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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 3.1874-1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.4989#0025
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III. Jahrgang.
N°=4

Beiträge
u. Zuschristen sind an die
Kanzlei der „Gesellschast
sür vervielf. Kunst", "Wien
IX., BeethOFengaBBO 6 zu
richten.

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20. August.
1875.

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der „Zeitschrist sür bild.
Kunst" (E. A. Seemann)
in Leipzig angenommen.

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Gesellschaft für vervielfältigende Kunst.
Beilage zur „Zeitschrift für bildende Kunst. "

Die ,, Mittheilungen" erscheinen je nach Bedarf in zwanglosen Fristen und werden den Mitgliedern der „Gesellschaft
für vervielfältigende Kunst" sowie den Abonnenten der „Zeitschrist für bildende Kunst" gratis geliefert.

Inhalt: Alsred Rethel. -
sältigende Kunst.

Statuten der Gesellschaft für verviel-

Alfred Rethel.
Unter den Meistern der neuen deutschen
Kunst war Alfred Rethel sicher einer der
grössten.
Alfred Rethel war am i5. Mai 1816 auf
dem Haus Diepenbend bei Aachen geboren,
als der Sohn eines Fabrikbesitzers. Von
frühster Kindheit an war der Beruf zur Ma-
lerei scharf in ihm ausgeprägt. Schon aus
seinem siebenten Lebensjahr liegen landschaft-
liche Zeichnungen mit reicher Staffage vor,
welche, so kindlich und unsicher der Zug
der Hand ist, doch bereits von dem entschie-
densten malerischen Blick und von der sin-
nigsten Naturbeobachtung zeugen. Der an-
geborene künstleriscbe Sinn wurde vertieft
und gesammelt durch einen Unfall, welcher
vielleicht den Keim seiner späteren Geiites-
krankheit legte. Als Kind wurde Rethel von
einem Wagen überfahren und am Hinterkopf
schwer verletzt. Harthörigkeit, welche sich
allerdings später verlor, war die nächlte Folge.
Das Kind war von der öffentlichen Schule
und von dem Umgang mit anderen Kindern
ausgeschlossen.
Im Jahr 1820, dreizehn Jahr alt, wurde
Rethel auf die Akademie zu Düsseldorf ge-
bracht. »Er war fast noch ein Knabe«, sagt
Wolfgang Müller in seiner gehaltvollen Schrift
über die Dülseldorfer Künstler, »als er nach
Düsseldorf kam, und alsbald wurde er das
Wunderkind der Akademie; schon seine ersten

Zeichnungen boten das Ansehen, als hätte
ein gewiegter Künltler diele energischen Li-
nien gezogen, schon seine ersten Composi-
tionen riefen Gedanken auf, als wären sie der
reichsten männlichen Anschauung entsprossen.«
Alle, welche damals als Lehrer oder Schüler
in Düsseldorf lebten, beitätigen diese Schil-
derung. Und noch mehr wird sie bestätigt
durch die Zeichnungen und Skizzen, welche
aus diesen ersten Jahren erhalten sind. Wer
diese Mappen, die sich jetzt im Besitz der
Wittwe Rethel's befinden, sorgsam durch-
blättert, wird mit stets steigender Bewun-
derung erfüllt, wie früh schon die tiefe Ur-
sprünglichkeit undEigenthümlichkeitder geni-
alen Begabung des jungen Künstlers auftritt
und wie sicher und unbeirrt sie durch alle ab-
weichenden Richtungen seiner nächtten Um-
gebung hindurchgeht. Das, was die eigenltc
Grösse Rethel's ausmacht, das frische und
kräftige und doch stilvolle Ergreifen der ge-
schichtlichen Naturwirklichkeit, die tiefge-
waltige Bewegtheit des vollsten dramatischen
Lebens, der kühne und markige Ausdruck
seiner charakter- und leidenschaftsvollen Ge-
stalten, itt bei ihm bereits in einem Alter
fest ausgebildet, in welchem diemeisten jungen
Maler noch mit den ersten Anfangsgründen
des Akt- und Malsaales beschäftigt sind.
Bedenken wir, dass die Dülseldorser Schule
damals noch in ihren romantischen Anfängen
Itand. Es war die Zeit der elegisch-lyrischen
Neigungen und Stimmungen, die Zeit der
trauernden Juden und Königspaare, der Aus-
malung der Goethe'schen und Uhland'schen
Balladen, die Zeit der sentimentalen Ritter-
 
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