1995, S. 152.
1670 Vgl. Guggenberger, Päpste 1916, S. 80f. - Das Verhältnis zur Florentiner Pataria und dem Kloster
Vallombrosa blieb allerdings aufgrund der päpstlichen Bande zum Markgrafenhaus gespannt,
so W. Goez, Reformpapsttum 1973, S. 232f.: Abt Johannes Gualbertus ignorierte die päpstliche
Einladung längere Zeit, schützte Krankheit vor und als Stephan per Boten auf seinem Kommen
und sei es im Krankenbett bestand, kam dem Abt laut Andrea di Strumi, Vita loh. Gualberti 45, S.
1089f. ein gewaltiges Unwetter zur Hilfe, dass Stephan schließlich die Unmöglichkeit der Er-
füllung seines Wunsches vor Augen führte.
1671 Vgl. Klewitz, Entstehung 1957, S. 115.
1672 Zur Legation s. oben Abschnitt II.2.9.
1673 Zu ihm vgl. Hägermann, Papsttum 2008, Register S. 246; Huschner, Vittore II 2000; E. Goez,
Beatrix 1995, S. 148-151; W. Goez, Gebhard 1.1980; T. Schmidt, Alexander II. 1977, Register S. 262;
Tellenbach, Libertas 1936, S. 222-227; Kehr, Kapitel 1931, S. 57-60; Trotter, Herkunft 1931; P
Schmid, Begriff 1926, S. 91-94; Guggenberger, Päpste 1916, S. 72-78. - Zur Investitur mit Re-
gensburg vgl. Zielinski, Reichsepiskopat 1984, S. 53, Anm. 224. - Auf einem (Regensburg, An-
fang März 1055), wenn nicht gar zwei (Mainz, September 1054) Reichstagen erörterte Heinrich
mit den Großen des Reiches und einer römischen Gesandtschaft die Nachfolgeregelung. Wer
 
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