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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.3756#0021
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II1

/<//* ,,Saskia" nach der Radirung van IV. Unger.

Rembrandts (ich befonders zu üben. Das Caffeler Album
enthält auch die erde Radirung Ungers nach dem Bild-
nifs von Rembrandts junger Frau, Saskia von Uylenburgh:
jenes grofse feierliche Profilbildnifs in breitem rothem
Hute mit der weifsen Straufsenfeder, das jetzt als wohl
das bekanntefte und beliebtefte Porträt der Saskia gelten
darf. Für das Berliner Galeriewerk hat Unger dann, zwei
Jahrzehnte fpäter, in weit grösserem Format das Porträt
von Rembrandts Gattin radirt, welches die Berliner Galerie
aus dem alten Befitz des Königl. Haufes erhalten hat. Dort
haben wir die Braut vor uns, in feierlichem Ernft, wie im
Begriff, ihr Jawort vor dem Altare zu geben; hier flehen
wir vor einem Bild, das der Künftler nach den Zügen der
kränkelndenGattin angefangen hatte, für deffen Vollendung
er aber erft ein Jahr, nachdem fie ihm entriffen war, den
Muth wieder fand. Es ergibt (ich das aus der Jahreszahl
1643, die das Bild trägt; die unbeftimmte Formengebung
ift ein weiteres Zeugnifs dafür.

Noch ein Jahr früher blickt uns diefe liebe hübfche
Frau, welche die einzigen Jahre reinften Glückes in das

Leben des Künftlers brachte, fo lebensfrifch mit vollen
leicht gerötheten Backen und klarem, heiteren Blick ins
Antlitz: in dem Bilde der Dresdener Galerie, in dem fie
dem Gatten lächelnd eine Nelke entgegenltreckt. Es ift
das Bild, deffen Radirung von Ungers Hand hier vor uns
liegt.

Die Jahreszahl 1641 läfst keinen Zweifel darüber,
wann das Bild entftand; fonft würde man nach den jugend-
frifchen Zügen die Entftehung wohl um ein paar Jahre
früher anfetzen. Ein zweites Bildnifs der Saskia in der
Dresdener Galerie, wie fie im Vollgenufs der jungen Ehe
auf dem Schofs des Gatten ein reiches Frühftück einzu-
nehmen im Begriff ift, ift weit bekannter als die »Saskia
mit der Nelke«; aber in künftlerifcher Meifterfchaft, an
herzgewinnender Feinheit der Auffaffung fleht letztere
weit höher, ja fie ift wohl das Meifterwerk unter allen
Bildniffen, die der Künftler von feiner Gattin malte. Die
Zahl derfelben hat fleh in den letzten Jahren durch die
richtige Beftimmung und das Bekanntwerden einer Reihe
von Bildniffen, namentlich im englifchen Privatbefitz, fall
 
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