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Lorke, Ariane; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Mitarb.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0334
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VI.2 Kleriker

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sondere von Humbert und Hildebrand geleiteter Mann"1656 gewesen sei. Viel-
mehr lag einerseits sein Augenmerk vor allem auf der Diözesanverwaltung von
Florenz. Daher habe er andererseits einen vertrauten Kreis aus Florentiner Kle-
rikern um sich geschart, und konnte auf diese Weise relativ unabhängig von den
in Rom aktiven Reformern agieren.1657 Sein Pontifikat sei zwar kurz gewesen,
habe aber „fondamentale importanza per gli sviluppi successivi", so Ambros-
ioni.1658 Nikolaus starb um den 20. Juli 1061 in seiner Bischofsstadt Florenz.1659
VI.2.1.6 Stephan IX., Abt Friedrich von Montecassino, Kardinaldiakon von S.
Maria in Domnica, Kardinalpriester von S. Grisogono
Friedrich, der Sohn Herzog Gozelos I. von Lothringen, erhielt eine geistliche
Ausbildung in St. Lambert in Lüttich, wo er später zum Archidiakon geweiht
wurde.1660 In dieser Zeit engagierte er sich für die Ausstattung des Kanoniker-
stiftes St. Alban in Namur, das sein Schwager Graf Albert II. von Namur zu-
sammen mit Friedrichs Schwester Regelinde 1047 für die familiäre Memoria
hatte einrichten lassen. Die Verfasstheit dieser Gemeinschaft ist nicht eindeutig
zu erschließen, doch handelte es sich nach Peters wohl um ein traditionelles
Dynastenstift ohne reformerische Charakteristika in unserem Sinne.1661
Friedrich stiftete der Gemeinschaft nicht nur Bücher und Reliquien aus sei-
nem Privatbesitz, sondern verschaffte ihr auch die Reliquien des heiligen Alban
aus der Hand Erzbischof Bardos von Mainz. Bei dieser Gelegenheit könnte er
1049 die Bekanntschaft Papst Leos gemacht haben, der ihm später einige Reli-
quien des heiligen Gerhard von Toul überließ.1662 Aufgrund welcher Eigen-
schaften oder Begebenheiten Leo ihn vor Oktober 1050 nach Rom holte, bleibt
jedoch dunkel.1663 Er ernannte ihn jedoch nicht nur zum Kardinaldiakon von S.
Maria in Domnica, zum Bibliothekar und Kanzler,1664 sondern entsandte ihn
1053/54 gemeinsam mit Humbert zum byzantinischen Patriarchen nach Kon-
stantinopel, wo er das Schisma mit der Ostkirche allerdings nicht zu verhindern

1656 Jakobs, Kirchenreform 1999, S. 23 in der vierten Auflage, die einen 1994 einmalig überarbeiteten
Nachdruck der Originalausgabe von 1984 darstellt. Ähnlich bereits Haller und Davidsohn.
1657 Vgl. T. Schmidt, Alexander II. 1977, S. 172.
1658 Ambrosioni, Niccolö II 2000, S. 177.
1659 Die entsprechenden Quellen nennen den 19., 20. oder 27. Juli. Vgl. Hägermann, Papsttum 2008,
S. 217 mit Anm. 15.
1660 Zu ihm vgl. ebd., S. 11-57; Parisse, Entourage 2006, S. 439f.; ders., Stefano IX 2000; Freund,
Stephan IX. 1995; E. Goez, Beatrix 1995, S. 151-154; Peters, Papst 1995; Mittermaier, Päpste 1991,
S. 128-140; Schmale, Anfänge 1985; Laudage, Priesterbild 1984, Register S. 338; Jordan, Re-
formpapsttum 1980; Hüls, Kardinäle 1977, S. 168f.; T. Schmidt, Alexander II. 1977, Register
S. 261; Ganzer, Entwicklung 1963, S. 15f.; Despy, Carriere 1953; Michel, Accusatio 1930; Gug-
genberger, Päpste 1916, S. 79-83.
1661 Peters, Papst 1995, S. 165.
1662 Vgl. ebd., S. 160-162. Ausführlich zum Kennenlemen Leos und Friedrichs Despy, Carriere 1953,
S. 960-971.
1663 Laurentii de Leodio gesta, S. 493.
1664 Vgl. Kehr, Scrinium 1901, S. 83; seit dem 12. März 1051 als Diakon, Bibliothekar und Kanzler der
römischen Kirche bezeugt (JL 4253).
 
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