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Berger, Maximiliane; Westfälische Wilhelms-Universität Münster [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der opake Herrscher: politisches Entscheiden am Hof Friedrichs III. (1440-1486) — Mittelalter-Forschungen, Band 66: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.62113#0116
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1. Der Konflikt um den Preußischen Bund (1451-1453)

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1. Der Konflikt um den Preußischen Bund
(1451-1453)
„so ist der fürsten und andern herren rat, das ewr genad bestellen sul, das ewr genad
das swert in einer hant hab und das recht in der andern hant"
Johann von Pomersheim und Georg von Egloffstein an Hochmeister Ludwig von
Erlichshausen, Dezember 1452
Die gerichtliche Entscheidung Friedrichs III. über die Ungültigkeit des Preußi-
schen Bundes, gefällt und beurkundet im Dezember 1453, ist als ,,tiefe[r] Ein-
schnitt in den Beziehungen des Kaisers zu Preußen"4 bezeichnet worden. Aus
der Warte des Kaisers, der den Prozessgegner des Preußischen Ständebundes,
den Deutschen Orden5, als Glied des Reiches betrachtete, wurde diese Entschei-
dung in einem weiteren Sinne zur decisio: Der Preußische Bund sagte in direkter
Folge der Ordensherrschaft ab und wurde in die Krone Polen inkorporiert. Ob
solche Konsequenzen während der Verhandlungsjahre 1451 bis 1453 in Wiener
Neustadt oder Graz vorherzusehen waren, mag mit Fug und Recht bezweifelt
werden. Die Vermeidung einer rechtlichen decisio bildete nichtsdestoweniger ei-
ne Leitlinie in der kaiserlichen Behandlung des Konfliktfalles6.
Das Vorgehen von Deutschem Orden und Preußischem Bund im Forum des
Kaiserhofs bietet die Gelegenheit, einen Hergang zu beobachten, der unter dem
Schlagwort „Entscheidungszentrum des politischen Gefüges" erwartbar ist: Es
werden - mit einiger Vorsicht - Entscheidungserwartungen an den Kaiser her-
angetragen, der sie akzeptiert. Der Kaiser zeigt Zurückhaltung, diesen Entschei-
dungserwartungen nachzugeben. Er nutzt seine direktive Dominanz über das

4 Elfie-Marita Eibl, Fern von Kaiser und Reich? Die Beziehungen zwischen Deutschem Orden
und Reich in der Zeit Kaiser Friedrichs III. In: Blätter für deutsche Landesgeschichte 145/146,
2009/2010, 149-166, 159. Für die administrative Entwicklung innerhalb Preußens hingegen
sieht Janusz Mallek, The Estates System of politics and political culture in the two parts of Prus-
sia (Royal Prussia and the Duchy of Prussia) in early modern times, in: Parliaments, Estates
and Representation 25, 2005, 11-22 weder die Entscheidung noch ihre Folgen als langfristig
bestimmenden Einschnitt an.
5 Stellvertretend für zahlreiche Überblicksdarstellungen: Eiartmut Boockmann, Der Deutsche Or-
den: Zwölf Kapitel aus seiner Geschichte. München 1982; Klaus Militzer, Die Geschichte des
Deutschen Ordens. Stuttgart 2012; Janusz Tandecki, Administrative Divisions of the State of the
Teutonic Order in Prussia, in: Roman Czaja/Andrzej Radziminski (Hrsg.), The Teutonic Order
in Prussia and Livonia. Torun 2015, 31-56; William Urban, The Teutonic Knights: A Military
History. London 2003. Zur Geschichte der Region, gearbeitet aus polnischen Quellen: Robert
Frost, The Oxford History of Poland-Lithuania: Volume I: The Making of the Polish-Lithuanian
Union, 1385-1569. Oxford 2015. Zur polnischen Forschung, die hier mangels Sprachkenntnis-
sen nicht eigenständig rezipiert werden konnte: Maria Starnawska, A Survey of Research on the
History of the Military Orders in Poland in the Middle Ages, in: Victor Mallia-Milanes (Hrsg.),
The Military Orders, Volume 3. Aldershot 2008,13-22.
6 Eibl, Fern von Kaiser und Reich? Die Beziehungen zwischen Deutschem Orden und Reich in
der Zeit Kaiser Friedrichs III. (Wie Anm. 4), 159.
 
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