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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.4072#0004
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1898.

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DIESE

MITTHEILUNGEN

ERSCHEINEN ALS
REGELMÄSSIGE BEILAGEN

ZU DEN

GRAPHISCHEN

KÜNSTEN

VIERMAL IM JAHRE.

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Nr. 1.

DIE

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DER

GESELLSCHAFT

FÜR

VERVIELFÄLTIGENDE

KUNST

BEFINDET SICH

VI., LUFTBADGASSE 1?

WIEN.

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D1 RUDOLF SCHWINGENSCHLÖGL t

rvasch tritt der Tod den Menschen an. Der 16. October hat unserer Gesellschaft eines der treuesten, thätigsten
und werthvollsten Mitglieder entrissen; und jäh gefällt sank er hin, unser Freund und Mitarbeiter. Scheinbar verjüngt
war er aus den steirischen Bergen zurückgekommen; er meldete sich bei uns als eben eingerückt und schaffens-
freudig; die Radegunder Cur, bemerkte er dankbar, habe ihm heuer besser bekommen als andere Jahre, und drei Tage
darnach . . . kaum glaublich schien's! Nur wer von seinem Herzleiden wusste, fand sich ins völlig Unerwartete. Wohl
nicht Frau und Kinder hat der grausame Schlag getroffen; Schwingenschlögl stand allein im Leben; an Freunden und
Mitstrebenden hatte er seine Familie; aber seiner Verehrer sind viele, daher die Trauergemeinde gross.

Dr. Schwingenschlögl gehörte unserer Gesellschaft seit 1883 an als Mitglied des Curatoriums, als Verwaltungs-
rath, und in allen Lagen und Fragen ist uns sein juridischer Beistand von Werth gewesen, zumal er nie rechthaberisch,
sondern sachlich, klar und conciliant seinen Rath ertheilte. Aber nicht nur in Paragraphen- und Ziffernsachen war
uns sein Gutachten kostbar; er besass wie Kunstfreude auch Kunstverständnis, und dieses hat er allezeit im Sinne
eines vermehrten Ansehens unserer Gesellschaft und für eine grösstmögliche Popularität unserer Bestrebungen
walten lassen.

Er verstand ebensowohl die Opferwilligkeit für die höchsten Aufgaben vervielfältigender Kunst, als er andererseits
eifrig dafür eintrat, mehr und mehr auch der modernen Kunst in unseren Publicationen Eingang zu verschaffen. In
langen Jahren kann oft ein erneuter Ansporn nöthig, oft auch eine Art Bleigewicht, der Hemmschuh, angezeigt sein.
Schwingenschlögl stand immer auf der wahrhaft förderlichen Seite, und selbst wenn er den Diabolus Rotae spielte,
geschah es zum Besten der Gesellschaft.

Am 25. März 1831 in Wien geboren, hat Schwingenschlögl ein Alter von 66 Jahren erreicht. Zu Anfang der
siebziger Jahre verliess er die juridische Carriere, um, unbeirrt vom Bureaudienst, seine Müsse hochsinnigen Unter-
nehmungen zu widmen. Dem «Beamten-Verein» verhalf er vor 25 Jahren zum Dasein, und als dessen Verwaltungsrath
und Directions-Comite-Mitglied ist er aus dem Leben geschieden. Auch der «Deutsche Schulverein» ist ihm zu Dank
verpflichtet und ehrt sein Andenken. Schriftstellerisch ist er nicht blos in seinem Fach, sondern auch als gelegentlicher
Belletrist thätig gewesen. H. Gr.

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