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Lorke, Ariane; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0376
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VI.3 Religiöse

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ken der Piacentiner Mönche von S. Savino aufgenommen worden, doch bleiben
die näheren Umstände der Aufnahme dunkel.2018

VL3 Religiöse
VI.3.1 Guido von Velate, Abt von Pomposa
Nach einer weltlichen Ausbildung zog es den um 970 als Sohn vornehmer Eltern
geborenen Guido (auch: Wido)2019 zunächst auf Wallfahrt nach Rom, dann zu
dem vormaligen Pomposaner Abt Martinus, der inzwischen als Einsiedler lebte
und dessen Schüler er wurde.2020 Nach dreijähriger Unterweisung trat Guido in
die nahe gelegene Abtei Santa Maria in Pomposa ein, zu deren Abt er 1008
gewählt wurde.2021 Eifrige Bautätigkeit, Pflege der Wissenschaften und nicht
zuletzt Kultivierung monastischer Askese führten zu einer Verdopplung der
Mitgliederzahlen des Konventes, so dass ein neues Kloster errichtet werden
musste.2022 Diese Aktivitäten fanden die Unterstützung Papst Benedikts VIII., der
Guido 1013 den Besitz des Klosters bestätigte und es 1022 in seinen Schutz
nahm.2023 Nach Auskunft des Canusinischen Hofkaplans Donizo kritisierte er die
simonistischen Händel des Markgrafen Bonifaz von Tuszien, ging dafür aber
nicht der markgräflichen Gunst verlustig, wie es zu erwarten gewesen wäre.2024
Um 1040 gelang es ihm, den gelehrten Prediger und Eremiten Petrus Damiani
zur geistlichen Erbauung seiner Mönche für zwei Jahre nach Pomposa zu ho-
len.2025 Damiani zählte ihn sechs Jahre nach seinem Tod zu den herausragendsten
Geistlichen der Zeit.2026 Als Abt eines seit Otto III. unter königlicher Protektion
stehenden Reichsklosters erwirkte Guido auch von Konrad II. und Heinrich III.
Schutzprivilegien, die stets zeitgleich mit denen für das Ravennater Apollina-

2018 Frank, Studien 1991, S. 59f. Im Nekrolog fehlt sein Name allerdings, vgL ebd., S. 60, Anm. 297.
Zur Gebetsverbrüderung und deren möglichem Reformhintergrund s. oben Anm. 608.
2019 Zu ihm vgl. Ropa, Tradizioni 1987, S. 278f.; Capitani, Tensioni 1987, S. 315-321; Baiboni, Pier
1976; Laqua, Traditionen 1976, S. 38-53; Gugumus, Abt 1971; Laghi, Guido 1967.
2020 Zum Werdegang des heiligen Guido vgl. Laghi, Guido 1967, S. 27-64; zu einer möglichen Ver-
wandtschaft mit den Saliern vgl. Gugumus, Abt 1971, S. 15f.; zur Translation ebd., S. 14-17.
2021 Vgl. Laghi, Guido 1967, S. 43f.
2022 Vgl. ebd., S. 65-98; Sackur, Chmiacenser 21965, S. 279. Besonders hervorzuheben ist die Tätigkeit
des Musiktheoretikers Guido von Arezzo, s. folgender Abschnitt.
2023 JL 3999, JL 4041, vgl. Laghi, Guido 1967, S. 15.
2024 Der Markgraf soll im Rahmen einer öffentlichen Buße in Pomposa gelobt haben, nie wieder eine
Kirche verkaufen zu wollen (Donizonis vita Mathildis 16, S. 373, V. 1110-1115). W. Goez, Re-
formpapsttum 1973, S. 213 wies darauf hin, dass diese Episode eventuell auch bloß der Kon-
trastwirkung zu seiner Heldin wegen von Donizo eingeflochten worden sein könnte. Ebenso
kritisch gegenüber Donizo Golinelli, Mathilde 1998, S. 81-85. S. dazu oben Anm. 1551.
2025 Zum Verhältnis zwischen Petrus und Guido vgl. Laqua, Traditionen 1976, S. 38-53 und Baiboni,
Pier 1975.
2026 Petrus Damiani, Briefe 1, Nr. 40, S. 478, Z. 5.
 
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