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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.3756#0022
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verdoppeln laffen; einfchliefslich die Zeichnung des
Berliner Kabinets, kennen wir jetzt ein Dutzend Bildniffe
der Saskia. Im Jahre 1632, unmittelbar nach der erften
Bekanntfchaft, wohl durch Vermittlung eines ihm be-
freundeten Vetters derSaskia, des Kunfthändlers R.Uylen-
burgh, malte er fie in der Tracht der Zeit, fchlicht und
ernft, wie jedes Porträt, das ihm in Auftrag gegeben
wurde, jedoch auf feinen Wunfeh fchon im Profil, das
ihm befonders gefallen haben mufs. Das Bild befitzt jetzt
Madame Andre in Paris. Ein Jahr fpäter waren Beide
Verlobte. Das farbenprächtige CaCfeler Profilbild in
reichfter phantaftifcher Tracht, war der erfte künftlerifche
Ausdruck des errungenen Glückes. Charakteriftifch ift es
für die Auffaffung des Künftlers, dafs er hier nicht im
freudigen Aufjauchzen, fondern im feierlich gemeffenen
Ernft die Braut aufgefafst hat. In der köftlichen Silber-
ftiftzeichnung des Berliner Kabinets, die gewiffermafsen
als Vorarbeit »am dritten Tage nach unferer Verlobung«,
wie Rembrandt felbft darauf vermerkt hat, entftand, hat
der Künftler der jungen Braut, die freundlich lächelnd vor
ihm fitzt, fchon tief ins Herz hinein gefchaut. Ein Bild bei
Lord Elgin in Broom Hall, gleichfalls noch vom Jahre 1633,
zeigt eine ähnliche Auffaffung: Das feine Profil und das
koltliche röthlich-goldige Haar zeigt ein wohl gleich-
falls noch im Brautftande gemaltes Bildnifs, das (ich bis
vor Kurzem in der Sammlung von Sir John Mildmay in
London befand. Das frühere Bild der Saskia im blauen
Kleid in der Dresdener Galerie ift ein Momentbild, in dem
Rembrandt, angeregt von Frans Hals, ein heiteres Lachen
feiner Braut feilzuhalten beftrebt war. Es kommen die Bild-
niffe gleich nach der Verheiratung, die im Juni 1634, ein
Jahr nach der Verlobung, ftattfand. Zunächft ein Profil-
bild, dem Caffeler verwandt, ohne ihm jedoch nahe zu
kommen, im Befitz der Erben von Mr. Jofeph in London.
Dann das übermüthige Bild der Dresdener Galerie: der
Künftler mit feiner Gattin beim Frühftück, ein ähnliches
genrehaftes Bild, das den Künftler darfteilt, wie er die
letzte Hand an die fürftliche Toilette der Gattin legt, im
Befitz der Königin von England; endlich ein kleines ver-
wandtes Bild, das Dr. A. Bredius im Mufeum des Haag

aufgeftellt hat: Saskia vor dem Spiegel fich fchmückend
Dann fehlen, mehrere Jahre lang, Bildniffe der Gattin bis
zu der Saskia mit der Nelke von 1641 in der Dresdener
Galerie; und die Reihe befchliefst, wie eine Vifion des
verlorenen Glücks, das Berliner Porträt, das der Künftler
erft im Jahre nach dem Tode der Gattin vollendete.

Das Dresdener Bild hat die Vorzüge, die wir in den
beften der übrigen Bildniffe vereinzelt finden: fprechende
Auffaffung, beftrickenden Ausdruck in dem freundlichen
Lächeln aus den treuen Augen, ungewöhnlichen Reiz der
jugendlichen Formen, maierifche Anordnung, emailartige
leuchtende Färbung von grofser Kraft, ungewöhnlich feine,
beftimmte Zeichnung, der zuliebe der Künftler das Licht
fo ftark und grell einfallen läfst, wie fonft feiten in den
Bildern gerade diefer Zeit.

Die Aufgabe einer Wiedergabe des Bildes in dem
bedeutenden Umfange, wie William Unger fich derfelben
unterzogen hat, war daher eine ungewöhnlich fchwierige,
da das Bild gerade eine Reihe von Feinheiten enthält, die
in Schwarz und Weifs nur theilweife und fchwer zum
Ausdruck gebracht werden können. Unger hat fie in ganz
anderer Weife gelöft, wie fie der gröfste deutfehe Radirer
neben ihm, Köpping, gelöft haben würde. Köpping radirt,
wie Rembrandt malte, und gibt defshalb die Wirkung
feiner Gemälde befonders mufterhaft wieder; er radirt die
Striche fo eng, ätzt fie fo tief, dafs die Lichter hell und
kräftig aus dem fetten Dunkel hervorleuchten. William
Unger radirt nach Rembrandts Gemälden ähnlich, wie
Rembrandt felbft radirt hat, in einer mehr aufgelöften,
leichteren Zeichnungsweife, die das flackernde Licht des
Helldunkels, die unbeftimmte Zeichnung des Künftlers
befonders charakteriftifch wiedergiebt. Ähnlich ift er auch
hier verfahren, wo er die Figur fall in halber Lebensgröfse
wiedergibt, was dieSchwierigkeit diefer Behandlungsweife
wefenthch vergröfserte. Gerade das hat ihn gereizt, er hat
die Schwierigkeit aufgefucht und hat fie mit grofsem
Gefchick gelöft.DawenigeBilderRembrandts fo anziehend
auch für den Laien find, wird dem prächtigen grofsen

W. Bode.

DIE FÜRSTLICH LIECHTENSTEIN'SCHE GALERIE IN WIEN.

Mit Text von Dr. Wilhelm Bode.

Wien, Gefellfchaft für vervielfältigende Kim«, 1896. (Grols 4°, 138 Seiten.)

Unter diefem Titel hat die Gefellfchaft für verviel-
fältigende Kunft eine lange Serie von Einzelauffätzen, die
in vielen Jahrgängen der Graphifchen Künlte zerfplittert
erfchienen find, zu einem einheitlichen Ganzen zufammen-
gefafst vor das Publicum gebracht. Wiewohl zahlreiche
Perlen diefer bedeutendften unter allen Privatgalerien
Deutfchlands und Öfterreichs fchon feit Langem dem

Publicum bekannt und vertraut, die Hauptbilder faft
fämmtlich bereits wiederholt reproducirt find, fo darf
man gleichwohl fagen, dafs erft die vorliegende Publi-
cation die Möglichkeit gefchaffen hat, fich ein zu-
reichendes Gefammtbild von dem Beilande diefer Galerie
zu entwerfen. Jede Galerie älterer Entftehung befitzt
eben ihre Sonderphyfiognomie, zu deren Erkenntnifs



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