J|d THORBECKE
Politische Interaktion und staatliche Verdichtung
im spätmittelalterlichen Frankreich
Monarchischer
Staat und ,Societe
politique‘
Darf man vom .Staat* im Mittelalter sprechen?
In deutschen Proseminaren wird diese Frage
gerne gestellt - und meistens verneint. Für viele
frankophone und anglophone Historiker hin-
gegen gilt gerade die spätmittelalterliche franzö-
sische Geschichte bislang als ein Entstehungsort
moderner Staatlichkeit. Tatsächlich erfahren
die Verwaltungsinstitutionen der Monarchie in
dieser Zeit einen unerhörten Aufschwung: Sie
dringen in alle Lebensbereiche ein und scheinen
den Eigenwillen des Adels, der Geistlichkeit und
auch des städtischen Bürgertums im Königreich
weitgehend zu brechen.
Gibt es ihn also - den modernen Staat des Mittel-
alters? Wie der Autor zeigt, ist diese Frage zu
einfach gestellt. Tatsächlich sind die mittelalter-
lichen Herrschaftsrealitäten komplexer, als
gängige Modernisierungserzählungen, aber
auch das Narrativ von der Alterität des Mittel-
alters suggerieren. Im spätmittelalterlichen
Frankreich spielen die Diskurse, Verfahrens-
normen und Institutionen des modernen Staates
zweifellos eine gewichtige Rolle - doch die Struk-
turen der politischen Gesellschaft, die damit in
Konflikt liegen, sind mindestens ebenso wichtig.
Vor allem aber dürfen wir uns die lokalen
Herrschaftsträger nicht nur als Opfer der Moder-
nisierung vorstellen. Zwar klagen Adel und
Prälaten oft über die Verdichtung der monar-
chischen Verwaltungsinstitutionen; noch öfter
aber nutzen sie diese zur Verfolgung ihrer eige-
nen Zielsetzungen.
Ausgehend von drei Fallstudien untersucht der
Autor diese Zusammenhänge. Das Spektrum
reicht dabei von gänzlich unerforschten Bei-
spielen lokaler Konflikte bis zur Neudeutung
zweier berühmter qffäires scandaleuses der franzö-
sischen Geschichte. Auf diese Weise entsteht
ein neues Bild politischer Interaktion im spät-
mittelalterlichen Frankreich.
Politische Interaktion und staatliche Verdichtung
im spätmittelalterlichen Frankreich
Monarchischer
Staat und ,Societe
politique‘
Darf man vom .Staat* im Mittelalter sprechen?
In deutschen Proseminaren wird diese Frage
gerne gestellt - und meistens verneint. Für viele
frankophone und anglophone Historiker hin-
gegen gilt gerade die spätmittelalterliche franzö-
sische Geschichte bislang als ein Entstehungsort
moderner Staatlichkeit. Tatsächlich erfahren
die Verwaltungsinstitutionen der Monarchie in
dieser Zeit einen unerhörten Aufschwung: Sie
dringen in alle Lebensbereiche ein und scheinen
den Eigenwillen des Adels, der Geistlichkeit und
auch des städtischen Bürgertums im Königreich
weitgehend zu brechen.
Gibt es ihn also - den modernen Staat des Mittel-
alters? Wie der Autor zeigt, ist diese Frage zu
einfach gestellt. Tatsächlich sind die mittelalter-
lichen Herrschaftsrealitäten komplexer, als
gängige Modernisierungserzählungen, aber
auch das Narrativ von der Alterität des Mittel-
alters suggerieren. Im spätmittelalterlichen
Frankreich spielen die Diskurse, Verfahrens-
normen und Institutionen des modernen Staates
zweifellos eine gewichtige Rolle - doch die Struk-
turen der politischen Gesellschaft, die damit in
Konflikt liegen, sind mindestens ebenso wichtig.
Vor allem aber dürfen wir uns die lokalen
Herrschaftsträger nicht nur als Opfer der Moder-
nisierung vorstellen. Zwar klagen Adel und
Prälaten oft über die Verdichtung der monar-
chischen Verwaltungsinstitutionen; noch öfter
aber nutzen sie diese zur Verfolgung ihrer eige-
nen Zielsetzungen.
Ausgehend von drei Fallstudien untersucht der
Autor diese Zusammenhänge. Das Spektrum
reicht dabei von gänzlich unerforschten Bei-
spielen lokaler Konflikte bis zur Neudeutung
zweier berühmter qffäires scandaleuses der franzö-
sischen Geschichte. Auf diese Weise entsteht
ein neues Bild politischer Interaktion im spät-
mittelalterlichen Frankreich.