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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 4.1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.5790#0009
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IV. Jahrgang.

Beiträge
u. Zuschristen sind an die
Kanzlei der „Gesellschast
sürverviels. Kunst",Wien
IX,, Becthovengasse C zu
richten.

\

> DER V*"


24. März.
1876.

Inserate
i 40 Psennige sür die 3 Mal
gespaltene Petitzeile wer-
den von der Expedition
der „Zeitschrist sür bild.
Kunst" (E. A. Seemann)
in Leipzig angenommen.

Gesellschaft für vervielfältigende Kunst.

EILAGE ZUR

«7-

EITSCHRIFT FÜR BILDENDE

Ku

NST. 11

Die „Afittheilungen" erscheinen je nach Bedars in zwanglosen Fristen und werden den Mitgliedern der Gesellschast
sür vervielsältigende Kunst" sowie den Abonnenten der „Zeitschrift sür bildende Kunst" gratis geliefert.

Inhalt: Ordentliche Publikationen: Frans van Mieris: Die Dame
mit dem Papagei. L. Hartmann: Pserd an der Tränke. H. v.
Angeli: Jugendliebe. L. H. Fischer : Von der Donauregulirung.
G. Schönleber: Kanal in Rotterdam. — Ausserordentliche Publi-
kationen : W. v. Campbausen : Der grosse Kursürst und Friedrich
der Grosse. — Kleine Mittheilungen. — Inserate.

Ordentliche Publikationen.
Lieferung 4 des Galeriewerkes.
Frans van Mieris der Aeltere,
geboren i035 Leydcn, gestorben vor i6j5.
„Die Dame mit dem Papagei."
Nach dem Oelgemalde in der alten Pinakothek zu
München, gestochen von Johann Burger.
Man darf für jede Vervielfältigung dank-
bar sein, die aus einer Galerie geboten wird,
Welche, wie die Münchener alte Pinakothek,
noch durch keine irgendwie nennenswerthe
Publikation dem Studium und Genuss eines
srösseren Publikums zugänglich gemacht ist. i
Besonders dankenswerth aber ist es, wenn
uns der vervielfältigende Künstler ein Blatt
bietet von so feingesühlter Nachemptindung
und technischer Meiiterschaft, wie das vor-
liegende. Er hat dabei das Werk eines
Malers als Vorlage gehabt, welcher in der
vollendeten Eleganz seines malerischen Vor-
trags und in der scharsen Pointirung der mo-
mentanen Situationen einem gewistenhaften
Stecher gewiss nicht wenig Schwierigkeiten
bietet. Um so anerkennungswürdiger ist es,
Wenn trotzdem eine Nachbildung gelingt, die
als ein treuer Spiegel des Originals erscheint.

Der ältere Frans Mieris wuchtet mit
der Mehrzahl seiner besseren Werke noch zur
Mitte des siebzehnten Jahrhunderts, also zur
klassischen Zeit der holländischen Malerei,
zurück und kommt in den besten derselben
sowohl in malerischer Wirkung als geiiliger
Bedeutung seinem Lehrer Gerard Dou
mehr als nahe. Dieser ist im Ganzen ursprüng-
licher, gegenständlicher, aber auch häufig
etwas zu eintönig ausführlich, namentlich im
Vortrag z. B. seiner alten Männer, Einliedler
u. s. w., während Mieris, der »prins zyner
leerlingen«, wie ihn Dou nannte, stets pikant
wirkt. Bei dieser Eigenschaft streifen wir
aber auch schon an seine Schwäche, an das
Zweideutige seiner spätern Richtung, die,
innerlich unwahr, zum raschen Verfall des von
ihm vertretenen Kunstzweiges führen musste
und führte. Mit dem gesteigerten Schmelz
seines Vortrages, dem häufig Prickelnden
und Geschminkten in seinen Motiven steht
er an der Grenze der guten Zeit und wird
zum gefährlichen Vorbild für seine gleich-
namigen und zahllose andere Nachahmer,
die, verlockt von der in Mode gekommenen
Art, um die Wende des Jahrhunderts und
schon früher mehr und mehr den kranken
Keim ausbildeten, der in Mieris lag. In-
dess tritt diese Richtung, wie gesagt, in der
überwiegenden Mehrheit seiner Bilder noch
nicht zu Tage, sondern reiht er sich durch
den wunderbaren Schimmer und Reichthum
seiner Palette, durch die kostbare Gediegen-
heit der Ausführung und die reizende Schel-
merei der meiden seiner Scenen würdig an
 
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