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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.4069#0006
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der gefammten Mitwelt eine lieh in grofsartigem Sinne,
nach allen Richtungen hin verbreitende Gefchmacks-
richtung gegeben hat. Es ilt bekannt, dals er mit dem
Bilde »Juliens Tod- eigentlich die erlte Epoche feines
frühreifen künftlerifchen Schaffens abfchlofs, indem er lieh
fofort an gröfsere, von dem ganzen Ernlte feines Strebens
zeugende Werke machte. Mit jedem diefer Bilder wuchs
demnach fein Wollen und Können und mochten fich auch
Gegner feiner Kunft gefunden haben, fo darf man mit
Recht annehmen, dafs er fie heute alle und zwar glänzend
beilegt hat. Sein vor kurzerZeitfür die kaiferlicheGemälde-
Galerie unter den gluckhchlten Umftänden aus England
erworbenes grofses Gemälde »Der Triumph der Ariadne«
beweilt dies auf das glänzendfte. Diefes, nebenbei bemerkt,
vortrefflich confervirte Bild zeigt uns Makart in der
vollften Frifche feines Schaffens, wir nehmen in demfelben
feine immenfe Energie und Pracht in der Farbengebung
wahr, fowie aber auch feine Luft und Freude an Leben
und Genufs, wie fonft in keinem anderen feiner umfang-
reichen Gemälde. »Juliens Tod« dagegen hat fich weniger
glücklich erhalten, der Feuereifer des jungen Genies
achtete damals noch zu wenig auf jenes fubtile technifche
Verfahren, auf all diejenige Sorgfalt der Behandlung,
welche die Handhabung der Ölmalerei, foll lie lieh dauernd
erhalten, unbedingt erheifcht. So viel der Reize wir auch
noch auf diefem hoch intereffanten Werke des Meifters zu
erkennen vermögen, fo fchwer fcheint es gefchädigt. Der
damals noch im Bildewohnendevolle Reiz des Helldunkels
hat fich verdüftert; durch das Übereinanderliegen von
weichen und harten Farbenfchichten bildeten lieh häfs-
liche Sprünge und einige fchon nach erfolgter Vollendung
des Bildes vom Künftler noch vorgenommene Aus-
befferungen wurden mit der Zeit opak und unharmonifch,
weil dieLafurfarben von der unter ihnen liegenden Farben-
fchichte aufgefogen wurden.

Unfer ausgezeichneter Stecher und Radirer Johannes
Klaus, der das Bild als Freund und guter Kamerad Makarts
noch in feiner einftigen Frifche kannte, hat in feiner vor-
liegenden Reproduktion jedoch vortrefflich verftanden, die

Intentionen des Meifters bis in die kleinften Phafen wieder-
zugeben. Wir nehmen nicht Anftand, diefes Blatt als eine
der herrlichften Reproduktionen der modernen, mit
ftechenfehen Mitteln vollendeten Radirung zu bezeichnen.
Die kraftvolle Energie, welche fich in allen Schöpfungen
des leider auch zu früh dahingefchiedenen Stechers und
Radirers kundgibt, pafste lieh vorzüglich dem ebenfo
fchneidigen Wefen des grofsen modernen Meifters an.
Die mächtigen dunklen Mafien auf dem Bilde lind mit
breiten Strichen und kühnfter Nadelführung klar und eben-
fo mit ganzer Kraft und Tiefe bewältigt, dagegen ab,er,
wie auf dem Originale Makarts, erfcheint der mit dem
lieblichen Kinderzuge belebte Hintergrund in feiner Zart-
heit als reizvoller Gegenfatz. Leider ift diefes fo fchöne
Blatt die letzte bedeutfame künftlerifche That unferes
lieben Freundes Klaus gewefen. Wir denken an die Zeit,
wo er das Bild im Belvedere radirte; wie alles, was Klaus
begann, vollbrachte er rafch die Arbeit bis zur erften
Atzung. Nach wenigen Tagen fchon lag die glänzende,
körnig geätzte Platte vor ihm auf dem Tifch, um fodann
mit der kalten Nadel, dem Stichel oder auch mit Aufätzen
und all den malerifchen Mitteln vollendet zu werden,
welche Klaus bei feinem grofsen Können zu Gebote
ftanden. Diefes Blatt ilt das wahrhaft würdige Andenken
an zwei öfterreichifche Künftler, die ihrem Vaterlande
unvergänglich zu Ruhm und Ehre gereichen, die zu
den Spitzen einer Kunftepoche in Wien zählen, welche
lieh leider nur zu rafch abgewickelt hat, um freilich
neuen Erfcheinungen Platz zu machen, über deren
Berechtigung und Notwendigkeit wohl erft die Zeit ihr
Urtheil abzugeben haben wird.

Gerne würden wir uns noch des Weiteren über die
Bedeutung des in feiner Art unerfetzlichen Meifters der
Radirkunft Johannes Klaus ausfprechen, jedoch kann
uns hier nicht derRaum dazugegeben werden, weshalb wir
auf die in den »Graphifchen Künften« (1893) erfchienene
Biographie des Künftlers verweifen, wo er diejenige
Würdigung gefunden haben dürfte, die fein reichhaltiges
und echt künftlerifches Schaffen vollauf verdient hat.

Aug. Schaeffer.

EINE PLACAT-AUSSTELLUNG.

Von H. E. v. Berlepfch,

im Jahre 1895 feierten in Paris Künftler und Drucker
denhundertjährigen Geburtstag einer deutfehen Erfindung,
der Lithographie. Es wurde aus diefem Anlafse eine
Ausftellung veranftaltet, die, was Gefchick des Arrange-
ments und Vielfeitigkeit des hiftorifch gegliederten Stoffes
betraf, vorzüglich genannt werden mufste. Die könig-
liche Bibliothek zu München gab dazu eine Reihe von
äufserft feiten gewordenen Blättern her, dachte doch in
Deutfchland und Bayern um jene Zeit Niemand daran, den

Namen Aloys Senefelder und die Bedeutung der von
ihm gemachten Erfindung der Gegenwart zweckent-
fprechend in's Gedächtnifs zurückzurufen. Das Andenken
des Deutfehen wurde in Frankreich gefeiert, ehe man es
im Heimatlande, fpeciell in Bayern that. Das Jahr 1896
brachte für München nach Schlufs der gewohnten beiden
fommerlichen Ausitellungen etwas, das unwillkürlich
an den Namen Senefelders erinnert durch den erneuten,
im höchften Grade bedeutfamen Auffchwung der Litho-
 
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