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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.4069#0014
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10 —

die fie früher in reicher, künftlerifcher, koftfpieliger Aus-
ftattung allein zu bringen vermochten, find durch die
neuen chemotechnifchen ReproduCtionsmittel ein ge-
meinfamer Gegenftand der feither erfcheinenden, mitunter
ganz vortrefflichen neuen Kunftjournale geworden. Diese
in größerem Umfange erfcheinenden Zeitfchriften können
den Strömungen auf dem Gebiete der modernen Malerei
leicht folgen, nicht aber die «Graphifchen Künfte» in
ihren jährlichen fechs Heften. In diefer Richtung find fie
überflügelt. Der Verwaltungsrath geht daher von der
Anficht aus, dafs Dasjenige, dem man nicht voll nach-
kommen kann, ausgefchieden werden mufs, dafs unfere
Zeitfchrift einen durchaus einheitlichen Charakter erhalten
und, entfprechend ihrem Namen, ein Organ für die
graphifchen Künfte der Gegenwart und das mit diefem
eng verbundene Gebiet des künftlerifchen Illuftrations-
wefens werden foll. Da es bisher an einem Organe für
die graphifchen Künfte trotz ihrer ftetig fleh fteigernden
Bedeutung im modernen Kunftfchaffen gebricht, ift
unferer Zeitfchrift mit dem neuen Programme ein reiches
dankbares Feld der Wirkfamkeit eröffnet.

Diefer Wirkfamkeit werden ftatt der bisherigen
fechs, vier Hefte genügen. Einem etwaigen Mehrer-
fordernifse wird ja leicht nachzuhelfen fein. Die bisher in
den «Graphifchen Künften» publicirten Kunfttafeln werden
einer befonderen Mappe etwas gröfseren Formates
zugewiefen, wodurch für künftlerifche und elegantere
Ausftattung größerer Spielraum gewonnen wird; das Weg-
fallen der Koften für zwei Hefte aber wird geftatten, den
Mitgliedern rein künftlerifche Publicationen, und zwar
Einzelblätter, Albums und Illuftrationswerke in Buchform
darzubieten. Wie die Gefellfchaft fich dabei nicht auf
beftimmte Gebiete zu befchränken, fondern Mannigfaltig-
keit und Reichhaltigkeit zu erzielen gedenkt, wird fie,
getreu ihrem Namen und ihren alten Traditionen, den
künftlerifchen Reproduclionsverfahren ihre vollfte Auf-
merkfamkeit zuwenden und vorwiegend Arbeiten der
graphifchen Künfte, feien es nun originale oder repro-
ducirende, bringen, aber die photomechanifchen Verfahren
nicht ausfchliefsen, wenn es fich um Kunftwerke, z. B.
Bilder handelt, für welche das ausfchliefsliche Repro-
duftionsrecht erworben wurde und die photomeebanifche
Wiedergabe fich am beften empfiehlt.

Die geplanten Veränderungen werden fchon am
1. Oclober diefes Jahres in Kraft treten, da der Verwaltungs-
rath aus gefchäftlichen Gründen beantragt hat, dafs von
nun an das Gefchäftsjahr mit diefem Termine beginne.

Eine andere Angelegenheit, mit welcher die Gefell-
fchaft im verfloffenen Jahre fich intensiv befchäftigte, war
das Unternehmen der Bilderbogen. Die im letzten
Berichte ausgefprochene Hoffnung, dafs die erfte Serie der
Bilderbogen im Herbfte des verfloffenen Jahres erfcheinen
folle, konnte leider nicht realifirt werden. Je weiter das
grofsartige und umfangreiche Unternehmen fortfchritt,defto
mehr thürmten fich im Verlaufe der Arbeit Schwierigkeiten
und Hemmniffe auf, welche dem vom verehrlichen

Curatorium eingefetzen Ausfchuffe und der vom hohen
k. k. Minifterium für Cultus und Unterricht beftellten
Commiffion, die beide Hand in Hand vorzugehen hatten,
die gröfste Verficht und das eindringlichfte Studium
auferlegten, da alle auf einem fo heiklen Gebiete wie dem
für die Schule beftimmter Bilder begangenen Irrthümer
die folgenfehwerften Confequenzen nach fich ziehen
müfsten. Nunmehr aber ift alles in dem Maafse vorbereitet
und fertig, dafs die 1. Serie von etwa 40 Bogen im Laufe
des Monats September erfcheinen wird. Sie wird Proben
aus allen Gruppen, welche aufgenommen find, mit Aus-
nahme der Kunftgefchichte enthalten.

Eine ganze Schaar von öfterreichifchen Künftlern
hat fich bereitwillig in den Dienft unleres fchönen Unter-
nehmens geftellt; u. a. find thätig, für dieGefchichte Hirfchl,
Kempf von Hartenkampf, Altwirth, Friedrich, Seligmann,
Bernt und Lefler in Wien, Brozik und Ohmann in Prag,
Schwaiger in Biftritz, Myrbach in Paris, Benczur in
Budapeft, für die Geographie Lichtenfels und Rufs in Wien,
Tomec in Prag, für die Ethnographie Rumpier in Wien,
für das Thierleben Pock und Simony in Wien, für die
Biblifche Gefchichte Jenewein in Prag, für das Märchen
Lefler und Pock in Wien, für die Legende Schwaiger in
Biftritz und Stachiewicz in Krakau, für den Elementar-
unterricht Mofer in Wien. Die nächften Serien werden fich
faft ausfchliefslich auf das Gebiet der Gefchichte,
Geographie und Biblifehen Gefchichte befchränken, damit
diefe Gruppen im Intereffe der Schule möglichft bald
abgefchloffen und in der Form von Atlanten ihrer
wichtigften Beftimmung zugeführt werden können.

Veröffentlichungen im Jahre 1896.

1. Den XIX. Jahrgang der »Graphifchen Künfte«
eröffnete eine Studie von Georg Vofs über Andreas
Achenbach, der eine Radirung von Kroftewitz und farbige,
in der Kunftanftalt von Angerer und Göfchl ausgeführte
Facfimile-Reproduclionen nach Studien des Meifters einen
befonderen künftlerifchen Schmuck verliehen. Ihr folgte
die von Max Schmid verfafste Monographie über einen
anderen Jubilar des Jahres 1895, über Menzel. Radi-
rungen vonHalm, Krüger undReim sowiezahlreichephoto-
mechanifche Abbildungen geben eine Überficht über das
künftlerifche Schaffen des Künftlers, die durch Vorführung
mancher unpublicirter Arbeiten einen felbftändigen Werth
erhielt. Ein weiteres Heft mit Radirungen von K.Th.Meyer-
Bafel war dem fchweizerifchen Landfchaftsmaler Adolf
Stäbli gewidmet. Dem Gebiete der modernen graphifchen
Künlte entlehnt war ein Artikel über den niederländifchen
Original-Radirer Carl Storm van 's Gravesande, zu
welchem Storm mit dankenswerthem Entgegenkommen
mehrere Platten beifteuerte. Profeffor Jofef Bayer brachte
in einem inhaltsreichen Effay werthvolle Nachträge zu dem
von ihm verfafsten III. Bande des Theaterwerkes. Den
Jahrgang fchlofsenBefprechungen über die erften Hefte der
Gefchichte des Burgtheaters von Oskar Teuber und
über eine im Verlage der Petersburger Staatsdruckerei
erfchienene Prachtpublication von Studien Horfchelts.
 
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