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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.4072#0020
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bemerken noch, dass schriftliche Anfragen zu richten
sind an den Schriftwart des Verbandes, Herrn F. Sehlatt-
mann, Berlin W, Nettelbeckstrasse 24. Die Ausstellungs-
Commission setzt sich zusammen aus den Herren:
Waldemar Friedrich, Prof., Vorsitzender, E. Doepler, Prof.,
Km. Gentz, P. Heydel, F. Jüttner, Th. Kutschmann,
O. Markus, A. v. Rössler und A. Zick. Man darf der
Hoffnung und dem Wunsche Ausdruck geben, dass die
Ausstellung einen guten Überblick gewähren möge über
den gegenwartigen Stand der deutschen Illustrations-
kunst und dass die Durchschnitts- und Marktwaare von
derselben möglichst ferngehalten werde. G. G.

Literatur.

Literatur zum Böcklin-Jubiläum:

Arnold Böcklin. Dritte Folge. 40 Photogravuren,
Grossfolio. Ausgabe I. M. 200.—, Ausgabe II M. 100.-
München, Verlagsanstalt Bruckmann.

A. Böcklin, ein Leitfaden zum Verständniss seiner
Kunst. Von Max Lehrs. München. Photographische
Union, 1897.

Böcklinnummer des Pan und der Jugend.

Katalog der BÖcklin-Ausstellung in Basel.

Der 70jährige Geburtstag Arnold Böcklins ist für die Wert-
schätzung desselben in weiteren Kreisen ein kritischer Tag erster
Ordnung geworden. Es berührt fast lächerlich zu sehen, ein wie wunder-
barer Umschlag in der Stimmung der Massen gegen den Meister damit
eingetreten ist. Während er bis vor wenigen Jahren der Liebling weniger
selbstständiger Kunstenthusiasten war, ist er heute >Mode«, das heisst,
alle diejenigen, die Anspruch darauf machen, zum Kreise der Kunst-
verständigen zu gehören (und wer machte darauf nicht Anspruch), sind
plötzlich des Lobes voll über den einst so geschmähten Meister. Bis in
die Provinzblätter hinab wird sein Ruhm als eines grossen deutschen
Künstlers verkündet, als ob nicht noch vor wenigen Jahren eines
seiner grössten und bedeutendsten Werke von der Münchener Kunst-
ausstellungs-Jury zurückgewiesen worden wäre und als ob er längst ein
allgemein beliebter Künstler gewesen sei. In Bälde werden diejenigen,
welche nur, um als freie Geister zu gelten, zu seiner Fahne schworen,
dadurch ihre Freigeistigkcit beweisen müssen, dass sie zur Abwechslung
auf ihn als überwundene Grösse herabsehen, wie man auch auf Adolf
Menzel heute als überwundene Grösse herabsehen möchte.

So hat denn das Böcklin-Jubiläumsjahr nicht nur eine Ausstellung
seiner Werke in seiner Vaterstadt Basel nebst Festrede und unver-
meidlichem Festessen (!) gebracht, sondern auch die Literatur ist
reichlich ins Kraut geschossen. Sie hat insofern hier dankbare Arbeit,
als in der That die wenigsten von denen, die Verehrung vor dem Meister
jetzt darlegen wollen, recht verstehen, was eigentlich an ihm nun so
verehrenswert sei.

Als wichtigste Festgabe hat die Bruckmann'sche Verlagsbuch-
handlung die dritte Folge von Photogravuren nach Werken des
Meisters gebracht. Gewiss haben die beiden ersten Folgen dieser pracht-
vollen Publication zur Popularisirung Böcklins vieles beigetragen. Die
wichtigsten seiner Werke, diejenigen, die anfangs ihn am meisten
verhasst und dann später berühmt gemacht haben, sind in jenen beiden
Bänden veröffentlicht. Aber die dritte Folge bringt nicht etwa nur eine
Nachlese des früher nicht verwendeten Materials. Böcklin, der unermüdlich
Schaffende, hat ja m der Zwischenzeit eine ganze Folge von Offen-
barungen seines Schöpfergeistes uns bescheert, darunter so manches,
das auf völlig neuer Bahn ihn zeigt. So ist der III. Band nicht minder
wichtig als die beiden ersten, ja, weil er die letzten, reifsten Werke

Aus dem »Jugendschatz*. Zeichnung von K. Moser.

bringt, in mancher Hinsicht wichtiger. Gewiss wird man es bedauern,
dass es nicht möglich war, Böcklins Schöpfungen in farbiger Repro-
duktion zu geben. Allein, alles in dieser Art bisher Veröffentlichte
zeigt nur, dass Böcklins Malweise, die auf der Leuchtkraft des hellen
Kreidegrundes so wesentlich basirt, im Farbendruck, bisher wenigstens,
nicht erreicht werden konnte, dass es also weit richtiger erscheint, von
diesen Versuchen abzusehen und wenigstens Entwurf und Stimmungs-
gehalt, soweit er sich in Schwarz und Weiss ausdrücken lässt, wieder-
zugeben. Die Albert'schen Photogravuren erreichen ja darin alles erreich-
bare und durch die Wahl der Druckfarben wird wenigstens annähernd
eine gewisse verwandte Stimmung in der Wiedergabe erstrebt. Gerade
hier zeigt sich, welchen hohen Wert die Photogravure mit ihren feinen
Abtönungen, ihrem weichen malerischen Vortrag selbst für Wiedergabe
solcher Gemälde hat, die in erster Linie farbig gedacht sind. Die
kräftigen Farbengegensätze auf der »Ruine am Meer« (Slg. Thorsch
Wien), der »schwermüthigen Stimmung im heiligen Hain« (Galerie
Schaek) und dem «Herbstgedanken", die wundervollen Gegensätze
zwischen saftigem Vordergrund und lichter Ferne auf dem Bilde die
 
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