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1897.
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MITTHEILUNGEN
ERSCHEINEN ALS
REGELMÄSSIGE BEILAGEN
ZU DEN
GRAPHISCHEN
KÜNSTEN
SECHSMAL IM JAHRE.
233HSK5,525 a-^va-.y^v,« , Z5S
Nr. 6.
P
!ÄÄAA/ 'A/--AÄIÄ7
DIE
ADMINISTRATION
DER
GESELLSCHAFT
FÜR
VERVIELFÄLTIGENDE
KUNST
BEFINDET SICH
VI., LUFTBADGASSE 17
WIEN.
Vv^.v.v,v.v,v-.v.\ :ya ,\ ;i Vy.V.V.y.V
I L LU S TR AT I O NSWER K E
VOGEL.
VON HERMANN
Waldbilder, 10 Blätter in Heliogravüre -
Kinder- und Haus mal che n, gesammelt durch die Bruder Grimm — Hermann Vogel -AI b u n
(München, Verlag von Braun und Schneider.)
Vv ir haben ihn heuer imKünftlerhaufe gefehen, den
liebenswürdigen Märchenerzähler, den glücklichen Erben
Ludwig Richters, diefes deuti'cheften aller deutlichen Illu-
ftratoren. Hermann Vogel war uns aber fchon vor feinem
Eintreffen in Wien durch feine lyrifch-humoriftifchen
Interpretationen des Naturlebens in den -Fliegenden
Blättern« ein alter lieber Bekannter. Da hatte er Vorjahren
mit eigenartigen Stimmungsbildern aus dem Naturleben
einen Ton angefchlagen, den wir feit Schwind und
L. Richter nicht mehr vernommen und der in der vor-
nehmften humoriftifchen Zeitfchrift Deutfchlands umfo-
weniger fehlen durfte, als er nicht nur voll des köftlichften
Humors, fondern ganz fpeciell deutfeh war. Oder können
wir uns einen Engländer, einen Franzofen, einen Italiener
denken, der irgend eine fchlichte Naturfcenerie, etwa ein
Häschen, das im Gemüfegarten Kohl nafcht, fo gemüthvoll
darzuftellen vermöchte, wie der Deutfche? Er allein
verlieht in Haltung und Ausdruck gewiffe Herzenstöne
hinein zu legen und das wohlige Behagen des l'cheuen
poffirlichen Thierchens in einer Weife zu fchildern, die
fall rührend wirkt. — Solch' gemüthvolles Mitleben mit
der Natur, folch' harmonifches Identitäts-Empfinden hat
nur der Deutfche. Wie ganz eigenartig fich unfer Volk zur
Natur verhält, das zeigt fchon die Art und Weife, wie die
Kinder mit den Thieren fpielen, dem deutfehen ilt das
Thier ein Spielgenoffe, dem romanifchen ein Spielobject,
und zwar ein folches, das zuweilen feine Nichtzuge-
hörigkeit zum Menfehen auf eine recht harte Weife zu
fühlen bekommt. — Von folcher Intimität mit der Natur
zur pbantaftifch fabulirenden Belebung der Thierwelt und
der Landfebaft war von jeher nur ein Schritt. Er bildet
den Übergang zur Thierfabel und zum Thtermärchen.
Aufserlich unzufammenhängende Gefchichtchen ver-
einigen fich darin
zu einem in allen
Farben (chillern-
den, aber im
Grunde doch ein-
heitlichen Gan-
zen. An diefem
uralten phanta-
ftifch - empfind-
famen Naturge-
dicht hat die
ganze Nation mit-
gedichtet, und die
grofse, fchöne
Harmonie ift noch
lange nicht aus-
erzählt. Kommt
Einer, der mit
richtiger Empfin-
\us den Kinder- und Hausmärchen.
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MITTHEILUNGEN
ERSCHEINEN ALS
REGELMÄSSIGE BEILAGEN
ZU DEN
GRAPHISCHEN
KÜNSTEN
SECHSMAL IM JAHRE.
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Nr. 6.
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DIE
ADMINISTRATION
DER
GESELLSCHAFT
FÜR
VERVIELFÄLTIGENDE
KUNST
BEFINDET SICH
VI., LUFTBADGASSE 17
WIEN.
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VOGEL.
VON HERMANN
Waldbilder, 10 Blätter in Heliogravüre -
Kinder- und Haus mal che n, gesammelt durch die Bruder Grimm — Hermann Vogel -AI b u n
(München, Verlag von Braun und Schneider.)
Vv ir haben ihn heuer imKünftlerhaufe gefehen, den
liebenswürdigen Märchenerzähler, den glücklichen Erben
Ludwig Richters, diefes deuti'cheften aller deutlichen Illu-
ftratoren. Hermann Vogel war uns aber fchon vor feinem
Eintreffen in Wien durch feine lyrifch-humoriftifchen
Interpretationen des Naturlebens in den -Fliegenden
Blättern« ein alter lieber Bekannter. Da hatte er Vorjahren
mit eigenartigen Stimmungsbildern aus dem Naturleben
einen Ton angefchlagen, den wir feit Schwind und
L. Richter nicht mehr vernommen und der in der vor-
nehmften humoriftifchen Zeitfchrift Deutfchlands umfo-
weniger fehlen durfte, als er nicht nur voll des köftlichften
Humors, fondern ganz fpeciell deutfeh war. Oder können
wir uns einen Engländer, einen Franzofen, einen Italiener
denken, der irgend eine fchlichte Naturfcenerie, etwa ein
Häschen, das im Gemüfegarten Kohl nafcht, fo gemüthvoll
darzuftellen vermöchte, wie der Deutfche? Er allein
verlieht in Haltung und Ausdruck gewiffe Herzenstöne
hinein zu legen und das wohlige Behagen des l'cheuen
poffirlichen Thierchens in einer Weife zu fchildern, die
fall rührend wirkt. — Solch' gemüthvolles Mitleben mit
der Natur, folch' harmonifches Identitäts-Empfinden hat
nur der Deutfche. Wie ganz eigenartig fich unfer Volk zur
Natur verhält, das zeigt fchon die Art und Weife, wie die
Kinder mit den Thieren fpielen, dem deutfehen ilt das
Thier ein Spielgenoffe, dem romanifchen ein Spielobject,
und zwar ein folches, das zuweilen feine Nichtzuge-
hörigkeit zum Menfehen auf eine recht harte Weife zu
fühlen bekommt. — Von folcher Intimität mit der Natur
zur pbantaftifch fabulirenden Belebung der Thierwelt und
der Landfebaft war von jeher nur ein Schritt. Er bildet
den Übergang zur Thierfabel und zum Thtermärchen.
Aufserlich unzufammenhängende Gefchichtchen ver-
einigen fich darin
zu einem in allen
Farben (chillern-
den, aber im
Grunde doch ein-
heitlichen Gan-
zen. An diefem
uralten phanta-
ftifch - empfind-
famen Naturge-
dicht hat die
ganze Nation mit-
gedichtet, und die
grofse, fchöne
Harmonie ift noch
lange nicht aus-
erzählt. Kommt
Einer, der mit
richtiger Empfin-
\us den Kinder- und Hausmärchen.
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