Staaten lebte. Nachdem sie dorten seit langen Jahren ver-
graben lag, ist sie wieder ans Licht gekommen und dem
Museum zum Kauf angeboten worden, welches dann
auch nicht zögerte, sich den Besitz des Schatzes zu
sichern.
S. R. Koehler.
Sylvester Rosa Köhler s.
Die vorstehenden Zeilen gingen der Redaction fast
gleichzeitig zu mit der Nachricht vom Ableben ihres
Verfassers. Sie sind wohl die letzte schriftstellerische
Arbeit, die er noch persönlich aus der neuen Welt über
den Ocean herübergeschickt hat.
Sylvester Rosa Köhler wurde am 11. Februar 1837
zu Leipzig geboren.Noch sehr jung ging er nach Amerika.
Anfänglich selbst Radirer und Lithogrttph kam er später
zur wissenschaftlichen Beschäftigung mit den graphischen
Künsten. Er galt als die erste Autorität Amerikas auf
diesem Gebiete. Zuletzt war er Vorstand des Kupferstich-
cabinettes in Boston. Am 15. September 1900 ereilte ihn
der Tod auf der Kisenbahnfahrt in der Nähe von Littleton
in Nordamerika.
Von den Schriften des Verewigten werden ausser
bedeutenden Werken über die Technik der graphischen
Künste besonders die Kataloge der von ihm veranstalteten
Ausstellungen als mustergiltig gerühmt(18S7: Radirungen
von Storni van's Gravesande und amerikanische Radirungen
von Frauenhand, 1889: Dürer und Exlibris, 1891: William
Blake, 1892: Reproducirende Künste und photomechanische
Verfahren. 1893: John Cheney, 1894: Verschiedene Arten
des Kupserstiches, 1896: Seymour-Haden). Als die Perle
seiner derartigen Arbeiten gilt der 1897 für den Grolier-
Club in New-York verfasste »Chronological Catalogue of
the Engravings, Dry-Points and Etchings of Albrecht
Dürer«. In den letzten Jahren war Köhler mit einer
Geschichte des Farbendruckes beschäftigt, die leider
unvollendet bleiben musste.
Unsere Gesellschaft verdankt dem Verblichenen
ausser zahlreichen Beiträgen in der vorliegenden Zeit-
schrift die inhaltsreichen Aufsätze über die Radirung und
den Holzschnitt in Amerika, die dem 1. und III. Bande der
»Vervielfältigenden Kunst der Gegenwart« zur besonderen
Zierde gereichen. Für den IV. Band des genannten Werkes
hatte er die Behandlung der amerikanischen Lithographie
übernommen. Auch hier hat der Tod unerbittlich ein
Wort dazwischen gesprochen.
D. R.
Eduard Chmelarz. t
Am 12. October starb Eduard Chmelarz, Vicedirector
der k. k. Hofbibliothek und Vorstand der Kupferstich-
sammlung, nachdem ihn eine schwere Krankheit schon
mehr als zwei Jahre seinem Berufe entzogen hatte. Mit
Chmelarz schied ein Gelehrter von höchst umfassenden
Wissen, ein äusserst erfolgreicher Schriftsteller, ein aus-
gezeichneter Beamter, der seines Amtes mit unbedingter
Hingabe waltete und sich von der Mehrzahl der Kunst-
beämten durch eine wahrhaftige, innerliche und warme
Beziehung zur Kunst unterschied, endlich ein Charakter
von ungewöhnlicher Liebenswürdigkeit und wahrer
Herzensgüte aus dem Leben. An drei hervorragenden
Wiener Kunstinstituten hat er während der 27 Jahre
seiner öfsentlichen Thätigkeit gewirkt: an der Albertina
(1871 — 1875), dem k. k. österreichischen Museum
(1875—1885) und der k. k. Hofbibiothek (1885—1898).
Als bedeutendstes Monument seiner Wirksamkeit am
österreichischen Museum ist seine Neubearbeitung des
von Fr. Schestag angelegten Kataloges der Bibliothek
dieses Institutes zu bezeichnen, eine bibliographische
Arbeit von weitreichendem Interesse. In die Zeit seiner
Thätigkeit an der Hosbibliothek fallen die zahlreichen
Arbeiten, die er im »Jahrbuch der Kunstsammlungen des
Allerhöchsten Kaiserhauses« als einer von dessen
eifrigsten Mitarbeitern verösfentlichte. Mit diesen immer
ergebnisreichen, gediegenen Untersuchungen, in denen
er weiterer Forschung die Richtung wies, war er unab-
lässig bemüht, die Schätze der ihm anvertrauten Samm-
! lung sowie der unvergleichlich reichen Sammlung von
Bilder-Handschriften der Hofbibliothek zu heben.
An erster Stelle dürfte wohl seine Arbeit über »die
Ehrenpforte des Kaisers Maximilians I.« (1886) zu
nennen sein.
F. D.
I .lteratur.
Karl Voll: Die Werke des Jan van Eyck. Eine
kritische Studie. Strassburg, K. J. Trübner 1900.
Das Studium der altniederländischen Malerei hat in Deutschland
seit Waagens, Hotthos und Schnaases Zeiten eine sehr ersreuliche Ver-
breitung gesunden. Je schwieriger und verwickelter die Kragen sind, die
aus diesem Gebiete noch der Lösung harren, desto grösser wird
allmählich die Zahl der Forscher, die gerade durch solche Schwierig-
keiten angezogen werden. In den letzten Jahrzehnten ist hier besonders
Preussen mit einer Reihe von älteren und jüngeren Gelehrten in den
Vordergrund getreten. Weniger Interesse sand die altniederländische
Malerei in Bayern, wo jedoch gerade die königlichen Sammlungen
eine Menge von Gemälden enthalten, die zu solcher Beschästigung
mannigfache Anregung bieten könnten. Während die älteren bayrischen
Forscher, wie A. Bayersdorfer und W. Schmidt, auch aus diesem Felde
viel des Hervorragenden geleistet haben, sehlte es bis vor Kurzem völlig
an jüngerem Nachwuchs. Darum sehen wir mit Freude, dass Karl Voll,
ein gebürtiger Bayer, eben mit einer interessanten kritischen Studie'
über die Werke des Jan van Eyck ans Tageslicht getreten ist.
Voll hat sich die gründliche Untersuchung alles dessen zur Auf-
gabe gemacht, was heute in össentlichen und in privaten Sammlungen
Jan van Eyck heisst. Eine solche Arbeit erscheint uns auch nach
Kämmerers umfassender und vorzüglicher Arbeit nicht überslüssig. Voll
schlägt dabei den richtigen Weg ein, nämlich den. sich bei jedem
graben lag, ist sie wieder ans Licht gekommen und dem
Museum zum Kauf angeboten worden, welches dann
auch nicht zögerte, sich den Besitz des Schatzes zu
sichern.
S. R. Koehler.
Sylvester Rosa Köhler s.
Die vorstehenden Zeilen gingen der Redaction fast
gleichzeitig zu mit der Nachricht vom Ableben ihres
Verfassers. Sie sind wohl die letzte schriftstellerische
Arbeit, die er noch persönlich aus der neuen Welt über
den Ocean herübergeschickt hat.
Sylvester Rosa Köhler wurde am 11. Februar 1837
zu Leipzig geboren.Noch sehr jung ging er nach Amerika.
Anfänglich selbst Radirer und Lithogrttph kam er später
zur wissenschaftlichen Beschäftigung mit den graphischen
Künsten. Er galt als die erste Autorität Amerikas auf
diesem Gebiete. Zuletzt war er Vorstand des Kupferstich-
cabinettes in Boston. Am 15. September 1900 ereilte ihn
der Tod auf der Kisenbahnfahrt in der Nähe von Littleton
in Nordamerika.
Von den Schriften des Verewigten werden ausser
bedeutenden Werken über die Technik der graphischen
Künste besonders die Kataloge der von ihm veranstalteten
Ausstellungen als mustergiltig gerühmt(18S7: Radirungen
von Storni van's Gravesande und amerikanische Radirungen
von Frauenhand, 1889: Dürer und Exlibris, 1891: William
Blake, 1892: Reproducirende Künste und photomechanische
Verfahren. 1893: John Cheney, 1894: Verschiedene Arten
des Kupserstiches, 1896: Seymour-Haden). Als die Perle
seiner derartigen Arbeiten gilt der 1897 für den Grolier-
Club in New-York verfasste »Chronological Catalogue of
the Engravings, Dry-Points and Etchings of Albrecht
Dürer«. In den letzten Jahren war Köhler mit einer
Geschichte des Farbendruckes beschäftigt, die leider
unvollendet bleiben musste.
Unsere Gesellschaft verdankt dem Verblichenen
ausser zahlreichen Beiträgen in der vorliegenden Zeit-
schrift die inhaltsreichen Aufsätze über die Radirung und
den Holzschnitt in Amerika, die dem 1. und III. Bande der
»Vervielfältigenden Kunst der Gegenwart« zur besonderen
Zierde gereichen. Für den IV. Band des genannten Werkes
hatte er die Behandlung der amerikanischen Lithographie
übernommen. Auch hier hat der Tod unerbittlich ein
Wort dazwischen gesprochen.
D. R.
Eduard Chmelarz. t
Am 12. October starb Eduard Chmelarz, Vicedirector
der k. k. Hofbibliothek und Vorstand der Kupferstich-
sammlung, nachdem ihn eine schwere Krankheit schon
mehr als zwei Jahre seinem Berufe entzogen hatte. Mit
Chmelarz schied ein Gelehrter von höchst umfassenden
Wissen, ein äusserst erfolgreicher Schriftsteller, ein aus-
gezeichneter Beamter, der seines Amtes mit unbedingter
Hingabe waltete und sich von der Mehrzahl der Kunst-
beämten durch eine wahrhaftige, innerliche und warme
Beziehung zur Kunst unterschied, endlich ein Charakter
von ungewöhnlicher Liebenswürdigkeit und wahrer
Herzensgüte aus dem Leben. An drei hervorragenden
Wiener Kunstinstituten hat er während der 27 Jahre
seiner öfsentlichen Thätigkeit gewirkt: an der Albertina
(1871 — 1875), dem k. k. österreichischen Museum
(1875—1885) und der k. k. Hofbibiothek (1885—1898).
Als bedeutendstes Monument seiner Wirksamkeit am
österreichischen Museum ist seine Neubearbeitung des
von Fr. Schestag angelegten Kataloges der Bibliothek
dieses Institutes zu bezeichnen, eine bibliographische
Arbeit von weitreichendem Interesse. In die Zeit seiner
Thätigkeit an der Hosbibliothek fallen die zahlreichen
Arbeiten, die er im »Jahrbuch der Kunstsammlungen des
Allerhöchsten Kaiserhauses« als einer von dessen
eifrigsten Mitarbeitern verösfentlichte. Mit diesen immer
ergebnisreichen, gediegenen Untersuchungen, in denen
er weiterer Forschung die Richtung wies, war er unab-
lässig bemüht, die Schätze der ihm anvertrauten Samm-
! lung sowie der unvergleichlich reichen Sammlung von
Bilder-Handschriften der Hofbibliothek zu heben.
An erster Stelle dürfte wohl seine Arbeit über »die
Ehrenpforte des Kaisers Maximilians I.« (1886) zu
nennen sein.
F. D.
I .lteratur.
Karl Voll: Die Werke des Jan van Eyck. Eine
kritische Studie. Strassburg, K. J. Trübner 1900.
Das Studium der altniederländischen Malerei hat in Deutschland
seit Waagens, Hotthos und Schnaases Zeiten eine sehr ersreuliche Ver-
breitung gesunden. Je schwieriger und verwickelter die Kragen sind, die
aus diesem Gebiete noch der Lösung harren, desto grösser wird
allmählich die Zahl der Forscher, die gerade durch solche Schwierig-
keiten angezogen werden. In den letzten Jahrzehnten ist hier besonders
Preussen mit einer Reihe von älteren und jüngeren Gelehrten in den
Vordergrund getreten. Weniger Interesse sand die altniederländische
Malerei in Bayern, wo jedoch gerade die königlichen Sammlungen
eine Menge von Gemälden enthalten, die zu solcher Beschästigung
mannigfache Anregung bieten könnten. Während die älteren bayrischen
Forscher, wie A. Bayersdorfer und W. Schmidt, auch aus diesem Felde
viel des Hervorragenden geleistet haben, sehlte es bis vor Kurzem völlig
an jüngerem Nachwuchs. Darum sehen wir mit Freude, dass Karl Voll,
ein gebürtiger Bayer, eben mit einer interessanten kritischen Studie'
über die Werke des Jan van Eyck ans Tageslicht getreten ist.
Voll hat sich die gründliche Untersuchung alles dessen zur Auf-
gabe gemacht, was heute in össentlichen und in privaten Sammlungen
Jan van Eyck heisst. Eine solche Arbeit erscheint uns auch nach
Kämmerers umfassender und vorzüglicher Arbeit nicht überslüssig. Voll
schlägt dabei den richtigen Weg ein, nämlich den. sich bei jedem