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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 3.1874-1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.4989#0001
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III. Jahrgang.

Beiträge
u- Zuschristen sind an die
Kanzlei der „Gesellschast
särverviels. Kunst",Wien
'X., Schwarzspanierhaua
**. 5, 1. Stiege, 2. Stock,
Tliür 20 zu richten.

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16. October.
1874.

Inserate
ä 4 Sgr. für die 3 Mal
gespaltene Petitzeile wer-
den \on der Expedition
der „Zeitschrist sür bild.
Kunst" (E. A. Seemanu)
in Leipzig angenommen.

Gesellschaft für vervielfältigende Kunst.

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EILAGE ZUR

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EITSCHRIFT FÜR BILDEN

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Die „Mittheilungen" erscheinen je nach Bedarf in zwanglosen Fristen und werden den Mitgliedern der ,,Gesellschaft
für vervielfältigende Kunst" sowie den Abonnenten der ,, Zeitschrift für bildend,- Kunst" gratis geliefert.

Inhalt: Die ereilten ristchtlinge.
Mittheilungen. — Inserate.

Album-Text. — Kleine

Die ereilten Flüchtlinge.
Oelgemälde von E. Kurjbauer.
In Kupfer gestochen von Johann Sonnenleiter.
Den der modernen Kunst wohl jezuweilen
gemachten Vorwurf, sie sei im Wesentlichen
epigonenhaft und lebe von dem Erbe, welches
die alten goldenen Kunstzeiten ihr hinterlassen
haben, dürfen wir mindestens dann bcstimmt
Zurückweisen, wenn es sich um Genremalerei
handelt. Unverkennbar hat das Genre in der
neuern Epoche nicht nur selbst wieder eine
kleine Entwickelungsgeschichte durchgemacht,
sondern es hat uns neben manchem Mittel-
niässigen, neben Lückenbüssern für Kunst-
ausstellungswande, welche man nur Geht, um
sie in der nächiten Minute zu vergeilen, eine
relativ grosse Anzahl von Werken gebracht,
Welche die Nachwelt so mit Dank und Ge-
nuss von unlerem Aevum übernehmen wird,
Wie wir die Arbeiten früherer glücklicher
Kunstperioden von unleren Vätern übernom-
men haben. Und unverkennbar hat das mo-
derne Genre, wenn man von den gessissent-
hchen Nachahmungen älterer Vorbilder absieht,
wie sie insbesondere bei einigen modernen
Belgiern vorkommen, eine eigene, charakte-
sistische Physiognomie, welche es von den

analogen Leitungen anderer Zeiten bestimmt
unterscheidet, und es trägt, wenigstens bei den
hesten Meistern des Faches, die volle Farbe
des Lebens, welche auch volle Lebenskraft
und damit dem Bilde dauernden Werth ver-
bürgt.
Für den rechten Genremaler gilt durch-
aus der gute Rath des Fault -Vorspieles:
»Greift nur hinein in's volle Menschenleben"
u. s. w., und was Hamlet zum Lobe der
Schauspielkunst lagt, »sie zeige dem Jahrhundert
und Körper der Zeit den Abdruck seiner Ge-
ltalt«, möchte auch von der Genremalerei
gelten. Um sie aber auf dielen hohen Stand-
punkt, bei allem anscheinenden Realismus, zu
heben, bedarf der Genremaler eines klaren
Blickes, tiefen Veritändnilles für Welt, Men-
schen und Zultände, scharfen, hellen Geistes,
Humores und Witzes im höheren Sinne —
er darf kein blosser Copist des Alltäglichen
sein, wie es ihm da und dort zufällig in den
Weg läuft — er bedarf nicht blos tüchtigen
Schuhwerkes, um damit auf flacher Erde
durch Dick und Dünn laufen zu können, son-
dern auch ein wenig der Flügel, welche den
ldealiiten, insbesondere den Historienmaler,
über den Staub und Dunlt der Erde in höhere,
reinere Regionen heben. Nur muss er diese
Flügel gewill'ermassen, wenn man uns das
entomologische Gleichniss erlauben will, ver-
 
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