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32
rERDMANN
AUREOL
DIE KRONE ALLER HAARFARBEMITTEL
SCHWARZ und BRAUN
Zu haben in aller Apotheken Dro^ujnt.n Pirfumenen FriseurUdetl etr elc
Plakat von Anchentaller. (Wien, J. Weiner.)
Auffassung sehr an die wenigen Radirungen, die wir von Bastien-Lepage
haben; ich glaube, damit kein geringes Lob ausgesprochen zu haben.
In einem zweiten Blatte (Duc d'Aibe) macht derselbe Künstler den
Versuch, einen Hafen bei Sturm und Regen zu schildern; obwohl darin
vieles Einzelne trefflich beobachtet ist, so wirkt das Ganze doch nicht
glücklich. Trotzdem bleibt Graf Kalckreuth der eigenartigste und be-
gabteste unter den Karlsruher Malern; er ist so vielseitig und versucht
so Vieles, dass man es sich wohl gefallen lassen muss, wenn ihm ein-
mal eine Arbeit weniger gelingt oder auch ganz misslingt.
Die jüngeren Künstler haben einige vorzügliche Arbeiten geliefert.
Walter Conz erreicht in seinem »Schlosspark« durch die Anwendung
tiefer, sammetartiger, aber dabei doch durchsichtiger Töne eine ganz
merkwürdige Stimmung; wie sich der dunkle Wald des Schlossparks,
das in der Ferne blinkende Schloss und die weissen Marmoigruppen in
dem stillen Weiher spiegeln, das hat Conz mit wenigen, aber ausdrucks-
vollen Mitteln wiederzugeben gewusst. Dasselbe Motiv hat er, nebenbei
bemerkt, auch in einer Lithographie verwendet. Einen fast farbigen
Eindruck macht das Blatt >Aus der Umgebung von Siena«, das von
dem begabten Landschaftsmaler Franz Hoch herrührt; das Motiv ist
sehr einfach: eine Burgruine auf einemHügel, dahinter der Abendhimmel,
der mit leichten, weissen Woikenstreifen bedeckt ist; ein einheitlicher,
warmer Ton breitet sich über das Ganze. Der Thiermaler des Karlsruher
Kreises Otto Fikentscher gibt uns in seinem »Feldmann« das wohl-
getroffene Bildnis eines langhaarigen Vorstehhundes; es ist ganz in
Aquatinta ausgeführt und hat fast die Wirkung eines Gemäldes. Einen
Gegensatz zu diesem Blatte bilden Hans vonVolkmanns»Nussbäumc
im Frühling«, eine Radirung, wobei ausschliesslich die Nadel verwendet
worden ist; es ist eine feine, zarte Luft- und Lichtstudie, die die kühle
Morgensonne des Frühlings schildert, wie sie die noch kahlen Bäume
bescheint.
Nur ungern scheiden wir von dem reichen Inhalt dieser Mappe,
indem wir uns begnügen, zum Schlüsse noch auf die übrigen darin ent-
haltenen Radirungen von Gustav Kampmann, Theodor Dengler,
Hermann Gattiker und Manuel Wieland hinzuweisen.
G. G.
Karlsruher Künstlerbund-Postkarten. I. Serie.
Verlag der G. Braun'schen Hofbuchdruckerei in
Karlsruhe.
Einen hübschen Beweis dafür, dass auch untergeordnete
industrielle Zweige sich erfolgreich mit der »hohen Kunst« verbinden
können, liefern die Postkarten des Karlsruher Künstlerbundes. Wir
zählen sie zu den besten Erzeugnissen dieser gegenwärtig alles über-
fluthenden Industrie. Sie besitzen den Werth von farbigen Original-
lithographien, da die Künstler selbst die Entwürfe auf den Stein
zeichneten und den Druck persönlich überwachten. Und gerade in der
farbigen Originallithographie hat der Karlsruher Künstlerbund unbe-
strittene Erfolge zu verzeichnen, weil seine Mitglieder eine förmliche
Routine darin besitzen, durch wenige Farben eine bildmässige Wirkung
zu erreichen. Dieser Vorzug fehlt auch den kleinen Kärtchen nicht. Bei
der 1. Serie, die aus zwölf Nummern besteht, haben sich Graf L. v.
Kalckreuth, Kallmorgen, Schönleber, H. R. v. Volkmann,
Kampmann, Franz Hein u. a. betheiligt. Ebenso reizvoll als die
landschaftlichen Bilder, Kampmanns Hirschhorn am Neckar mit seiner
feinen Farbenstimmung, Kallmorgens effectvolles Alt-Heidelberg,
Kalckreuths fast grandiose »Saalburg bei Homburg« und Schön-
lebers »Abend« sind die figürlichen und decorativen, so vor allem
Heins poesievolle Waldnymphe. Wenn alle Postkarten auch nur an-
nähernd auf der künstlerischen Höhe der Karlsruher stünden, wäre es
ein Vergnügen, sich diesem modernen Sammelsporte zuzuwenden.
Ms.
Ein neues Wiener Plakat. H. v. Berlepsch, der vor etwa einem
Jahre noch mit Recht darauf hinweisen konnte, dass das Wiener Plakat
hinter jenem anderer Städte zurückgeblieben, wäre heute kaum mehr in der
Lage, seine Behauptung noch aufrecht zu erhalten. Überraschend schnell
hat sich auf diesem Gebiete ein sehr beachtenswerter Umschwung voll-
zogen. Wie verspätete Nachzügler nehmen sich die wenigen Plakate
aus, die noch die Unbeholfenheit und Reizlosigkeit der alten Manier zur
Schau tragen. Namentlich die Unzahl der Fahrradfabrikanten hat im
Laufe der letzten Monate eine Fülle von Witz und Humor auf Erfindung
und Ausführung ihrer Anzeigen verschwendet, die wirksam gegen die
Melancholie ankämpft, die den Spaziergänger zwischen den endlosen
Bretterwänden unserer Stadtbahn- und Wienregulirungsbauten zu be-
fallen drohte. Aber auch andere Unternehmungen verschmähten den Auf-
wand guter Plakate nicht. So z. B. Dr. E. Erdmann mit seinem Haarfärbe-
mittel »Aureol«, für das Auchentaller eine ganz vorzügliche
Zeichnung geliefert hat. Eine schlanke Wienerin in grellrothem Kleide
modernster Facon hält in jeder Hand ein Päckchen Aureol, das sie mit
schelmischer Grazie dem Publicum präsentirt, als würde sie nicht ahnen,
dass hinter ihr bereits eine Schaar älterer Herren steht, in deren
Gesichtern der Gedanke, sie könnten noch einmal jung erscheinen,
sichtlich die belebendste Wirkung ausübt. Die Plakatvvirkung ist aus-
gezeichnet. Vier Farben nur, das weisse Papier, Schwarz, Gelb und Roth,
die Zeichnung witzig, klar und doch dabei etwas räthselhaft, so dass der
Beschauer der Sache gerne auf den Grund kommen möchte, der Text
auf einen Blick zu lesen, in der That die Hauptbedingungen des Plakats
mit dem geringsten Aufwand an Mitteln vollkommen erreicht. Fs.
Manuscripte und Correspondejizen für die ,,Mittheilungen"
sind an die Redaction der „Graphischen Künste" Wien, VI., Luft-
badgasse 17 zu richten.
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rERDMANN
AUREOL
DIE KRONE ALLER HAARFARBEMITTEL
SCHWARZ und BRAUN
Zu haben in aller Apotheken Dro^ujnt.n Pirfumenen FriseurUdetl etr elc
Plakat von Anchentaller. (Wien, J. Weiner.)
Auffassung sehr an die wenigen Radirungen, die wir von Bastien-Lepage
haben; ich glaube, damit kein geringes Lob ausgesprochen zu haben.
In einem zweiten Blatte (Duc d'Aibe) macht derselbe Künstler den
Versuch, einen Hafen bei Sturm und Regen zu schildern; obwohl darin
vieles Einzelne trefflich beobachtet ist, so wirkt das Ganze doch nicht
glücklich. Trotzdem bleibt Graf Kalckreuth der eigenartigste und be-
gabteste unter den Karlsruher Malern; er ist so vielseitig und versucht
so Vieles, dass man es sich wohl gefallen lassen muss, wenn ihm ein-
mal eine Arbeit weniger gelingt oder auch ganz misslingt.
Die jüngeren Künstler haben einige vorzügliche Arbeiten geliefert.
Walter Conz erreicht in seinem »Schlosspark« durch die Anwendung
tiefer, sammetartiger, aber dabei doch durchsichtiger Töne eine ganz
merkwürdige Stimmung; wie sich der dunkle Wald des Schlossparks,
das in der Ferne blinkende Schloss und die weissen Marmoigruppen in
dem stillen Weiher spiegeln, das hat Conz mit wenigen, aber ausdrucks-
vollen Mitteln wiederzugeben gewusst. Dasselbe Motiv hat er, nebenbei
bemerkt, auch in einer Lithographie verwendet. Einen fast farbigen
Eindruck macht das Blatt >Aus der Umgebung von Siena«, das von
dem begabten Landschaftsmaler Franz Hoch herrührt; das Motiv ist
sehr einfach: eine Burgruine auf einemHügel, dahinter der Abendhimmel,
der mit leichten, weissen Woikenstreifen bedeckt ist; ein einheitlicher,
warmer Ton breitet sich über das Ganze. Der Thiermaler des Karlsruher
Kreises Otto Fikentscher gibt uns in seinem »Feldmann« das wohl-
getroffene Bildnis eines langhaarigen Vorstehhundes; es ist ganz in
Aquatinta ausgeführt und hat fast die Wirkung eines Gemäldes. Einen
Gegensatz zu diesem Blatte bilden Hans vonVolkmanns»Nussbäumc
im Frühling«, eine Radirung, wobei ausschliesslich die Nadel verwendet
worden ist; es ist eine feine, zarte Luft- und Lichtstudie, die die kühle
Morgensonne des Frühlings schildert, wie sie die noch kahlen Bäume
bescheint.
Nur ungern scheiden wir von dem reichen Inhalt dieser Mappe,
indem wir uns begnügen, zum Schlüsse noch auf die übrigen darin ent-
haltenen Radirungen von Gustav Kampmann, Theodor Dengler,
Hermann Gattiker und Manuel Wieland hinzuweisen.
G. G.
Karlsruher Künstlerbund-Postkarten. I. Serie.
Verlag der G. Braun'schen Hofbuchdruckerei in
Karlsruhe.
Einen hübschen Beweis dafür, dass auch untergeordnete
industrielle Zweige sich erfolgreich mit der »hohen Kunst« verbinden
können, liefern die Postkarten des Karlsruher Künstlerbundes. Wir
zählen sie zu den besten Erzeugnissen dieser gegenwärtig alles über-
fluthenden Industrie. Sie besitzen den Werth von farbigen Original-
lithographien, da die Künstler selbst die Entwürfe auf den Stein
zeichneten und den Druck persönlich überwachten. Und gerade in der
farbigen Originallithographie hat der Karlsruher Künstlerbund unbe-
strittene Erfolge zu verzeichnen, weil seine Mitglieder eine förmliche
Routine darin besitzen, durch wenige Farben eine bildmässige Wirkung
zu erreichen. Dieser Vorzug fehlt auch den kleinen Kärtchen nicht. Bei
der 1. Serie, die aus zwölf Nummern besteht, haben sich Graf L. v.
Kalckreuth, Kallmorgen, Schönleber, H. R. v. Volkmann,
Kampmann, Franz Hein u. a. betheiligt. Ebenso reizvoll als die
landschaftlichen Bilder, Kampmanns Hirschhorn am Neckar mit seiner
feinen Farbenstimmung, Kallmorgens effectvolles Alt-Heidelberg,
Kalckreuths fast grandiose »Saalburg bei Homburg« und Schön-
lebers »Abend« sind die figürlichen und decorativen, so vor allem
Heins poesievolle Waldnymphe. Wenn alle Postkarten auch nur an-
nähernd auf der künstlerischen Höhe der Karlsruher stünden, wäre es
ein Vergnügen, sich diesem modernen Sammelsporte zuzuwenden.
Ms.
Ein neues Wiener Plakat. H. v. Berlepsch, der vor etwa einem
Jahre noch mit Recht darauf hinweisen konnte, dass das Wiener Plakat
hinter jenem anderer Städte zurückgeblieben, wäre heute kaum mehr in der
Lage, seine Behauptung noch aufrecht zu erhalten. Überraschend schnell
hat sich auf diesem Gebiete ein sehr beachtenswerter Umschwung voll-
zogen. Wie verspätete Nachzügler nehmen sich die wenigen Plakate
aus, die noch die Unbeholfenheit und Reizlosigkeit der alten Manier zur
Schau tragen. Namentlich die Unzahl der Fahrradfabrikanten hat im
Laufe der letzten Monate eine Fülle von Witz und Humor auf Erfindung
und Ausführung ihrer Anzeigen verschwendet, die wirksam gegen die
Melancholie ankämpft, die den Spaziergänger zwischen den endlosen
Bretterwänden unserer Stadtbahn- und Wienregulirungsbauten zu be-
fallen drohte. Aber auch andere Unternehmungen verschmähten den Auf-
wand guter Plakate nicht. So z. B. Dr. E. Erdmann mit seinem Haarfärbe-
mittel »Aureol«, für das Auchentaller eine ganz vorzügliche
Zeichnung geliefert hat. Eine schlanke Wienerin in grellrothem Kleide
modernster Facon hält in jeder Hand ein Päckchen Aureol, das sie mit
schelmischer Grazie dem Publicum präsentirt, als würde sie nicht ahnen,
dass hinter ihr bereits eine Schaar älterer Herren steht, in deren
Gesichtern der Gedanke, sie könnten noch einmal jung erscheinen,
sichtlich die belebendste Wirkung ausübt. Die Plakatvvirkung ist aus-
gezeichnet. Vier Farben nur, das weisse Papier, Schwarz, Gelb und Roth,
die Zeichnung witzig, klar und doch dabei etwas räthselhaft, so dass der
Beschauer der Sache gerne auf den Grund kommen möchte, der Text
auf einen Blick zu lesen, in der That die Hauptbedingungen des Plakats
mit dem geringsten Aufwand an Mitteln vollkommen erreicht. Fs.
Manuscripte und Correspondejizen für die ,,Mittheilungen"
sind an die Redaction der „Graphischen Künste" Wien, VI., Luft-
badgasse 17 zu richten.