Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1903

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4251#0064
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
— 60 -

»Letters and State Papers of Henry VIII.«, Band III, Th. 2, S. 1498, Nr. 3602, kurz zusammengefaßt. Der Urtext, der
noch nie gedruckt wurde, mag an dieser Stelle folgen:
Serenissimo Invictissimo et Excellentissö. Principi Dno. Domino Henrico Regi Anglie et Frantie fidei defensori,
Domino Hibernie, &c. Domino suo Clementissö.
Serenissime Invictissime et Excellentissime Rex. Non sum immemor quibus benefitijs, quibus honoribus Regia
Maiestas tua humilem me Maiestatis tue seruü affecerit; vt quem Regijs manibus in tue Mtis arce Winndesore in
auratam societatem accersiuerit, adscripserit, et equitem Auratum designauerit. Quo in loco non tarn desipio, vt gratias
referre tentem. R. M" tue quas minime possum. tantillus homo Potentissimo Regi. Animü tarnen exhibeo R. Mu tue
serviendi promptissimü, ita ut si quando R. Mü tue visum fuerit, q primum ad R. Mtem tuam centum aut (si malit.
R. Mtds tua) plurium armatorü equitum comitatu stipatus, aduolaturus sim. Interim eius animi ceu Indicem quendam
ensem hunc pro mediocritate nostrorum Artiflcü hic elaboratum destino. Quem oro et obtestor, vt eo animo eoq' uultu
suscipiat R. Mtas tua quo cetera omnia subditorum solet, hoc est benignissime. Quin vt breuibus agam, meipsum, et
quicquid est mei tue R. Mli osfero, voueo ac dedo, Quem diu superstitem et incolumem esse precor, et regno non
infelicj foelicissime praesidere. Dat' ex Norinberga quarta Die Mensis Decembris Anno Dhi M. D. xxiij.
Tue. S. R. Maiestatis
Obsequentiss. servitor
Laurentius Stauber
Eques &c.
(Auf der Rückseite:)
1523/ Ex Norimberga a Dno Laurentio Stauber iiij Decemb.
Aus diesem Briefe geht hervor, daß Staiber nicht etwa bei der Anwesenheit der englischen Gesandtschaft zu
Nürnberg im Herbste 1523, sondern von Heinrich VIII. persönlich im Schlosse Windsor zum Ritter geschlagen
wurde. Nach dem Wortlaut des Briefes ist es anzunehmen, daß noch keine lange Zeit seit dem Ritterschlag verlaufen
war. Der Ausdruck »aurata societas« bedeutet keinen bestimmten ritterlichen Orden — es gab deren damals in
England nur zwei, den Hosenbandorden und den alten, angeblich 1399 von Heinrich IV. gestifteten Bathorden —,
sondern den Ritterstand der einfachen »Knights Bachelors«, die, damals wie heute, mit dem Schlage des königlichen
Schwertes auf die Schulter und der Anrede, »Rise, Sir Laurence« (oder wie der Vorname sonst heißen mag), den Titel
»Sir« und den Vorrang vor der nicht betitelten »gentry« erhielten. »Eques auratus« kommt in lateinischen Urkunden
des XVI. Jahrhunderts, z. B. auf Grabschriften, als Titel eines solchen Ritters häufig vor.
Die Kette auf den Holzschnitten ist auch keine Ordenskette, sondern die sogenannte »collar of the King's livery«,
die zwar einer Persönlichkeit ritterlichen oder noch höheren Standes verliehen werden mochte, an sich aber
keinen höheren Grad des Adels erteilte als den eines »Esquire«. Dieselbe Kette umgibt das königliche Wappen auf
Petschaften Heinrichs VII. und Heinrichs VIII.; sie ist auch auf Holbeins Porträt des Sir Thomas Moore als Kanzler
zu sehen, mit dem einzigen Unterschied, daß die SS nicht durch Knoten getrennt sind.'
All diese kleinen Skizzen sind unwichtig, und ihr Sinn ist meines Wissens vorher noch nicht beachtet worden;
aber ihre unanfechtbare Echtheit und das Interesse, das sich stets an die erste, von des Meisters Hand, wenn auch
noch so flüchtig hingeworfene Idee zu einer Komposition knüpft, mögen ihre Publikation rechtfertigen.
Campbell Dodgson.

Emil Lugo als Zeichner und Graphiker.
Mitte November wurde im Kupferstich-Kabinett zu München eine Ausstellung von Zeichnungen und Lithographien
des verstorbenen Emil Lugo eröfsnet, die zum ersten Male einen intimen Einblick in das Schasfen des Meisters gibt.
Waren doch bis zu seinem Tode nur seine Gemälde — und auch diese nur selten in größerer Zahl — der Öffentlichkeit
bekannt geworden; die reiche Fülle der Schönheit aber, die in seinen Zeichnungen und Aquarellen enthalten ist, war
bis dahin nur einem kleinen Freundeskreise zugänglich.
Eigentlich ist die Ausstellung als Ganzes auch eines seiner Werke; denn alle Blätter sind ein Vermächtnis des
Malers an die Sammlung und die Auswahl ist mit großer Sorgfalt so getroffen, daß wir daraus seine ganze Entwicklung
verfolgen können. Die frühesten Blätter —■ Aquarelle — tragen das Datum 1857; damals war Lugo 17 Jahre alt. Es
sind fleißig gearbeitete Naturstudien, die noch wenig von seiner späteren Großartigkeit, dagegen schon vollständig
sein liebevolles Eingehen auf Einzelheiten zeigen. Besonders tritt dies bei den Blatt- und Pflanzenstudien hervor, die

i Vgl. J. G. Nichols, »Collars os the Royal Livery«, Gentlemans Magazine, N. S, XVII—XIX, besonders XIX, 259. G. Schars, Archa?ologia.
XXXIX, 267.
 
Annotationen