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Lorke, Ariane; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0367
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366

VI Kirchenreformer in der Mitte des 11. Jahrhunderts

Schieffer.1940 Raimbald gehörte nach Poly zur kleinen reformengagierten Gruppe
des ansonsten übel beleumundeten provenzalischen Episkopats: Zu ihr zählten
neben den Erzbischöfen Leodegar von Vienne und Pontius II. von Aix auch die
Bischöfe Benedikt von Avignon sowie Nithard von Nizza, die mit Odilo von
Cluny und vermutlich Eberhard von St-Pons in Nizza reformerisch tätig wur-
den.1941
VI.2.2.26 Rainald, Bischof von Como
Wegen einer spärlichen Quellenlage ist das Wirken des 1061 oder 1062 erhobe-
nen Bischofs Rainald1942 von Como zwar nur bruchstückhaft zu erschließen,
dennoch tritt darin die Komplexität kirchenreformerischer Beziehungen und
Handlungen augenfällig zu Tage. Aufgrund der Quellenlage bleibt der Cha-
rakter der Beziehungen zu Humbert von Silva Candida und Hildebrand un-
klar.1943 Während eine Zusammenarbeit mit Petrus Damiani auf dem römischen
Konzil 1063 bezüglich der Ausarbeitung der Dekrete gegen Simonie und Kon-
kubinat nicht nachzuweisen ist,1944 pflegte der Eremit dennoch spätestens ab
1065 Umgang mit Rainald von Como, der ihm bei einer solchen Gelegenheit eine
persönliche Frage der Kaiserin Agnes antrug.1945 Offensichtlich hatte der Co-
menser Bischof die geistliche Sorge für Agnes übernommen, nachdem diese in
Rom den Witwenschleier genommen hatte.1946 Zu 1067 sind weitere Gespräche
mit Damiani im Streit zwischen Bischof Petrus Mezzabarba von Florenz und den
Vallombrosanern fassbar, wobei beide auf Seiten des Bischofs standen.1947 Diese
wenigen Hinweise reichten Gresser, Rainald „sicher als Freund der Reformpartei
bezeichnen" zu können.1948 Gestützt wird diese Annahme zunächst durch einen
von drei Briefen Alexanders II. aus dem Jahr 1063 an den Comenser Bischof, in
dem die Frage Rainalds, was mit einem unzüchtigen Diakon zu geschehen habe,

1940 Th. Schieffer, Legaten 1935, S. 58f. Schon zu 1054 scheint Raimbald als Legat tätig gewesen zu
sein, vgl. dazu Gallia christiana novissima III, Nr. 389, Sp. 164.
1941 S. oben Anm. 1928.
1942 Zu ihm vgl. Gresser, Synoden 2006, S. 59, 74, 76; Zerbi, Vescovo 1993; Lienhard, Vescovi 1989,
S. 104-106; T. Schmidt, Alexander II. 1977, S. 24, 154, 204, 207; W. Goez, Rainald 1974.
1943 Humbert hätte Rainald von einer Vision erzählt, welche Rainald wiederum Petrus Damiani
berichtete. Da Humbert bereits im Mai 1061 starb, müssen die Kontakte bereits vor Rainalds
Bischofszeit bestanden haben. Vgl. Petrus Damiani, Briefe 4, Nr. 168, S. 243, Z. 9-11 sowie dazu
W. Goez, Rainald 1974, S. 474. - W. Goez mutmaßte S. 474f., dass Hildebrand Rainald in den
stadtrömischen Klerus aufgenommen und ihm mittels Fürsprache das Bistum Como verschafft
haben könnte.
1944 Dies postulierten Gresser, Synoden 2006, S. 59, Anm. 22 und Zerbi, Vescovo 1993, S. 260, 262
ohne Nachweis.
1945 Petrus Damiani, Briefe 3, Nr. 104, S. 150, Z. 6-9 berichtet, Agnes hätte durch Rainald fragen
lassen, ob die Rezitation von Psalmen bei der Verrichtung der Notdurft erlaubt wäre.
1946 S. oben Anm. 1507. Agnes und Rainald reisten häufig zusammen, so 1073 nach Montecassino
und innerhalb eines Jahres danach auch nach Subiaco, wo beide Aufnahme in das Gebetsge-
dächtnis des Klosters fanden, so Schwarzmaier, Liber 1968, S. 117, 123f.
1947 W. Goez, Rainald 1974, S. 485f.
1948 Gresser, Synoden 2006, S. 76.
 
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