V. Kaysersberg: eine Burg, eine Stadt, ein Programm? Ein Längs- und Querschnitt als Zwischenfazit 119
V. Kaysersberg: eine Burg, eine Stadt, ein Programm?
Ein Längs- und Querschnitt als Zwischenfazit
Im bisherigen Verlauf dieser Schrift ist Kaysersberg, das heutzutage zusammen
mit Colmar und Rappoltsweiler wohl als touristischer Inbegriff einer .mittelal-
terlichen' Stadt im Oberelsass gilt und mit seinen beiden Prominenten Johann
Geiler und Albert Schweitzer glänzen kann, bereits mehrfach genannt worden:
Für die (werdende) Stadt ist schon eingangs dieses Kapitels erwähnt worden,
dass sie die einzige urbane Siedlung im Oberelsass war, die von den Staufern
allein beherrscht wurde. Schultheißen und Ratsleute Kaysersbergs sind bereits
im Verbund mit ihren Kollegen beziehungsweise mit anderen Stadträten in Er-
scheinung getreten, und es fiel eine stadtadlige Familie ,von Kaysersberg' in
Colmar auf. Auch ist an Sebastian Münsters Beobachtung aus der Mitte des
16. Jahrhunderts zu erinnern, Kaysersberg liege so nah an Ammerschweier und
Kienzheim, dass man von einer Stadt zur anderen mit einer Büchse schießen
könne.338 Gerade weil Kaysersberg als staufischer Zentralort, als Königs- und
später Reichsstadt bis auf wenige Vorfälle unumstritten war, dementsprechend
wenige herrschaftliche Konflikte und daraus entspringende Quellen aufweist
und damit - abgesehen von Hagenau - eine Sonderrolle unter den Städten dieses
Kapitels einnimmt, bietet es sich nicht nur an, sondern macht es geradezu nötig,
im Verbund mit Kaysersberg über mögliche Herrschaftskonzepte der Staufer im
Bezug auf das Oberelsass und dessen Zentralorte nachzudenken.
Bei der gleichwohl zunächst erfolgenden Untersuchung der Frühgeschichte
von Burg und Stadt Kaysersberg wird wegen der doch besonderen Entste-
hungsgeschichte und aufgrund der für die Untersuchungszeit und die Frage-
stellung dieser Arbeit wenig ergiebigen Quellenlage339 ein etwas anderer Un-
tersuchungs- und Darstellungsaufbau gewählt als in den bisherigen Städtestu-
dien.
V.l. castrum et suburbium
Am Anfang war eine Wiese und ein Hang an einer Engstelle im unteren
Weiß(bach)tal - die Rheinebene schon im Blick. So könnte man eine Erzählung
über den Ursprung Kaysersbergs einleiten, wenn denn die Verhältnisse auf dem
Areal der späteren Stadt zu Anfang des 13. Jahrhunderts ganz so bukolisch
gewesen wären.340 Zunächst ist festzuhalten, dass unter anderem mit Ammer-
338 Siehe Kapitel B.I.
339 Für die lokale Überlieferung siehe Scherlen: Inventar. Die vermeintlich ältesten Stücke des
Stadtarchivs sind eine undatierte Abschrift des Grundstückskaufs König Heinrichs (VII.) von
1227 und das Stadrecht König Adolfs von 1293, Archives municipales de la Ville Kaysersberg,
AA 52 bzw. 2.
340 Der Geschichte von Burg und Stadt Kaysersberg wurden bisher v. a. populäre, meist bildreiche
Monographien gewidmet, hervorzuheben ist aber Parent: Ville. Für die geschichtswissen-
V. Kaysersberg: eine Burg, eine Stadt, ein Programm?
Ein Längs- und Querschnitt als Zwischenfazit
Im bisherigen Verlauf dieser Schrift ist Kaysersberg, das heutzutage zusammen
mit Colmar und Rappoltsweiler wohl als touristischer Inbegriff einer .mittelal-
terlichen' Stadt im Oberelsass gilt und mit seinen beiden Prominenten Johann
Geiler und Albert Schweitzer glänzen kann, bereits mehrfach genannt worden:
Für die (werdende) Stadt ist schon eingangs dieses Kapitels erwähnt worden,
dass sie die einzige urbane Siedlung im Oberelsass war, die von den Staufern
allein beherrscht wurde. Schultheißen und Ratsleute Kaysersbergs sind bereits
im Verbund mit ihren Kollegen beziehungsweise mit anderen Stadträten in Er-
scheinung getreten, und es fiel eine stadtadlige Familie ,von Kaysersberg' in
Colmar auf. Auch ist an Sebastian Münsters Beobachtung aus der Mitte des
16. Jahrhunderts zu erinnern, Kaysersberg liege so nah an Ammerschweier und
Kienzheim, dass man von einer Stadt zur anderen mit einer Büchse schießen
könne.338 Gerade weil Kaysersberg als staufischer Zentralort, als Königs- und
später Reichsstadt bis auf wenige Vorfälle unumstritten war, dementsprechend
wenige herrschaftliche Konflikte und daraus entspringende Quellen aufweist
und damit - abgesehen von Hagenau - eine Sonderrolle unter den Städten dieses
Kapitels einnimmt, bietet es sich nicht nur an, sondern macht es geradezu nötig,
im Verbund mit Kaysersberg über mögliche Herrschaftskonzepte der Staufer im
Bezug auf das Oberelsass und dessen Zentralorte nachzudenken.
Bei der gleichwohl zunächst erfolgenden Untersuchung der Frühgeschichte
von Burg und Stadt Kaysersberg wird wegen der doch besonderen Entste-
hungsgeschichte und aufgrund der für die Untersuchungszeit und die Frage-
stellung dieser Arbeit wenig ergiebigen Quellenlage339 ein etwas anderer Un-
tersuchungs- und Darstellungsaufbau gewählt als in den bisherigen Städtestu-
dien.
V.l. castrum et suburbium
Am Anfang war eine Wiese und ein Hang an einer Engstelle im unteren
Weiß(bach)tal - die Rheinebene schon im Blick. So könnte man eine Erzählung
über den Ursprung Kaysersbergs einleiten, wenn denn die Verhältnisse auf dem
Areal der späteren Stadt zu Anfang des 13. Jahrhunderts ganz so bukolisch
gewesen wären.340 Zunächst ist festzuhalten, dass unter anderem mit Ammer-
338 Siehe Kapitel B.I.
339 Für die lokale Überlieferung siehe Scherlen: Inventar. Die vermeintlich ältesten Stücke des
Stadtarchivs sind eine undatierte Abschrift des Grundstückskaufs König Heinrichs (VII.) von
1227 und das Stadrecht König Adolfs von 1293, Archives municipales de la Ville Kaysersberg,
AA 52 bzw. 2.
340 Der Geschichte von Burg und Stadt Kaysersberg wurden bisher v. a. populäre, meist bildreiche
Monographien gewidmet, hervorzuheben ist aber Parent: Ville. Für die geschichtswissen-