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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.4069#0021
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liehen Illuftrationen zum Gil Blas, der durch ihre bis aufs
aufseilte freie Haltung bekannten Parifer Zeitfchrift. In
einer Unzahl der dafelbft wiedergegebenen Hiftörchen, für
die das Wort fchlüpfrig viel zu zahm ift, hat Steinlen
IHuftrationen gezeichnet, nie aber hat er als Zeichner (ich
jenes Moment geflieht, worauf die Autoren folcher Ge-
fchichtchen das Haupt-
gewicht legen, vielmehr
wufste er die Sache immer
von einer anderen Seite zu
packen. Was für eine ge-
fund empfindende Natur
diefer feit lange in Paris
lebende Schweizer ift,
documentirt (ich fo recht
in einem feiner bekannte-
sten Placate, das er für
»Laitpur de laVingeanne-
zeichnete. Ein anderer
Realifl, H. G.Ibels, deffen
»Escarmouche« z. B. ein
fehr bekanntes Placat ift,
reicht entschieden nicht an
Steinlen hin, ebenfo wenig
wie Albert Guillaume,
der genaue Kenner des
Chics weiblicher Über-
und Unter-Toiletten, an
Cheret hinreicht.

Urfprünglich ein ge-
borener Mährer, heute
durch die Ausstellung
feiner Zeichnungen und
Aquarelle eine in Paris
vielgenannte Persönlich-
keit, ift der auch als Placat-
Zeichner bekannte Mu-
cha. Zweifelsohne hängt
der Erfolg feiner Pracht-
placate nicht in letzter
Linie damit zulammen,
dafs er in drei Fällen
(Gismonda, Lorenzaccio
und Dame aux Camelias)
die von den Parifern ver-
götterte Sarah Bernhardt in
ihren Titelrollen darftellte.
Das ift alles mit Raffine-
ment gemacht; an Brocat,
an Seide, an reichem

Hintergrunde, an guter Zeichnung fehlt es nicht, und
dennoch fehlt dielen Dingen das, was man künftlerifch
genommen, »Rückgrat- nennt. Es ilt keine Kauft darin
zu erkennen; der fchaufpielerhaften, unmännlichen
Elegance ift zuviel darin, trotz fein abgewogener Farben-
ftiinmung und nicht unbedeutendem Aufwände an wirk-

famen Mitteln. Mucha hat, offenbar angeregt durch das
Graffet'fche Buch: »Die vier Haymonskinder«, (ich an
die farbige Illuftrirung von alten Märchen (»Princesse
Ilsee«) gemacht, doch mufs jedem, der unbefangen fleht,
die gewaltige Differenz zwifchen beiden klar werden.
Eugene Grasset ift ein durchaus individuell fich

äufsernder Künftler, was
Mucha nicht ift. Das zeigt
fich auch bei denPlacaten.
Graffethat Aufgaben diefer
Art in der mannigfachflen
Weife zu löfen verftanden,
Mucha ift wie Alefi, der
ebenfalls Sarah Bernhardt
(in der Titelrolle der
»Theodora«) dargeftellt
hat, nicht übereinegewiffe
Linie hinaus gekommen.
Der Aufwand an Mitteln
ift der Sache nicht immer
zuträglich. Wie fo ganz
anders hat Graffet die
Tragödin als Jeanne d'Arc
aufzufallen verftanden!
Nicht die decorative Er-
scheinung allein ift es, die
hier Stark Spricht, Sondern
auch die Persönlichkeit.
Unbekümmert um den
Hagel von PSeilen, der Sie
umzilcht, Steht die ge-
wappnete, mit lichtem
Mantel bekleidete Pucelle
da, in der Rechten das
weifse Panier mit den
Lilien, die Linke aufs Herz
gelegt. Hinter ihr ragt ein
Wald von Speeren und
anderem Waffengeftänge.
Am ganzen Placate ift
nichts zu viel und nichts
zuwenig, es ift ausserdem
von Schlagender Kraft der
Wirkung. Äufserst nobel
wirkt des nämlichen Künft-
lers Affiche für die »Fetes
de Paris«, liebenswürdig
und fein jenes, das die
Herausgabe der franzöfi-
fchen Romantiker anzeigt.
In diefem wie in einer Reihe anderer illuftrirter Bekannt-
machungen hat Graffet feine Figuren eigentlich durch-
modellirt, das Hauptgewicht auf den Ichwarzen, die
ganze Modellirung bewirkenden Unterdruck gelegt,- die
Farbe dagegen mehr nur als Tönung angewendet,
wogegen er bei dem Placate »Salon des Cent«, »Encre

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