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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.4069#0040
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— 36 —

wollen nicht unterfuchen, warum man fleh nicht an einer genügen liefs

und welche von beiden eigentlich das Recht hat, als ofricielle zu gelten.
Die eine, von der bis jetzt nur der erfte Theil erfchienen ift, hat den
seither verftorbenen eilten Händigen Secretär der Akademie, H ans
Müller, zum Verfaffer (flehe die Anzeige in diefen Blättern 1896 p. 23),
die andere fleht unter den Aufpicien des Directors Anton von Werner.

Auf ein Vorwort von Werner und die Feftrede, die diefer am
4 Mai 1896 hielt, folgen die von dem Direetorial-Affiftenten Dr. Seeger
verfafsten, umfangreichen »Beiträge zur Chronik* in Abfchnittcn, deren
eifte, bezeichnend genug für die frühere Gefchichte der Berliner Akademie,
durch die Regierungszeit Friedrichs I., Wilhelms I. und Friedrichs IL,
gegeben find (1696-1713, 1713-1740, 1740—1786). Den meiften Raum
nehmen ein die Epochen von 1786—1875 und von 1875, dem Datum
der Reform der Akademie, bis zur Gegenwart. Mit den hier enthaltenen
ausführlichen VerzeichnifTen und biographifchen Skizzen der Lehrer
und Schüler an den einzelnen Unterrichts-Abtheilungen wird das Werk
vorzügliche Dienftc als Naehfchlagebuch leiften. Nur finden wir es nicht
fehr praktifch, dafs in der Gefchichte der Hochfchule feit 1875 die bio-
graphifchen Daten für die Lehrer erft nach der Aufzählung der Schüler
kommen.

Abgefehen davon, dafs die Gefchichte der Akademie von Hans
Müll e r bis jetzt nur ein Torib ift und ein folcher vielleicht auch bleiben
wird, fleht fle der aus dem Verlage von Schulter auch in der Ausstattung
nach. Nicht weniger als 100 Tafeln und unzählige Abbildungen im Text
erheben das Buch zum Range eines koftbaren Prachtwerkes und führen
wie eine trefflich gewählte Galerie die Leitungen der Berliner Schule
unmittelbar vor Augen. Man ift allerdings manchmal im elften Momente
überrafcht, wenn man Namen vertreten findet, deren Träger mit der
Akademie nur in lofer Verbindung ftanden und ihr bald den Rücken
kehlten, findet es aber doch in den meiften Fällen gerechtfertigt, dafs
fle nicht fehlen, da gerade ihr Entwicklungsgang intereffante Streiflichter
auf die Gefchichte des Institutes wirft.

Einen ehrenvollen Platz nahmen feit jeher in der Berliner Aka-
demie die graphifchen Künfte in Anfpruch. Man braucht nur an
G. F. Schmidt, D. Chodowiecki, D. Berger, Buchhorn, Ed.
Mandel, Jacoby und Stange zu erinnern. Die Schüler von Hans
Meyer, der gegenwartig den Linienftich und die Radirung lehrt,
Bernhard Pankok, Albert Krug er, E. Geyger, Karl Oe nicke,
Fritz Kroftewitz, Otto Reim, Hermann Hirzel, Mispagel
und Max Horte haben zu dem Werke zahlreiche Platten beigclteuert,
die ihm nicht zu geringem Schmucke gereichen. Ms

Die Bücherliebhaberei (Bibliophilie, Bibliomanie) am
Ende des 19. Jahrhunderts. Von Otto Mühlbrecht.
Berlin, Puttkammer u Mühlbrecht 1896.

Der Inhalt diefes Buches ift nicht fo umfaffend, als der Titel ver-
muthen läfst. Es befchäftigt fleh nicht mit der Bucherliebhaberei unferer
Zeit im Allgemeinen, fondern nur mit deren prägnantefler Erfcheinungs-
form, der Liebhaberei für Erzeugniffe der älteren Literatur. Der Verfaffer
bedauert lebhaft, dafs diefer edle Sport in Deutfchland bei weitem nicht
fo entwickelt ift wie in Frankreich, England und den Niederlanden. Wir
könnten ihm unbedingt Recht geben, wenn wir die Beruhigung hätten,
dafs die Steigerung eines folchen InterelTes nicht die Schmälerung des
ohnehin kärglich bemeffenen Rechtes der Lebenden zur Folge haben wurde.

Die Fachmänner auf dem Gebiete der Bibliophilie werden aus
dem Buche Mühlbrechts nicht viel Neues lernen. Für diefe ift es aber
auch nicht gefchrieben. Wer aber als Laie einen Blick in die oft kraule
und feitfame Welt diefes Zweiges der Sammelluft werfen will, wird das
anziehend geschriebene Werkchen mit grofsem Nutzen lefen und dem
Verfaffer Dank wiffen, dafs er zum erftenmale den Verfuch unternommen
hat, das deutfehe Publicum über Dinge zn unterrichten, für die bis jetzt
nur auslandifehe Literatur exiflirte, Wir lind überzeugt, dafs das
Buch in weiteren Auflagen fleh noch mehr ausreifen und dann auch
ein unentbehrliches Hilfsmittel für die Sammler werden wird, für welche
die als Anhang beigegebene Bibliographie in der jetzigen Form nur
Lückenhaftes bietet, während fle dem Laien ein überllüfliger Ballalt
erfcheint. Ms.

Handbuch der Kunftgefchichte. Von Anton
Sp ring er. 4. Auflage der »Grundzüge der Kunft-
gefchichte«. Leipzig. E. A. Seemann 1896. IV Bände.

Den »Grundzügen der Kunftgefchichte«, die in den drei erften
Auflagen als Textbuch zu den »kunfthiftorifchen Bilderbogen« erfchienen
waren, ilt in diefer 4. Auflage eine neue Geftalt gegeben worden. Die
Abbildungen der Bilderbogen wurden dem Text als Illuftrationen bei-
gefugt. Bilderbogen und Textbuch wurden ineinander gearbeitet; aus
ihrer Vereinigung entftand das vorliegende Handbuch der Kunftgefchichte.
Die Durchführung diefer Änderung war dem Verleger von dem ver-
ewigten Verfaffer als ein Vermächtnifs hinterlaffen worden. Aber wie
der Verleger damit eine Pflicht der Pietät erfüllte, fchuf er auch etwas
höchft Nützliches, das vor der alten Geftalt des Buches Bequemlichkeit
und Handlichkeit für den Lefer voraus hat.

Die Redaction der 4. Auflage haben Adolf Mi ch ael is für den
1. Band (Alterthum) und Jarov. Springer für die übrigen drei Bände
beforgt. Beide begnügten lieh mit befcheidenen Änderungen, Zufätzen
und Verbefferungen. Mit Recht. Springers »Grundzüge« gehören zu den
klafflfehen Werken der Kunftgefchichte und füllten deshalb unangetaflet
bleiben. Wir haben noch nicht gefehen, dafs Werke, die eine ftarke
Individualität fchuf, durch die mit jeder neuen Auflage zunehmenden
Änderungen und Einfchaltungen an üterarifchem Werth gewannen und
auf der Hohe der wiffenfchaftlichen Forfchung erhalten wurden.

Die neue Auflage zeichnet fich vor den Bilderbogen dadurch aus,
dafs ältere Holzfchnitte, die nicht mehr genügten, durch Zinkätzungen
nach photographifehen Aufnahmen erfetzt wurden. Für weitere Auflagen
möchten wir ein Verzeichnis der wichtigften Literatur, das man in
einem Handbuch wohl erwarten darf, vorfchlagen.

Gründung eines kunsthistorischen Instituts in Florenz.

Die Idee, für kunfthiflorifche Studien in Italien einen ähnliehen Mittel-
punkt zu fchaffen, wie fle das Archäologifche Inftitut in Rom und Athen
nebft Jüngern Anftalten für Gefchichtsforfchung oder die Zoologifche
Station in Neapel den betreffenden Wiffenfchaften gewähren, war
fchon feit längerer Zeit der Gegenfland eifrigen Bemühens und ift von
dem kunfthiftorifchen Congrefs in Nürnberg 1S93 als gemeinfame An-
gelegenheit beftimmter in Angriff genommen worden. Seither befteht
eine Commiffion, die zu allen einfchlagigen Mafsregeln für die Gründung
des Florentiner Inftituts bevollmächtigt ift. An ihrer Spitze fleht ein
gefchäftsführender Ausfchufs, dem Dr. Ad. Bayersdorfer, Confervator
der Pinakothek in München, Geh. Hofrath Dr. F. X. Kraus, Profeffor in
Freiburg i. Bi\, Dr. H. Thode, Profeffor in Heidelberg, Dr. M. G. Zimmer-
mann, Profeffor in Berlin und drei Leipziger Profefforen, Dr. A.
Schmarfow als Vorfltzender, Geh. Rath Dr. Wach als Rechtsconfulent
und Dr. H. Brockhaus als erwählter Diractor des Florentiner Inftituts
angehören.

Das Inftitut foll im nächften Herbft eröffnet werden, wenn auch
vorerft in proviforifcher Form, da die bisher gefammelten Mittel noch
nicht ausreichen, den umfaffenden Gelammtplan einer folchen Anflalt
zu verwirklichen. Ein Aufruf, der von einer flattlichen Reihe der an-
gefehenflen Kunfthiflonker unterzeichnet ifl, wendet fleh jetzt an
weitere Kreife mit der Bitte um Beiträge zum Capital oder jährliche
ZufchÜffe von beliebiger Höhe, namentlich aber um Beitritt zu dem
»Verein zur Förderung des kunfthiftorifchen Inftituts in Florenz«, der
den Zweck hat, das Inftitut zu erhalten, deffen Beliehen auf anderem
Wege endgiltig gefichert ifl, Die Mitgliederfchaft wird durch einen
jährlichen Beitrag von 20 Mark erworben, während zu den Stiftern
fchon zahlreiche deutfehe Fürften und hohe Gönner gehören. Beitritts-
erklärungen und Geldbeiträge nimmt das Bankhaus v. Mendels-
fohn & Co. in Berlin entgegen, Gefchenke von Buchern und Abbil-
dungen (die ebenfalls fehr erwünfeht find) die Verlagsbuchhandlung
von E. A. Seemann in Leipzig.

Manuscripte und Correspondenzen für die „Mittheilungen"
sind an die Redaction der „Graphischen Künste" Wien, VI., Luft-
badgasse 17 zu richten.
 
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