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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.4244#0023
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Anwendung kommen, ist die Wirkung doch vortrefssich und im wahren
Sinne des Wortes decorativ. Unter den Vollbildern ist das schönste
■die Illustration zur »Ballade vom Reiter«, ein feingestimintes Blatt von
märchenhaster Poesie.
Wir hofsen, diesem Künstler recht bald wieder als Illustrator zu
begegnen. Wäre es nicht schön, wenn er einmal seine Krast an den
■deutschen Volksmärchen versuchte?
G. G.
Dir Gedichte von Heinrich Vogeler Worpswede.
Erschienen im Verlage der »Insel« bei Schuster und
Loeffler. Berlin. 1899.
Im Verlaufe des vorigen Jahres ist im Verlage von Heinemann in
London als neuester Band einer Serie von Literaturgeschichten ein
solcher von Aston über die japanische Literatur erschienen. Ein Buch,
das ausserordentlich viel Schönheit enthält und denjenigen, welche der
Kunst Altjapans in Liebe und Verehrung zugethan sind, entzückende
Aufschlüsse gibt über manche Geheimnisse, die, wie ein zarter Schleier
um köstliche Eisen- und Bronzewerke, um zartbemalte Kakemonos und
farbenreiche Theekännchen lagen. Denn die Lyrik Japans ist ja so
wundervoll harnionisch verschmolzen mit dem Leben und der Kunst des
seltsam reichen Volkes.
Der wundervolle Impressionismus, das absolut Persönliche der
japanischen Lyrik ist es, das mir einfällt, wenn ich die >Dir Gedichte«
Vogelers lese. Ein unendlich sensitiver Maler, ein Meister des Stistes, der
■die Schönheit und Grausamkeit der Natur, das beseligende Glück der
Liebe im blühenden Mai, den wilden Schmerz der Trennung, wenn die
Bäume vom Herbstwinde zerfetzt werden, so überaus tief empfindet, dass
er die Grenzen seiner gebundenen Kunst überschreitet und die Lyrik
zuhilfe nimmt. Es sind schlichte, rührende und weiche Verse voll Ein-
sachheit und tiesem Gesühl, beileibe ohne grosse Aspirationen.Ein zarter,
keuscher Reiz ist über sie wie auch über die Zeichnungen ausgegossen,
jene scheue Innigkeit, die dem Künstler eigen ist.
Es ist ein durchaus modernes Buch; es reproducirt in Facsimile-
druck die Handschrift des Künstlers und zarte, stilisirte Blüten
schmücken Aussenseite und Vorsatzblätter.
E. W. B.
Monumental-Schriften vergangener Jahrhunderte
von circa 1100 — 1812 an Stein-, Bronze- und Holz-
platten. Originalaufnahmen mit erläuterndem Text von
Wilhelm Weimar, Assistent am Museum für Kunst
und Gewerbe in Hamburg. Wien, Gerlach &. Schenk
(1899), Gross-Folio.
In dem Masse, als die Herausgabe dieses Prachtwerkes undank-
bar ist, in demselben Masse ist sie verdienstlich. Alles, was sich heute
mit Schrift befasst, ruft nach moderner Schrift und das praktische
Bedürfnis ist einzig auf neue Buchstaben gerichtet. Man bedenke aber,
wie wichtig es ist, dass dem Künstler, der von der gewohnten Gestalt
des Buchstabens abzugehen bestrebt ist, die bisherige Schrist-Silhouette
in allen Phasen ihrer geschichtlichen Entwicklung bekannt sei. Gleich-
falls undankbar ist in dem Werke die Darstellungsweise, nämlich die
Wiedergabe der Objecle in getreuen Umrissen. Es ist zweisellos, dass
Buchstabenmassen in voller Bildwirkung, mit Schatten, Dicke u. s. w.
gefälliger erscheinen würden, als die corredtesten Graphitabreibungen
und Umrisszeichnungen von Schriftplatten. Für das eindringliche
Studium von Seite des Künstlers oder Schristforschers aber wird letztere,

man könnte sagen, handschristliche Darstellungsweise von weit grösserem
Werte sein. — Achtundsechzig gut ausgewählte Gross-Folio-Taseln
geben in chronologischer Folge ein Bild künstlerischer Schrist-Ent-
wicklung von 1100—1812. Beigegeben sind den Taseln die correcte
Transcription der ost sehr stark abgekürzten Inschristen, dann die Masse
des Originals. Anerkennend muss auch hervorgehoben werden, dass die
Umgebung der Schristtafeln (meist heraldisch-ornamentale Motive | häufig
mit abgebildet ist, wodurch es möglich wird, zu beurtheilen, wie am
Objette die Schrist in den Raum gestellt ist. Zweifellos haben sich sowohl
Herausgeber als auch Verleger mit dieser uneigennützigen Publication
grosse Verdienste um die künstlerische und wissenschastliche Schrist-
sorschung erworben.
v. L.
Dr. Th. v. Frimmel, Geschichte der Wiener
Gemäldesammlungen. I. Halbband: Einleitung und
Geschichte der kaiserlichen Gemäldegallerie. 683 S.
Illustriert. Leipzig 1899, G. H. Meyer.
Die Einleitung theilt Aussprüche über die Wiener Gallerien mit,
handelt von der Anzahl der zu verschiedenen Zeiten in Wien befind-
lichen Gemäldesammlungen und Bilder, bespricht das Austreten ein-
heimischer Künstler, die Ein- und Ausfuhr von Gemälden, die össent-
lichen Feilbietungen und den Wiener Kunsthandel und zieht zum
Schluss einen Vergleich mit dem Ausland, der sich hauptsächlich
auf das Ausstellungswesen und das Erscheinen von Katalogen
erstreckt.
Das erste Capitel, das die Überschrift >Die kaiserliche Gemälde-
sammlung« trägt, gibt nach einem slüchtigen Blick aus Vorarbeiten und
Quellen die Geschichte der Bildergallerie des österreichischen Kaiser-
hauses, und zwar von Carl IV. an bis heraus in die Gegenwart. Indem
dieser Theil des Buches die Beziehungen der einzelnen Herrscher zu
zeitgenössischen Künstlern erörtert, die jeweiligen Erwerbungen und
Verluste verzeichnet, der Herkunft einzelner Gemälde und ganzer Bilder-
gruppen nachforscht, über alte Inventare und Kataloge unterrichtet
und sie zugleich kritisch verwertet, die Sammlung von einem Aus-
bewahrungsort zum anderen begleitet, mit den Custoden bekannt macht
und der Behandlung gedenkt, welche die Gemälde zum Beispiel bei
Neuaufstellungen oder in Kriegszeiten erfuhren, wird dem Leser aut
ebenso eingehende als temperamentvolle Weise das allmähliche
Zustandekommen der gegenwärtigen Bildergallerie des Kaiserhoses vor
Augen gesührt.
Der zweite Abschnitt des ersten Capitels geht der Reihe nach
die einzelnen Gemälde der Sammlung durch und bringt fast bei jedem
Stücke Literaturangaben und kritische Bemerkungen.
Eine Inhaltsübersicht, die dem vorliegenden Buche bei-
gebunden ist, theilt mit, dass die solgenden acht Capitel des ersten
Bandes von den Wiener Privatgallerien der Gegenwart und der
Vergangenheit handeln werden. Die vier Capitel des zweiten Bandes
werden Regesten und Neudrucke von Inventaren und Katalogen, einen
Überblick über den Wiener Bilderhandel und die Ein- und Aussuhr von
Gemälden,synchronistische Gallerielisten, ein chronologisches Verzeichnis
der Bilderversteigerungen, eine lexikalische Übersicht über die Wiener
Gemäldesammlungen, Nachträge und Register enthalten.
Zum Schlüsse sei noch erwähnt, dass das gross angelegte,
vornehm ausgestattete Werk unter Förderung des Ministeriums sür
Cultus und Unterricht herausgegeben wird.
A. W.
 
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