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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.4069#0019
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Placat von Mitcha

Sechziger. Dafs er mit einer Ausftellung von Entwürfen
und ausgeführten Arbeiten über Nacht fozufagen eine
anerkannte Gröfse wurde, iit wenige Jahre erft her.

Ob ihn die Japaner geleitet haben? Äufserlich hat
er mit ihnen nichts gemein, aber eines ift ihnen beiden
eigentümlich: Die Erreichung voller Wirkung bei An-
wendung geringer Mittel, allb das, was das Wefen des
Placates ausmacht. Bekanntermafsen haben die Gon-
courts fchon vor Jahrzehnten den Wert japanifcher Bunt-
drucke erkannt. In der Vorrede zu »Cherie« läfst der eine
der Brüder gelegentlich der von ihnen regelmäßig unter-
nommenen Spaziergänge den anderen lagen:».. . Wer wird
behaupten dürfen, nicht wir feien es gewefen, die zum
erften Male einen mit japanifchen Arbeiten ausgeftatteten
Paril'er Salon in unferem früheften, 1851 erfchienenen
Romane befchrieben! Zeige man uns doch die, welche in
jener Zeit ahnten, was Japan einft für den europäifchen
Gefchmack bedeuten werde. Und wenig fpäter, das von
uns entdeckte erfte japanifche Buch mit farbigen Illultra-
tionen, das erfte überhaupt, was in Parifei- Scbriftfteller-
und Malerkreifen bekannt wurde! Wer hat denn vor uns
über diefe Dinge ein Wort verloren, wer vor dem Er-
febeinen unferer »Idees et Sensations« die weiteften
Kreife auf einen in der Zukunft verborgenen Gefchmacks-
umfehwung hingewiefen'« u. f. w. Im erften Bande des
Werkes »La Maison d'un artiste« der gleichen Autoren
(fchon in den Siebziger Jahren erfchienen) ift ein grofser
Abfchnitt (L'escalier, les albums Japonais) ebenfalls dielen
Dingen gewidmet. Es ift mithin nicht ausgefchloffen,
dafs die Anregung von diefer Seite kam.

In den japanifchen Bilderbogen — fei diefer Aus-
druck geftattet — liegt, wie fchon oben getagt, das, was
das Wefen des Placates ausmachen foll: Einfache, in
grofsen Linien gehaltene Compofition, abfolute Unter-
ordnung des Details unter die Haupterfeheinung, Anwen-
dung grofser ruhiger Farbflecken ohne Überdruck. Die
räumliche Dispofition ift durchgehends eine meifterhafte;
fie entfpricht überall aufs hefte dem Format.

Cheret hat als erlter feinerleits diefe Forderungen
erkannt und befolgt. Seine figuralen Darftellungen lind
dem Räume lehr gut angepafst, die farbige Wirkung
immer mit fabelhafter Treffficherheit erreicht. Dafs bezüg-
lich der letzteren ganz andere Facloren ausfehlaggebend
lind, als beim Staffelei-Bilde, liegt klar auf der Hand, denn
das Placat hat inmitten des Verkehrsgewühls feinen Platz
und muls ihn, foll fein Zweck erreicht werden, trotz
Sonnenfchein und Regen, trotz grüner Bäume und farbig
geputzter Menfchen behaupten, es mufs in die Augen
fallen, fchlagend auf die Entfernung wirken. Daher
erfordert es die Anwendung anderer Mittel, als fie da in
Betracht zu ziehen lind, wo der abgefchloffene Raum in
Beziehung zu einer bildliehen Erfcheinung tritt. Es ift
dies übrigens auch der Grund, weshalb Placat-Aus-
ftellungen, in gefchloffenen Räumen untergebracht, beim
eiltmaligen Anfchauen einen geradezu tollhäuslerifchen
Eindruck machen, der aufs deutlichfte zeigt, was man von
 
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