von
kes,
aus
37
als wenn er mit dem Bleistift zeichnete. Phantasie und
augenblickliche Stimmung werden von ihm unmittelbar
auf der Platte ausgedrückt. Seine besten Radirungen sind
diesmal: »La Dormeuse« und »Les Tanagra au Louvre«.
Im allgemeinen herrscht in dieser Abtheilung die Land-
schaft vor, so namentlich in den Radirungen von Came-
ron, Burridge und Huson. Die vorzüglichsten Reprä-
sentanten in der Anwendung gemischter Methode sind:
H. May. Miss Constance Pott und Minna Boling-
broke. Diese Dame hat bekanntlich ihren Mädchennamen
als Künstlerin beibehalten, obgleich sie nicht nur die
Schülerin, sondern auch die Gattin Watsons wurde.
Unter den neu herausgekommenen Katalogen ist
besonders erwähnenswerth: -The Catalogue of Drawings
by British Artists, and of Artists of Foreign Origin
working in Great Britain, published by the Trustees«;
herausgegeben von Mr. Lawrence Binyon. Mr. Sidney
Colvin, der Director des Kupferstichcabinets, hat eine
sehr sachgemässe Vorrede zum Katalog verfasst. In den
Katalogen mehrerer grossen Institute, welche Sommer-
ausstellungen abhalten, finden wir Illustrationen der
bedeutendsten Bilder, und was die Hauptsache ist, nicht
in der bisher üblichen Manier, sondern durch die Wieder-
gabe von Zeichnungen, welche die betreffenden Meister
nach ihren Originalen selbst lieferten.
Nicht für England allein, sondern auch für das Aus-
land dürfte das illustrirte Werk »Queen Victoria by
Richard R. Holmes, Libranan to the Queen, Illustrated
from the Royal collections, Boussod, Valadon & Co.
London« aussergewöhnliches Interesse besitzen. Der
Verfasser ist der Bibliothekar der Königin. Die Illu-
strationen stellen die Königin in allen Lebensaltern dar; es
befinden sich darunter auch vortreffliche Photogravuren
nach ihren Porträts von Winterhalter. Mr. Thomson hat
die zu reproducirenden Porträts, Bilder und Kunst-
gegenstände ausgewählt, zu welchem Zwecke ihm sämmt-
liche Schlösser u. s. w. zur Verfügung standen. Am meisten
wird es aber an dieser Stelle interessiren zu hören, dass
auch heute noch, überall wo sie hinkommt, die Königin
ihre landschaftliche LTmgebung skizzirt. Ihre Lehrer in
diesem Fache waren Westall, Landseer und Lear. In der
Radirung nahm die Königin seit 1847 Lehrstunden bei
Leith, und in den letzten 12 Jahren bei Mr. Green. Man
wird sich vielleicht entsinnen, dass vor einigen Jahren
Miss M. Skerret, eine Dame, welche während 25 Jahre
sich in einer Vertrauensstellung bei der Königin Victoria
befand, in einer Auction mehrere Arbeiten der Konigin
Victoria verkaufen hess. Es waren insgesammt: 3 Original-
zeichnungen und 4 Radirungen der Königin, sowie
4 Radirungen der Kaiserin Friedrich, sämmtlich bezeichnet.
.Meistens stellten die Radirungen Porträts der königlichen
Familie dar Der Preis für diese Blätter betrug
700 Gulden.
Von den vielen bei Christie und Sotheby abgehaltenen
Auctionen kann nur im Allgemeinen gesagt werden, dass
die Preise für gute Werke der graphischen Kunst sich
ausserordentlich hoch hielten. Bei Christie wurde eine
Bleistiftzeichnung von Sir E. Bume-Jones mit 500 Gulden
bezahlt. Die Arbeit bestand in einem hübsch ausgeführten
Kirchenfenster. D. G Rossettis Zeichnung in rother Kreide
> Lilith« erreichte sogar 550 Gulden. Die bei Sotheby am
21. Mai beendete Auction der »Wilson-Sammlung« bestand
aus 945 Nummern, die einen Erlös von 43.000 Gulden
aufweisen. Da die Collection vor einem halben Jahr-
hundert angelegt wurde, so wird es nicht besondere
Verwunderung erregen zu hören, dass der Durchschnitts-
preis beim Einkauf pro Blatt 1 — 2 Schilling, und der
höchste Preis 1 Pfund betrug. Prinz Ruprecht, Radirung von
F. Faithorne, nach van Dyk, erster Plattenzustand, erzielte
230 Gulden; Mrs.Abington, in voller Figur, nach Reynolds,
von J. Watson, früher Druck, vor der Änderung in den
Adressen, 260 Gulden; ein vollständiger Satz der so-
genannten »Windsor-Schönheiten«, nachLely, von J. Wat-
son, 1030 Gulden; Eleonore Gwinn, von P. Tempest,
Originalradirung,570 Gulden.Leonore,von denEngländern
Neil Gwinn genannt, war ursprünglich Obstverkäuferin,
dann Schauspielerin und Geliebte Karls II. Aus diesem
Verhältnisse stammen die Herzoge von St. Albans.
Reproductionen jeder Art, bei denen jedoch häufig
die Loyalität höher als die Kunst steht, von Porträts der
Königin, des unerschrockenen Pfeifers von Dargai, der den
britischen Truppen zum Sieg verhalf, und last not least,
von Gladstone, beherrschen zur Zeit den Markt. Durch
den Tod wurden in der letzten Zeit abberufen: der
Illustrator Aubrey Beardsley, der Kupferstecher William
French und W. J. Linton. Der letztere war besonders
bekannt geworden durch die nachstehenden Werke:
Practical Hints on Wood Engraving«, »A History of
Wood Engraving in Amerika«, und »A Manual of the Art
of Wood Engraving«. Endlich soll bei dieser Gelegenheit
William Morris gedacht werden, da seine Schöpfung,
»The Keimscott Press«, vor wenigen Wochen geschlossen
wurde. Die von Morris und seinen Hilfsarbeitern geschaf-
fenen Holzstöcke giengen als Geschenk an das British-
Museum über, mit der Bestimmung, dass sie vor hundert
Jahren nicht benutzt werden dürfen. —
O. v. Schleinitz.
Kunstblätter.
Fritz Burger: 10 Original-Lithographien, Frauen-
typen vom Münchener Künstler-Fest 1898. München,
Piloty und Loehle. Folio.
Wir wollen hier auf diese Publication nur kurz hinweisen. Eine
eingehende Würdigung wird sie ja in der Monographie finden, die wir
Burger, der in unserer Mappe mit einem schonen Blatte vertreten ist, in
den Graphischen Künsten zu widmen gedenken. Burgers Begabung für
die Originallithographie zeigt sich in dieser Sammlung von Frauen-
typen glänzend entwickelt und nach seiner früheren Abhängigkeit von
französischen Vorbildern individuell ausgebildet. Seine Eigenart liegt
in der harmonischen Verbindung einer in der Hauptsache auf die
Umrisse sicii beschrankenden, aber ausserordentlich bestimmten
Zeichnung mit einer vornehmen Farbengebung. Was an diesen Blättern
kes,
aus
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als wenn er mit dem Bleistift zeichnete. Phantasie und
augenblickliche Stimmung werden von ihm unmittelbar
auf der Platte ausgedrückt. Seine besten Radirungen sind
diesmal: »La Dormeuse« und »Les Tanagra au Louvre«.
Im allgemeinen herrscht in dieser Abtheilung die Land-
schaft vor, so namentlich in den Radirungen von Came-
ron, Burridge und Huson. Die vorzüglichsten Reprä-
sentanten in der Anwendung gemischter Methode sind:
H. May. Miss Constance Pott und Minna Boling-
broke. Diese Dame hat bekanntlich ihren Mädchennamen
als Künstlerin beibehalten, obgleich sie nicht nur die
Schülerin, sondern auch die Gattin Watsons wurde.
Unter den neu herausgekommenen Katalogen ist
besonders erwähnenswerth: -The Catalogue of Drawings
by British Artists, and of Artists of Foreign Origin
working in Great Britain, published by the Trustees«;
herausgegeben von Mr. Lawrence Binyon. Mr. Sidney
Colvin, der Director des Kupferstichcabinets, hat eine
sehr sachgemässe Vorrede zum Katalog verfasst. In den
Katalogen mehrerer grossen Institute, welche Sommer-
ausstellungen abhalten, finden wir Illustrationen der
bedeutendsten Bilder, und was die Hauptsache ist, nicht
in der bisher üblichen Manier, sondern durch die Wieder-
gabe von Zeichnungen, welche die betreffenden Meister
nach ihren Originalen selbst lieferten.
Nicht für England allein, sondern auch für das Aus-
land dürfte das illustrirte Werk »Queen Victoria by
Richard R. Holmes, Libranan to the Queen, Illustrated
from the Royal collections, Boussod, Valadon & Co.
London« aussergewöhnliches Interesse besitzen. Der
Verfasser ist der Bibliothekar der Königin. Die Illu-
strationen stellen die Königin in allen Lebensaltern dar; es
befinden sich darunter auch vortreffliche Photogravuren
nach ihren Porträts von Winterhalter. Mr. Thomson hat
die zu reproducirenden Porträts, Bilder und Kunst-
gegenstände ausgewählt, zu welchem Zwecke ihm sämmt-
liche Schlösser u. s. w. zur Verfügung standen. Am meisten
wird es aber an dieser Stelle interessiren zu hören, dass
auch heute noch, überall wo sie hinkommt, die Königin
ihre landschaftliche LTmgebung skizzirt. Ihre Lehrer in
diesem Fache waren Westall, Landseer und Lear. In der
Radirung nahm die Königin seit 1847 Lehrstunden bei
Leith, und in den letzten 12 Jahren bei Mr. Green. Man
wird sich vielleicht entsinnen, dass vor einigen Jahren
Miss M. Skerret, eine Dame, welche während 25 Jahre
sich in einer Vertrauensstellung bei der Königin Victoria
befand, in einer Auction mehrere Arbeiten der Konigin
Victoria verkaufen hess. Es waren insgesammt: 3 Original-
zeichnungen und 4 Radirungen der Königin, sowie
4 Radirungen der Kaiserin Friedrich, sämmtlich bezeichnet.
.Meistens stellten die Radirungen Porträts der königlichen
Familie dar Der Preis für diese Blätter betrug
700 Gulden.
Von den vielen bei Christie und Sotheby abgehaltenen
Auctionen kann nur im Allgemeinen gesagt werden, dass
die Preise für gute Werke der graphischen Kunst sich
ausserordentlich hoch hielten. Bei Christie wurde eine
Bleistiftzeichnung von Sir E. Bume-Jones mit 500 Gulden
bezahlt. Die Arbeit bestand in einem hübsch ausgeführten
Kirchenfenster. D. G Rossettis Zeichnung in rother Kreide
> Lilith« erreichte sogar 550 Gulden. Die bei Sotheby am
21. Mai beendete Auction der »Wilson-Sammlung« bestand
aus 945 Nummern, die einen Erlös von 43.000 Gulden
aufweisen. Da die Collection vor einem halben Jahr-
hundert angelegt wurde, so wird es nicht besondere
Verwunderung erregen zu hören, dass der Durchschnitts-
preis beim Einkauf pro Blatt 1 — 2 Schilling, und der
höchste Preis 1 Pfund betrug. Prinz Ruprecht, Radirung von
F. Faithorne, nach van Dyk, erster Plattenzustand, erzielte
230 Gulden; Mrs.Abington, in voller Figur, nach Reynolds,
von J. Watson, früher Druck, vor der Änderung in den
Adressen, 260 Gulden; ein vollständiger Satz der so-
genannten »Windsor-Schönheiten«, nachLely, von J. Wat-
son, 1030 Gulden; Eleonore Gwinn, von P. Tempest,
Originalradirung,570 Gulden.Leonore,von denEngländern
Neil Gwinn genannt, war ursprünglich Obstverkäuferin,
dann Schauspielerin und Geliebte Karls II. Aus diesem
Verhältnisse stammen die Herzoge von St. Albans.
Reproductionen jeder Art, bei denen jedoch häufig
die Loyalität höher als die Kunst steht, von Porträts der
Königin, des unerschrockenen Pfeifers von Dargai, der den
britischen Truppen zum Sieg verhalf, und last not least,
von Gladstone, beherrschen zur Zeit den Markt. Durch
den Tod wurden in der letzten Zeit abberufen: der
Illustrator Aubrey Beardsley, der Kupferstecher William
French und W. J. Linton. Der letztere war besonders
bekannt geworden durch die nachstehenden Werke:
Practical Hints on Wood Engraving«, »A History of
Wood Engraving in Amerika«, und »A Manual of the Art
of Wood Engraving«. Endlich soll bei dieser Gelegenheit
William Morris gedacht werden, da seine Schöpfung,
»The Keimscott Press«, vor wenigen Wochen geschlossen
wurde. Die von Morris und seinen Hilfsarbeitern geschaf-
fenen Holzstöcke giengen als Geschenk an das British-
Museum über, mit der Bestimmung, dass sie vor hundert
Jahren nicht benutzt werden dürfen. —
O. v. Schleinitz.
Kunstblätter.
Fritz Burger: 10 Original-Lithographien, Frauen-
typen vom Münchener Künstler-Fest 1898. München,
Piloty und Loehle. Folio.
Wir wollen hier auf diese Publication nur kurz hinweisen. Eine
eingehende Würdigung wird sie ja in der Monographie finden, die wir
Burger, der in unserer Mappe mit einem schonen Blatte vertreten ist, in
den Graphischen Künsten zu widmen gedenken. Burgers Begabung für
die Originallithographie zeigt sich in dieser Sammlung von Frauen-
typen glänzend entwickelt und nach seiner früheren Abhängigkeit von
französischen Vorbildern individuell ausgebildet. Seine Eigenart liegt
in der harmonischen Verbindung einer in der Hauptsache auf die
Umrisse sicii beschrankenden, aber ausserordentlich bestimmten
Zeichnung mit einer vornehmen Farbengebung. Was an diesen Blättern